Ungeeignet als Mutter?

Ich will nicht jammern, aber ich muss mir jetzt mal was von der Seele schreiben. Wir haben sehr sehr lange auf unsere Tochter gewartet und einiges mitgemacht um überhaupt erstmal schwanger zu werden. Dann folgte eine sehr schwierige Schwangerschaft von der ich mich körperlich und seelisch immer noch erhole. Meine Kleine ist jetzt 8 Monate alt und ich liebe sie über alles. Aber….. ich kann irgendwie nicht so viel mit ihr anfangen. Ich weiß nicht wie ich sie überhaupt beschäftigen soll. Wir gehen mal einkaufen, wir üben mal bissl krabbeln im Laufstall, sie manscht Essen im Hochstuhl, wir gehen spazieren… aber die meiste Zeit empfinde ich einfach nur als anstrengend. Ich habe keinen Spaß dran auf dem Bauch im Laufstall zu liegen und mit ner Rassel zu klingeln. Das führt dazu dass ich neben ihr sitze und irgendwann auf dem Handy rum Klicker weil ich gelangweilt bin. Wenn wir spazieren gehen wollen, brauche ich ungelogen ne halbe Stunde bis ich los komme. Bis sie angezogen is, der Wagen aufgebaut, alles für sie dabei (Wickeltasche, Schnuller, Knisterbuch o.ä., im Sommer noch Sonnenschutz usw.), dass alles mit ihr auf dem Arm, weil sie beim Ablegen nach 10 Sekunden anfängt zu quengeln, bin ich klatschnass geschwitzt. Eigentlich hab ich deswegen auch oft garkeine Lust überhaupt wegzugehen mit ihr. Alleine irgendwo liegen lassen geht nur Sekunden(!)weise. Die ersten beiden Urlaube waren der Horror und hatten mit Entspannung nichts zu tun. Ich habe außerdem völlig unterschätzt was es mit mir machen wird 24/7 für einen kleinen Menschen verantwortlich zu sein. Ich habe ständig Angst dass ihr was passiert, dass ihr irgendwas schadet, dass ich sie nicht richtig fördere oder sonst irgendeinen Fehler mache. Ich gehe manchmal laaaaaaaaange alleine einkaufen oder sitze viel länger auf dem Klo als nötig, um mal kurz meine Ruhe zu haben. Und deshalb habe ich durchgängig ein schlechtes Gewissen. Weil ich sie gefühlt nicht genug fördere, weil ich mich wegstehle, weil ich keinen Spaß an Rasselspielen habe, weil ich sie unter der Woche oft „zwischen Tür und Angel“ stille oder im Büro, weil ich genervt bin wenn sie nachts das 6. mal gestillt werden will obwohl ich nen wichtigen Termin am nächsten Tag habe, weil irgendwie alle anderen Mütter so viel mit den Babys machen und so glücklich dabei aussehen…. Erst recht seit ich wieder arbeiten gehe. Weil dann hab ich sie eh nicht viel gesehen den Tag über und dann will ich auch noch meine Ruhe haben…. Ging es noch jemandem so? Wird das besser? Hat jemand Tipps für den Tagesablauf mit Baby? Was macht ihr mit den Kleinen?

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Wenn man hier die Beiträge zu Kita ab 1 Jahr liest, dann bekommt man den Eindruck, es gibt nur Übermütter, die ihr Kind auf keinen Fall vor 3 zur Kita bringen würden, weil man als Mutter ja dem Kind so viel mehr Input geben kann und das 24/7 in Vollbespaßung. Mag sein, dass es solche Mütter gibt, denen es Spaß macht ihr Kind wirklich durchgängig Spiel, Spass, Abwechslung, etc. zu versorgen. Die täglich mehrere Stunden auf den Spielplatz, zu Krabbelgruppen und sonstigen Baby/Kindertreffen gehen, weil sie sonst nichts zu tun haben oder zu tun haben wollen, aber ich denke eher, dass die Mehrheit so ist, wie du es beschreibst, dies nur nicht so an die große Glocke hängen, wie die wenigen Übermütter.

Was du beschreibst ist vollkommen normal. Meine Meinung! Und es wird besser, je selbstständiger das Kind wird. Lass dir bzgl. Kita ab 1 Jahr auch nichts einreden. Kita ist toll ermöglicht es dir entspannter zu Arbeiten und du verpasst trotzdem nicht, wie dein Kind aufwächst. :-)

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Und hättest du dir nun ein Zacken aus deinem kleinen Glitzerkrönchen gebrochen, den Beitrag neutraler, ohne die gezielte Abwertung durch den Begriff "Übermütter", zu schreiben?

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Übermütter ist nur ein Begriff, um die Abgrenzung zu den Müttern zu verdeutlichen, die ein unatürliches Bild der Mutterseins vermitteln, indem sie die unschönen Seiten in ihren Berichten weglassen.

Wenn du den Begriff als abwertend bewertest, dann fühlst du dich damit wahrscheinlich angesprochen und bist dir bewusst, wieviel Wahrheit da drin steckt.

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Ich kann das total verstehen.

Man hat so rosarote Vorstellungen von der Zeit mit Baby. Siehe Pampers-Werbung. Glückliche, zufriedene Babys, glückliche, zufriedene Mamis.
Die Realität sieht dann so anders aus. Ich glaube, dass ganz viele Eltern unglaublich froh sind, wenn das Babyjahr rum ist. War bei mir so. Es ist einfach echt langweilig, die Zeit mit Baby rumzubringen. Es hilft etwas, wenn man andere Eltern hat, mit denen man sich treffen kann, um wenigstens etwas soziale Kontakte zu haben. Aber das Baby an sich ist halt einfach noch sehr langweilig. Heißt nicht, dass man es nicht liebt. Aber es gibt sie einfach, die Baby-Mütter, und die Nicht-Baby-Mütter.

Einziger Trost: es wird anders werden. Je älter es ist, desto interessanter wird der Tag mit dem Kind.

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Ich bin noch keine Mutter - arbeite aber in der Krippe bzw. bin seit 10 Jahren Erzieherin. Jedes Alter ist anstrengend. Hundertmal das gleiche Buch lesen, Puzzle unter den Möbeln holen, Essen vom Tisch kratzen, Schuhe auf die Füße drücken, Sandberge im Flur, kind lässt ne Packung Mehl fallen, Kind macht laute Dinosaurier Geräusche … Es wird auf jeden Fall ‚anders‘, aber ob es ‚besser’ wird - keine Ahnung. 😂🤷🏼‍♀️

Meine Erfahrung ist, dass es sehr vielen Eltern schwer fällt, sich auf das kindliche Spielverhalten einzulassen und sind froh, wenn das in der Kita ausgelebt werden kann und das Kind ausgelastet nach Hause kommt. Du bist nicht allein! Lg

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Ich denke nicht, dass man als Mutter ungeeignet ist, weil man mit dem Babyspielzeug nicht so viel anfangen kann. Mutter sein ist ja soviel mehr als das und die Babyzeit ist nur eine kurze Episode. Weswegen wolltest du denn gern Mutter werden? Ich persönlich beschäftige mich schon immer gern mit Kindern, aber die ersten Jahre sind schon.. naja eher langweilig. Ich bin auch nicht so der Basteltyp und froh, wenn meine Kinder das in der Kita mitbekommen. Ich würde sagen, du findest raus, was du gerne machen möchtest mit deiner Kleinen und freust dich darauf. Oder schaust wie du sie fördern und fordern kannst. Du musst sie aber nicht den ganzen Tag bespaßen, die Babies brauchen auch Zeit um Dinge zu verarbeiten. Lass sie teilhaben an den Dingen, die du machst. Ich erzähle meinem Baby zum Beispiel einfach was, während ich Wäsche zusammen lege usw. Mein Großer hilft auch unheimlich gern beim Haushalt oder baut was mit Papa.. man muss also nicht unbedingt den ganzen Tag Kinderkram machen. 😉
Alles Liebe dir!

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Ich bin letztens klitschnass, mit Schlafshirt und katzenbehaarter Leggings und ungeputzten Zähnen mit dem Kind spazieren gegangen. Das kommt öfter vor. Die Nachbarn denken vermutlich ich bin am Rande des Wahnsinns. Unser Sohn schläft 12h durch und trotzdem hab ich Augenringe die ich mir bald um den Hals schmeißen kann. Die 30 Minuten Vorbereitung zum spazieren gehen ist voll normal. Ich geh dann halt so raus, wie oben genannt um längeres weinen beim Kind zu vermeiden.
Aber weißt du was? Es ist halt so und am Ende des Tages sind wir doch alle in der gleichen / ähnlichen Situation.
Generell hat mir nie jemand gesagt dass diese unendliche Last der Verantwortung so schwer auf meinen Schultern lastet und die Liebe so stark, dass sie mich bald erdrückt.
Ich liebe dieses Leben und Sehne mich gleichzeitig nach der unbeschwerten Zeit zurück.

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So schön geschrieben…

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Unser Sohn ist jetzt 3,5. Ich empfand das Babyjahr als äußerst langweilig. Es hat sich unendlich gezogen. Irgendwie war ich häufiger mal überfordert und dabei geistig ständig unterfordert. Das war sehr anstrengend. Ich saß oft lesend neben unserem Sohn. Jetzt beim 2. Kind ist es einfacher, weil ich nachmittags noch den Großen habe. Und ja: mit einem Jahr ging es aufwärts. Er hat früh viel gesprochen, konnte dann laufen. Und jetzt ist es wirklich schön, weil man sich mit ihm unterhalten kann und er zudem gerne die Bespaßung fürs Baby ist. Sie schaut ihm immer bei allem gerne zu. Sehr entspannend.
Ich kann dir sagen, dass du dein Baby nicht permanent fördern musst. Es fördert sich auch selbst. Ich habe viel vorgelesen, auch meine Bücher oder Zeitungsartikel. War dann für beide spannend. Was auch gut ist: Haushalt oder kochen und das Baby zuschauen lassen, ggf in der Trage auf dem Rücken.
Sport mit Baby kann ich auch empfehlen. Und wenn du da rumliegst und mit der Rassel spielst: über Kopfhörer Podcasts oder Hörbücher hören, lenkt gut ab.

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Der Text könnte von mir sein. Mein kleiner ist fast 20 Monate alt und wie viele schön sagen: Es wird anders.
Aber es ist deutlich schöner, wenn man sich mit dem Kind unterhalten kann und er auch alles versteht.

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Hey erinb,
Stell dir vor, ich hab neulich eine serie geguckt, in der eine protagonistin ein baby bekommen hat. Eins, zwei szenen zeigten sie etwas zerzaust und in der nächsten schon saß sie lesend neben dem schlafenden einjährigen und sagte "hach, schon das dritte buch, das ich zuende lese, es wird zeit wieder zu arbeiten." Oder so ähnlich.
Und jetzt sitz ich neben meinem schlecht schlafenden, einjährigen kind:
ich bin ausgebrannt,
habe existenzangst,
ungeschnittene fußnägel,
hunger,
keine lust berührt zu werden,
einen enorm veränderten körper,
hormone des grauens, die mich wegen jeden scheiß vor wut implodieren lassen oder in tränen ausbrechen lassen.
Tausend unerfüllte Bedürfnisse von mir.
Außerdem habe ich noch ein fünfjähriges mit tausend weiteren Bedürfnissen, für die ich verantwortlich bin.

In meinem freundeskreis ist keine vor freude verstrahlte mutter in Elternzeit, das brachte mich auf die idee, dass unsere (gesellschaftliche) form der kleinfamilie im besonderen während der baby und kleinkindzeit mitunter einfach beschissen ist.
Ich muss nicht erwähnen, dass ich mein kind liebe, natürlich. Jedoch muss ich erwähnen, dass frauen und männer nicht automatisch voller glücksgefühle zu mütter und väter werden. Das ist etwas, das man lernen muss. Und dieser prozess (google mal "muttertät" oder "matreszens")
Ist kräfteraubend. Das schlimme ist, niemand bereitet einen auf sowas vor. Dieses chaos. Man weis zwar, wie wann welcher zahn im baby einschießt, aber nicht, dass das gehirn der eltern durch hormone umstrukturiert wird, was man sogar auf gehirnscans nachvollziehen kann (voll krass)
Dieser prozess ist so enorm, so irre, dass mütter ein wechselbad der gefühle durchleben (traurig, fröhlich, überfordert, gelangweilt GLEICHZEITIG)
Was ich aber wirklich scheiße finde ist dieses schlechte gewissen, das meiner meinung nach daher kommt, dass mütter idealisiert werden. Sie verlieren das recht, fehlbare menschen mit bedürftnissen zu sein.
In filmen finde ich es zum beispiel immer besonders nervig, wenn alleinerziehende väter thematisiert werden: meistens sind die (heiligen) mütter in diesen geschichten verstorben. Selten bis nie haut da eine mutter ab, weil sie nen jüngeren kennengelernt hat. Im gegenzug werden Allernerziehnde mütter in filmen meistens von den Vätern verlassen. Ich schweife ab.
Um auf den punkt zu kommen: würde man müttern gestatten, menschen mit fehlern, bedürftnissen und Grenzen(!) Zu sein, müssten wir uns jetzt nicht mit diesen beschissenen gewissensbissen und dem perfektionismus und dem Gefühl für ALLES verantwortlich zu sein herumschlagen müssen.
Wahrscheinlich würde man sich da gegenseitig mehr unterstützen und väter von beginn an auf gleichwertig einspannen.
Noch so eine geschichte: mein partner wird in den höchsten tönen gelobt, wenn er unter Zeugen das kind herumträgt. Im Gegensatz dazu muss ich mir anhören, ich sei eine rabenmutter, wenn ich im kaufland das kind in der trage stille, während ich den wocheneinkauf aufs kassenband bugsiere.
Die leute ham nen knall.

Fazit: es ist alles normal, was du fühlst.
Mach dich nicht verrückt, wenn du mal handy klickst oder was auch immer dich entspannt. Achte auf dich, gönn dir pausen.
Ich hab nebenbei auch mal den fernseher oder irgendwelche true crime podcasts laufen gehabt. Das juckt die kleinen nicht. Ich hab mit den kindern auch allein urlaub gemacht und mal nen Kurzurlaub bei ner freundin. Mal rotwein trinken unter erwachsenen wirkt wunder. Als es mir mal kacke ging und ich mit den Nerven am ende war, hab ich das baby in die trage gepackt und bin mit nem bier und kopfhörern nachts spazieren gegangen. Oder ich hab konzerttickets gekauft und mich tierisch gefreut.
Tu dir was gutes!
Alles Gute!

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Ach danke dir sooooo sehr für diesen Text! Ich hab bissl geweint, aber vor allem gelacht! Mir gehts schon besser :)

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So gut geschrieben!! 👏🏻

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Alles gut! Ging mir genau so 😅🙈
Jetzt sind meine Mädels fast 6 und 3 und inzwischen macht es mir Spaß Mutter zu sein. Trotzdem bin ich oft genervt und habe heute erst beim Frühstück gesagt das ich mir 2-3 Mickeymäuse (Gehörschutz) kaufen muss um immer ein Paar griffbereit zu haben wenn die 2 beginnen laut zu werden 😬🙉
Ich hab mich im ersten Jahr mit kind1 so gelangweilt das ich ein Fehrnstudium begonnen habe 😅
In erster Linie war es langweilig und anstrengend..das das überhaupt beides zusammen geht ist schon lustig.

Aber mal ehrlich: der Spruch 'es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind groß zu ziehen' ist verdammt wahr! Wieviel einfacher und erträglicher wäre das Leben mit kleinkindern wenn man nicht allein mit ihnen zuhause hocken würde sondern noch ein paar andere Erwachsene da wären die mal aufpassen könnten? Mit denen man sich unterhalten könnte?
Ich finde es mit 2 Kindern inzwischen einfacher, weil die so viel zusammen spielen. Da habe ich kein schlechtes Gewissen mehr zu sagen ' ich möchte nicht mitspielen, mir nacht das keinen Spaß! Spielt ihr mal zusammen'..denn das ist nur authentisch! Letztlich müssen wir unsere Kinder nicht 'mit Absicht' fördern 😉 sie wollen das tägliche Leben begreifen und ein (wertvoller) Teil unserer Gemeinschaft sein. Meine Mädels wollen helfen..(ist nicht immer wirklich hilfreich 😅) sie wollen Teig kneten, und Gemüse schneiden, Waschbecken und Schuhe putzen, Blumen gießen und die Katze fütten...klar dafür ist dein Baby noch zu klein. Aber es 'braucht' keine extra Förderung. Lass es die Tupperdosen ausräumen, gib ihm etwas alltägliches zum spielen, lass es irgendwie 'mitmachen'. Und nimm dir guten Gewissens deine Auszeiten OHNE Kind! Genieß diese Zeit. Den erholt und mit geladenen Akkus hast du wieder etwas Energie für die Aufopferung für dein Kind.
Such dir Mütter mit ähnlichem Gefühl...dann kann man ein bischen Jammern...mir hat das immer sehr gut getan 😄
Und je älter sie werden desto mehr kann man mit ihnen unternehmen. Wenn sie dann mit 2-3 in der Autonomiephase ihren eigenen Willen entdecken fragt man sich was an dieser Babyzeit denn eigendlich so nervig war 😅🙈