Zurück aus der Schreiambulanz

Hallo ihr Lieben,
hatte ja letztes mal berichtet das unsere KIA geraten hat unsere Kleine mal in einer Schreiambulanz vorzustellen und wollte nach dem heutigen Besuch dort mal berichten.
Manche Sachen waren ganz interessant, andere fand ich eher befremdlich...
Z.B. soll ich den Stillabstand der aktuell bei 2 h liegt auf 3 oder 4 Stunden erhöhen.
Und wenn die Kleine eine akute Schreiatacke hat nicht weiter auf dem Arm halten weil das zu viele Reize wären sondern ins Bett legen und nur daneben setzen und die Hand halten.... Weiß noch nicht ob ich das kann....
Müssen jetzt eine Woche Protokol führen wann sie schläft, gestillt wird, gut oder schlecht gelaunt ist...
Außerdem wirklich alle Stunde bzw 1,5 Stunden hin legen, am besten nicht auf dem Arm sondern auch im Bett weil es da am "reizarmsten" ist.

War irgendwie ein bisschen enttäuscht von dem Besuch... Bin ja eigentlich mehr der Fan von bedürfnissorientierter Erziehung und das ist alles schon sehr nach "Stundenplan"... Aber vielleicht braucht sie ja genau das, wir werdens jetzt mal versuchen, wenn es sich nicht richtig anfühlt wirds wieder geändert!
Viele Grüße
suma

1

Hm, wie sehr leidet die ganze Familie unter dem Schreien des Babys? Die Konditionierungsmethoden (sprich "Schreienlassen") funktionieren eigentlich gut. Die Babys lernen normalerweise recht schnell, dass niemand kommt, wenn sie schreien, bzw. keiner sie hochnimmt und niemand ihnen die Brust gibt, und hoeren dann irgendwann auf zu schreien. Ich bin kein strikter Gegner dieser Methoden. Ich finde, sie haben schon ihre Berechtigung, und zwar dann, wenn das Familienleben massiv leidet und/oder die Eltern total am Stock gehen. Dann finde ich, koennen diese Ansaetze durchaus sinnvoll sein, denn ein Baby, dessen Beduerfnisse nicht voll befriedigt werden ist im Zweifelsfalle besser als Eltern mit totalem Nervenzusammenbruch. Die koennen dann naemlich auch keine Beduerfnisse mehr befriedigen

Aber, ich denke, man (vor allem das Baby) zahlt schon einen Preis, und man muss sich sicher sein, dass man das wirklich will. Wenn Du Dich fragst, ob Du es durchhalten kannst, Dein Baby in seinem Bett schreien zu lassen, dann kann es durchaus sein, dass es hinterher keinem von Euch besser geht.

Dass das reizarme Bett fuer ein Schreibaby besser sein soll als die Brust der Eltern, wo es deren gleichmaessigen Herzschlag hoeren kann, dass kann ich mir nur schwer vorstellen. Auch am Stillabstand wuerde ich persoenlich eher nicht drehen.

Du bist ja weiterhin muendig und erwachsen und hast durchaus die Moeglichkeit, Dir die Dinge rauszusuchen, mit denen Du Dich anfreunden kannst, andere fuer Euch anzupassen und wieder andere ganz wegzulassen. Wenn Du Reize mindern willst, kannst Du ja erstmal versuchen, Dein schreiendes Baby nur im abgedunkelten Raum im Arm zu halten, also nicht rumlaufen, nicht schuckeln, nicht singen, aber auch nicht einfach hinlegen.

Regelmaessige Schlaefchen einzufuehren finde ich auch eine Idee, die einen Versuch wert sein kann. Aber ob es dazu nun unbedingt allein im Bett liegen muss, weiss ich nicht...

2

Ups, zu frueh abgeschickt. Gute Nerven und alle Gute wollte ich Euch noch wuenschen!

3

Huhu!

Wie alt ist dein Baby denn?

Ich hatte selber zwei Schreibabys, von denen die Tochter die schlimmere war #schwitz Mit ihr war ich sogar einmal 1,5 Wochen im Krankenhaus, weil sie gar nicht mehr aufhörte zu schreien und mir die ganze Situation mit noch einem relativ kleinen Kind (damals 3 Jahre alt) zu Hause komplett über den Kopf wuchs.

Was ich definitiv bestätigen kann ist, dass es gut ist, auf eine ruhige, reizarme Umgebung zu achten. Den KKH Aufenthalt hatte ich mit der Tochter, als sie knappe 5 Monate alt war. Danach war der ganze Spuk schon fast vorbei, und ich schwöre, dass das daran lag, dass sie mal eine Zeit lang Ruhe (und was ist schon ein KKH gegen das, was sonst auf dem Programm stand, wo sie überall mit hin musste, Kinderturnen, Spielplatz etc.) hatte.

Allerdings hat da niemand was von den Abständen zwischen den Stillmahlzeiten gesagt #kratz Das habe ich weiter so gehandhabt, wie vorher - nach Bedarf.

Wichtig ist wirklich Ruhe und so viel Schlaf, wie möglich.

Was ich mit meiner Tochter damals geübt habe, war das Schlafen im leicht abgedunkelten Kinderwagen. Vorher konnte ich sie nur im Tuch transportieren, und das auch nur, wenn sie schlief. Da hat sie natürlich alles hautnah mitbekommen, wenn ich den Großen gerufen habe etc. Im Kinderwagen kam sie besser zur Ruhe, nachdem wir das ein bisschen geübt hatten. Und ich habe sie im Wagen gepuckt. Das sind aber Dinge, die MEINEM Baby damals gut taten. Es gibt sicher auch Babys, bei denen es das Gegenteil ist, die grad durch viel Tragen ruhiger werden (so war es bei meinem Großen).

Eine Schwester auf der Station hat damals zu mir gesagt, dass meine Tochter eben leider ein Baby ist, das viel schreit, und dass man - nach Ausschluss von allen körperlichen Ursachen - den Grund dafür wahrscheinlich nie zu 100% rausfinden wird, und so kann man eigentlich nur versuchen, sie zu begleiten und so zu akzeptieren. Das war irgendwie für mich der "Schlüsselsatz".

Es war eine harte Zeit, aber dann, ab dem 6. Monat, ging es wirklich aufwärts!

Alles Gute

raevunge

4

Hallo suma,

mein Sohn (mittlerweile 11) ist auch ein KISS-Kind und war als Baby fast so wie Deine Tochter. Leider gab es bei uns keine Schreiambulanz, so musste ich selbst "experimentieren". Und das hat geholfen: Ganz strenger Tagesablauf, alle Handlungen wie füttern, spielen, spazieren etc. immer zur selben Zeit (+/- 10 Minuten, mehr nicht). Maximal 1,5 Stunden (also wie bei euch) wach. Hinlegen ins eigene Bett, Jalousien so weit runter, dass nur ganz wenig Licht durchkommt. Abends habe ich sie dann ganz runtergelassen, damit er Tag und nacht unterscheiden lernt. Arzttermine so vereinbaren, dass es in den Zeitplan passt. Dann habe ich von Stillen auf Flasche umgestellt. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass er durch die Blockaden den Kopf nicht richtig drehen konnte und so Schmerzen beim Trinken hatte und nicht satt wurde.

Wir waren auch bei der Physiotherapie. Er hat manuelle Therapie und Bobath bekommen, was super geholfen hat.

Hoffenlich helfen euch meine Zeilen, alles Gute

Heike

5

Hallo Suma #winke
ich habe hier auch ein Schreibaby. Mein Sohn ist mittlerweile 8 Monate alt und braucht immer noch Hilfe beim Einschlafen. In einer Schreiambulanz waren wir nicht. Ich habe mir Hilfe von der EEH geholt und bin sehr zufrieden damit. Der kleine Mann hat bis vor einer Woche noch tagsüber in der Nonomo geschlafen. So ganz hat uns das nicht mehr gefallen, da er sehr mobil ist und sich überall hochzieht. Wir mussten immer sehr schnell sein wenn er wach wird, sonst hat er sich hingesetzt. Letzten Dienstag hatte ich nochmals einen Termin mit der EEH und mir wurde auch empfohlen, dass er in seinem Bett schläft. Wir wollten das auch. Allerdings hieß es nicht, dass er da alleine liegen soll. Ich habe meinen Sohn beim Einschlafen nie alleine schreien gelassen. Ich kuschel mich zu ihm (wir haben sein Babybett mit einer offenen Seite an unserem Bett stehen) und bin selbst dabei ganz ruhig. Soll heißen, dass ich nicht nur ruhig daliege, sondern auch innerlich ganz ruhig bin. Die kleinen haben so feine Antennen, die merken sofort wenn Mama angespannt ist. Was soll ich sagen, der kleine Mann schläft seit einer Woche auch am Tag in seinem Bett, ohne dass ich ihn alleine schreien lassen muss. Sonst habe ich teilweise bis zu einer Stunde vor der Nonomo gesessen und geschaukelt und zusätzlich gab es noch Einschläfgeräusche in Sinne einer Dunstabzugshaube oder Waschmaschine.
Ich wünschte mittlerweile, ich hätte viel früher Hilfe geholt. Falls du Fragen hast, dann her damit. Du darfst mich auch per PN anschreiben.

Liebe Grüße und sehr gute Nerven. Irgendwann wird es besser.

6

Hallo,

mein Großer war auch ein Schreibaby. Ich habe jetzt nicht deine ganze Geschichte verfolgt, antworte aber trotzdem mal auf deinen Post.

Ich konnte meinen Sohn nicht schreiend allein hinlegen, es hat mir das Herz gebrochen. Ich hatte ihn schreiend auf dem Arm, so merkte er immerhin, dass jemand da ist. Daher würde ich diesen Punkt an deiner Stelle nach Gefühl handhaben.

Was ich definitiv bestätigen kann, ist der regelmäßige Tagesablauf mit den immer gleichen Tätigkeiten in der immer gleichen Reihenfolge. Schlafen und Essen gab es immer Punkt zur selben Uhrzeit. Gerade Schreibabys brauchen dieses Sicherheits-Korsett unbedingt. Deshalb ist der "Stundenplan" tatsächlich sinnvoll.

Reizarm ist wichtig. Ich bin mit meinem Sohn in den schlimmsten Phasen nicht mehr rausgegangen, das war ihm schon zuviel. GSD war er das erste Kind. Auch heute noch hat er eine extrem weite Wahrnehmungsbreite, denke mal, dass er deshalb schnell reizüberfordert war.

Bei uns wurde es übrigens ein ganzes Stück besser, als wir ihn auch spätestens nach 1,5 Stunden zum Schlafen "gezwungen" haben, das brauchte er tatsächlich. Mein Kleiner, jetzt 6 Monate alt, hält dagegen heute schon locker drei Stunden am Stück durch.

Ich wünsch dir noch ganz viel Kraft. Auch wenn es dir im Moment nicht hilft, irgendwann ist es tatsächlich vorbei, versprochen.

LG Tilla

7

Danke für eure Antworten!
Zum Leidensdruck:
Sicherlich ist es anstengend aber ich muss sagen ich hab noch nicht das Gefühl völlig am Ende zu sein... Mir geht es hauptsächlich drum das es für die Kleine entspannter wird.
Bisher trage ich sie jedes mal in den Schlaf, Mittags von 12 bis 3 dann im Tragetuch weil sie generell immer nur 30 Minuten schläft und das die einzige Möglichkeit ist sie sie zügig wieder zum Schlafen zu bringen nach dem 30 Minuten Abstand damit sie wenigstens einmal am Tag ein längeres Schläfchen hat. (Funktioniert natürlich auch nicht immer)
Wegen ihrem KISS Syndrom sind wir bereits in der KRankengymnastik, beim Ostheopathen, Craniotherapeut und Orthopäden in Behandlung, bisher leider erst mit mäßiger sichtbarer Besserung.
Die Beraterin heute im Krankenhaus meinte das das kein Schreien lassen ist wenn man das Kind dabei begleitet und daneben sitzt. Seh ich aber anders...

Zu den Stillabständen meinte sie das wenn sie immer nach 2 Stunden trinkt der Darm nie ganz leer ist und er dann ständig arbeitet und sie das wenn sie eh schon angespannt ist noch mehr aus dem Konzept bringt...
Hm....

8

Ich lese hier nur stumm mit, aber das sind 4 unterschiedliche Behandlungen und vor allem auch Behandler... ich bin mit einmal Kanga und einmal freier Babygruppe in der Woche mehr als "ausgelastet" ,was Termine betrifft. Alles andere passiert nur nach Lust und Laune.

Ist das bei euch nicht etwas viel?

9

Das mit den stillabständen was sie gesagt hat, ist völliger unsinn!!! Gerade bei gestillten Kindern stimmt dies nicht!

Ansonsten wünsche ich dir viel Durchhaltevermögen und denke du machst das gut. Versuche einfach es so Reizarm wie möglich zu gestalten.

weiteren Kommentar laden
11

Hallo,
Ich persönlich rate dringlichst von den Empfehlungen der schreiambulanz ab. Nach einigen Tagen hört das Baby auf zu schreien aber nur weil es merkt das nicht auf seine Bedürfnisse reagiert wird.

Mein Sohn ist jetzt 10 monate. Er ist immernoch wahnsinnig anstrengend aber im vergleich zu der ersten Zeit hat sich die Situation extrem verbessert. Mein Sohn schrie die ersten Monate quasi nur. 10h am Tag. Er schlief damals nie länger als 60min am Stück (jetzt schafft er 3std). Ich konnte gegen das schreien nix tun. Aber wichtig ist immer zu wissen, dass man selbst nicht schuld ist.
Ich hatte mein Sohn immer in der trage oder lag auch den ganzen Tag mit ihm im arm im Bett. Wir haben wirklich eine verdammt harte Zeit hinter uns ohne familiäre unterstützung. Aber nie niemals habe ich meinen Sohn mit seiner unzufriedenheit allein gelassen und darauf bin ich im nachhinein sehr stolz, dass wir das soweit überstanden haben. Jetzt ist er immernoch wahnsinnig fordernd aber das schreien ist sehr viel besser geworden. Ich wünsche dir viel kraft und nerven für die kommende Zeit!

12

Hallo Suma,

ich finde, Du machst doch schon viel richtig! Stillen nach Bedarf und tragen im Tuch oder einem Tragesack- wo sich dein Baby ja perfekt von zu starken Reizen abschirmen kann- ist ziemlich gut.
Mein Großer war auch sehr anspruchsvoll und gab nur an der Brust oder im Tuch ein paar Minuten Ruhe. Niemals hätte ich ihn aber schreien lassen! Die Kinder brauchen Körperkontakt und manche mehr und andere weniger. Es ist sicher richtig, dass auch manche Kinder eine stark gleichmäßige Tagesstruktur brauchen. Das lässt sich aber auch mit Stillen ca. alle 2 statt 4 Stunden und durch schlafen im Tuch statt allein in einem Bett umsetzen!

Das Buch "Wachsen in Liebe" kann ich auch wärmstens empfehlen und mir hat es geholfen zu verstehen, warum Babys schreien.

Schade, dass dies nicht die Schreiambulanz auch empfiehlt. Das Schreien lassen lehrt die Kinder leider nur, dass niemand seine Bedürfnisse erkennt und sie geben höchstens irgendwann auf, was sich jedoch als sehr negative Erfahrung in ihr Unterbewusstsein festbrennt und weit reichende Folgen für ihre psychische Entwicklung hat. Ich würde das nicht machen.

Vielleicht hilft dir aber die Aussicht, dass es auf jeden Fall irgendwann besser wird und es sich lohnt, auf die Bedürfnisse deines Kindes immer unmittelbar einzugehen- die Bindungsforschung zeigt dies eindeutig!

13

Hallo,

Ich möchte dir zu den Abständen der Stillmahlzeiten berichten.

Ich habe drei voll gestillte Kinder. Meine Älteste war ein sehr sehr unruhiges Baby, im KH wurde mir ebenfalls nahegelegt die Stillmahlzeiten zu "Strecken" ihr hat das wirklich sehr gut getan! Mindestens drei Stunden, wenns gut lief auch vier Stunden "Ruhe" zwischen den Mahlzeiten zu haben.

Meine Jüngste hat die häufigen Stillmahlzeiten geliebt (6 Monate alle 2 Std rund um die Uhr) und die war sehr ausgeglichen.

Jedes Kind ist eben anders, uns hat es aber sehr geholfen.

MfG

P.S. Meine Älteste wird bald 8 Jahre, mit ca 5/6 Jahren ist sie endlich richtig zur Ruhe gekommen und nun ein wirklich liebes, ruhiges und sehr umgängliches Mädchen #verliebt