Hilfe Sohn 16 entzieht sich total!

Hallo,
also, mein Sohn ist 16, wird im Sommer 17. Er besucht die 9. Klasse einer Realschule. Er hat noch zwei jüngere Brüder (9 und 6). Sein Vater und ich sind seit 3,5 Jahren getrennt, ich bin seit einem Jahr neu verheiratet. Seit Trennung vom Vater meiner Kinder lehnte mein ältester Sohn den Kontakt zu seinem Vater komplett ab. Man muss dazu sagen, ihre Beziehung war schon vorher sehr schwierig. Mein Sohn hat ADS, hatte schon immer Probleme in der Schule. Es gab viel Ärger zu Hause. Weil mein Ex-Mann auch zur Gewalt neigte, trennte ich mich von ihm. Drei Jahre hatten die beiden keinen Kontakt. Vor etwa drei Monaten hat mein Sohn über facebook wieder Kontakt zu seinem Vater gesucht. Allerdings besteht der Kontakt nur übers Schreiben. Wenn mein Ex-Mann zu uns kommt, um den Jüngsten zum Besuchswochenende abzuholen, geht er ihm aus dem Weg.
Wir sind seit fast 10 Jahren in psychatrischer Behandlung. Aber irgendwie hilft so gar nichts. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer.
Meinen jetzigen Ehemann fand er am Anfang ganz toll und super, weil er scheinbar dachte, er wäre wie ein guter Kumpel für ihn. Aber da mein Mann auch ihm Grenzen aufzeigt, wird er jetzt auch völlig von meinem Sohn abgelehnt. Das belastet die ganze Familie.
Mein Sohn hat kaum soziale Kontakte. Er meint zwar, er hat viele Freunde, allerdings nur über facebook. Reale Freunde hat er kaum, genau genommen vielleicht ein bis zwei Freunde. Mit denen trifft er sich vielleicht einmal im Moant, wenn überhaupt und dann auch nur zum Filme schauen. Die restliche Zeit, die er nicht in der Schule ist, verbingt er entweder im Internet oder im Bett liegend vorm Fernseher. Ich habe mal nachgerechnet, er kommt in der Woche auf etwa 58 Stunden Internet/Fernsehen/Filme/Playstation. Alles Reden fruchtet nicht, Verbote funktionieren nicht. Er versucht immer wieder alles zu umgehen. Er wird sehr aggressiv, wenn man ihm die Zeiten kürzen will. Er ärgert seinen mittleren Bruder täglich. Dieser sagt mittlerweile schon, er ist froh, wenn der Große mal auszieht. Das ist alles sehr traurig. Er leidet sehr darunter. Wir sind auch in Familientherapie seit 4 Monaten. Aber er verspricht dort immer nur, er hört auf, aber kaum sind wir zu Hause, ärgert er den Kleinen wieder.
In der Schule ist auch alles recht traurig. Ich habe einen blauen Brief bekommen. In Sport steht er auf 6, in Mathe, Englisch, Biologie auf jeden Fall auf 5 und wahrscheinlich vom vorigen Halbjahr auch noch in Politik, Erdkunde und Chemie auf 5. Der Rest ist alles 4. Wie soll das weitergehen? Morgen ist Elternsprechtag. Mal schauen, was mich da erwartet.
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Er sitzt nur in seinem Zimmer und wenn er rauskommt zum Essen ist er mies drauf, wird aggressiv mir und meinem Mann gegenüber. Das geht nun schon seit Jahren so. Wir haben wirklich alles versucht. Er bekam 2 Jahre Ergotherapie, wir haben es mit Medikamenten probiert und ohne. Aber es nutzt nichts. Er macht völlig dicht. Er sagt, ich soll mich aus der Schule und seinem Leben raushalten. Es ginge mich nichts mehr an. Dabei möchte ich ihm doch nur helfen. Und ich muss doch auch die beiden Jüngeren Kinder schützen.
Was soll ich nur tun?
Gruß
Anke

1

hallo,
wahrscheinlich kann ich Dir nicht weiterhelfen.

Beim ersten Lesen kam mir folgendes:

Er merkt ganz klar, dass in seinem Leben nichts funktioniert - Schule, soziale Kontakte, Familie. Daher ist natürlich Fernsehen/PC wichtig, um aus der Realität zu fliehen.
Du schreibst, dass es wohl schon sehr lange schwierig mit ihm innerhalb der Familie ist. Er ist immer schon "das schwarze Schaf", der der Probleme macht, der die Familie über die Massen strapaziert...
Es ist sicher für ihn schwierig, sich aus dieser Rolle zu befreien. Er hat nirgendwo Erfolgserlebnisse, die ihn anspornen könnten. Also bestätigt er weiter seine Rolle.

Es ist sicher sehr gut, dass ihr eine Familientherapie macht. Aber ich denke mir, dass sich viele Probleme verfestigt haben. Da braucht ihr alle viel Geduld.
Es gibt doch betreutes Wohnen für Jugendliche? Käme das für ihn und euch in Frage?

lg

5

Danke für die Antwort.

Die Familientherapeutin hat auch schon an betreutes Wohnen gedacht, wenn alles andere nicht fruchtet, soll Abstand vielleicht zu einem entspannterem Leben führen.

2

Hallo,

die Vergangenheit hat da bestimmt viel Schuld.
Eine Trennung und Gewalt - beides nicht schön und förderlich.
Ich denke, dass das normale Reaktionen sind.

Geht ihr gemeinsam zu den Terminen? Vielleicht hilft es, wenn er auch mal alleine mit jemanden reden darf, es belastet ihn ja anscheinend schon sehr.

Seinen Freiraum - bezüglich Internet und so weiter, würde ich ihm vielleicht erstmal lassen bzw. nicht zwingend versuchen ihn nach Draußen zu locken. - wobei andere Beschäftigungen auch helfen könnten, aber solange er das nicht selbst möchte richtest du damit nur noch mehr an, denke ich.

Vielleicht kann er ja in einen Sportverein oder sowas? Da gibt's dann fixe Zeiten und er hat Ablenkung, hat eine Möglichkeit um seinen Stress und Frust abzubauen und lernt dabei eventuell auch noch neue Leute kennen, oder aufgrund seiner Noten in eine Nachhilfegruppe, nicht so einfach ...

#winke

6

Ich glaube auch, dass viel an der Vergangenheit liegt.
Wir waren gestern wieder bei der Familientherapeutin. Wir gehen immer im Wechsel zu den Terminen, mal geht er allein, mal gehen wir zusammen.

Er geht auch zur Suchtberatungsstelle allein, damit er dort auch mal alleine reden kann. Da es sich bei seinem Medienkonsum sehr wahrscheinlich um ein Suchtverhalten handelt, müssen die Zeiten geregelt werden. Die Therapeutin hat gestern gemeinsam mit uns einen Zeitplan erstellt. An Schultagen darf er von 19.00 Uhr bis 22.30 Uhr Medien zur Verfügung haben und Freitag/Samstag von 19.00 Uhr bis 24.00 Uhr. Ich weiß nicht, ob das für einen 16-jährigen Jungen ok ist. Nur wenn es sich um Sucht handelt, muss es wahrscheinlich so sein, damit er wieder lernt, sich auf andere Dinge einzulassen. Alle anderen Freizeitaktivitäten, die man sich denken, Sport usw. lehnt er ab, da er zu sehr in der virtuellen Welt lebt.

Gruß
Anke

7

Gibt es denn keinen Unterschied an seinem Verhalten wenn er alleine dort war?

Also ich muss sagen, ich bin jetzt 17 Jahre alt - vor allem seit ich arbeiten gehe (seit über zwei Jahren) möchte ich, wenn ich dann um 18 Uhr endlich mal zu Hause bin, meine Ruhe. In der Schule war das teilweise aber auch schon so. Meine Noten waren auch nicht sehr berauschend - es hat mich einfach nicht(s) interessiert.

Meine Eltern haben das akzeptiert. Alle drei Jahre der Berufsschule habe ich mit ausgezeichneten Erfolg abgeschlossen, ich denke, dass ich erst jetzt so weit bin, auch Dinge zu tun, zu denen ich eigentlich keine Lust habe. "Früher" habe ich nicht mal mein Zimmer zusammengeräumt, heute sauge ich spätestens jeden zweiten Tag in meinem Zimmer die Hundehaare freiwillig weg.

Auch meine Eltern haben mich mit 12/13 - als ich Sonntage (und nicht nur die) alleine und "eingeschlossen" in meinem Zimmer vor dem PC verbracht habe, gebeten doch ein bisschen mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, wollte ich aber nicht. Mit meiner Schwester habe ich auch ein paar Jahre beinahe täglich gestritten. Auch heute diskutieren wir noch, aber ... das passiert eindeutig nicht mehr regelmäßig.

Und das, obwohl ich keine schlechte Vergangenheit oder dramatische Erlebnisse hatte. Hätte mir "damals" jemand solche Vorschriften gemacht, es hätte mich nur wütend gemacht und dazu bewegt, noch mehr Zeit abgeschottet zu verbringen. Ich wollte das so und brauche das auch heute manchmal noch.

#winke

3

Hallo Anke,

...>> Er sagt, ich soll mich aus der Schule und seinem Leben raushalten. Es ginge mich nichts mehr an<<...

WARUM lässt Du ihn dann nicht in Ruhe? Ich würde an Deiner/Eurer Stelle gar nicht mehr soviel an ihm "herumerziehen" - wenn sein Wunsch Ruhe ist, dann ist es eben so.

Zum Thema Schule: Er wird vermutlich sitzen bleiben - dann ist es eben so. Da muss er durch!

...>> Er ärgert seinen mittleren Bruder täglich.<< ... Wenn dem wirklich so ist, dann geht das natürlich gar nicht! Wie sieht das ärgern aus? Wird er handgreiflich? Wie wehrt sich der Bruder? Da würde ich ganz klare Regeln aufstellen und an die MUSS er sich halten.

Was sagt denn die Therapeutin zu Euch? Sollt ihr ihm "helfen" oder muss er sein Leben alleine auf die Reihe kriegen?

Ich würde mich an Deiner Stelle ganz strikt aus seinem Leben raushalten. Du wäscht z.B. seine Wäsche, kochst für ihn - mehr nicht! Wenn er nicht am Familienleben teilnehmen möchte, dann ist es eben so. Er ist z.b. zuständig sein Zimmer sauber zu halten und die ein oder andere Aufgabe im Haushalt zu übernehmen.

Zieht euch ein wenig zurück, lasst ihn auf EUCH zukommen!

Alles Gute,
Lorino

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Wir waren gestern wieder bei der Familientherapeutin.

Sie meinte, es müsse klare Regeln geben, was Computer/Fernsehzeiten angeht, da wir bei einer Suchtberatungsstelle waren und ganz klar eine Mediensucht vorliegt, da er sich nur noch in seinem Zimmer befindet und am realen Leben kaum noch teilnimmt. Es gibt jetzt einen Zeitplan, in der Schulzeit von 19.00 -22.30 Uhr und am Freitag/Samstag von 19.00 -24.00 Uhr. In der restlichen Zeit sind alle Geräte abzugeben.

Und sie meinte, er solle sich klar werden, ob er die 9. Klasse der Realschule wiederholen möchte oder ob er zur Hauptschule gehen, die 9. Klasse da beenden möchte und anschließend eine Ausbildung anfangen möchte. Heute ist Elternsprechtag. Mal schauen,was die Lehrerin dazu sagt.

Was seinen Bruder angeht, ja, er ärgert ihn tatsächlich täglich. Wann immer sie sich begegnen, bekommt der 9-jährige irgendeinen Spruch an den Kopf geknallt. Seine Reizschwelle ist schon so niedrig geworden, dass schon Kleinigkeiten reichen, wie zum Beispiel: "Na, Dicker", oder "Iss nicht so viel, sonst wirst du noch fetter", der Kleine kann die Dinge nicht ignorieren. Aber es belastet ihn sehr. Er kaut an den Nägeln, stottert. Und auch die Logopädin meinte, dass das Stottern durch die ständige Belastung noch verstärkt wird. Ja, er MUSS die Regeln akzeptieren, was seinen Bruder angeht. Tut er aber nicht. Er sch.... was drauf, was wir sagen. Also kann ich mich nicht raushalten.

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>>Also kann ich mich nicht raushalten. <<

Ich meinte ja nicht, dass Du Dich gänzlich raushalten sollst, aber ihr dürft nicht ständig disskutieren, an ihm rumnörgeln etc.
z.B.

- das mit der Sucht muss er doch alleine bewältigen, oder? Wenn er seine Geräte nicht abgibt, dann wird eben der Strom abgestellt ;-) NICHT disskutiert oder gestritten und dergleichen.

- ärgert er seinen Bruder z.B. mit einem blöden Spruch (es ist übrigens schade, dass der Mittlere sich davon so einschüchtern lässt, er müsste ihm mal kontra geben!), dann muss er ihm was Gutes tun, ansonsten wird seine eh schon reduzierte Spielzeit am Computer nochmehr gekürzt - OHNE Diskusion und ohne Gemotze.

KLARE Grenzen setzen, diese im VORFELD mit ihm absprechen oder aufschreiben (falls er nicht mit euch reden will) und dann DURCHHALTEN! Das ist ein hartes Stück Arbeit.

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Ihr habt ja scchon einiges probiert, vielleicht ist weniger mehr?

Ich mag dir einfach mal paar Ideen aufschreiben (einige haben wir bei unserem Sohn auch umgesetzt).

-verpflichte ihn sich einer Sportgruppe, Feuerwehr, einer Interessengruppe anzuschließen,

(ich habe meinem Sohn gesagt, dass ich mich eben nicht aus seinem Leben raushalten kann und werde. Ich bin verantwortlich für ihn und vor allem liegt er mir am Herzen. Und zu seinem Schutz und Besten bestehen ab dem.. folgende Regeln.. er mußte sich mindestens 2 Dinge raussuchen und ANMELDEN! meiner ist zum DLRG und zur Feuerwehr, hat er später beides gescchmissen und ist stattdessen in AG´s und hat gejobbt)

der Vorteil er wird Bestandteil einer Gruppe, die auch auf ihn schaut und zu der er ein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt, im selben Zug kann er sich abnabeln von euch.
Zudem ist er in der Zeit weg von PC und TV)

so weitere Ideen schreibe ich dir gerne später- aber die mütterlichen Pflichten rufen ;-)