Essstörung

Hallo
ich bin schon seit langer Zeit eine stille Mtleserin. Diesmal würde ich aber gerne Eure Meinung zu meinem Problem hören.

Mein Sohn (8) hat mit 2 Jahre aufgehört "vernünftig" essen zu wollen. Von einem Tag auf den anderen hat er alles verweigert ausser Milch. Die Ärzte sagten, solange er sich gut entwickelt, ist es nicht so schlimm und er wird auch bald wieder essen wollen. Es sollte nur eine Phase sein, leider dauert sie bis heute. Blutbild ist 1a. Er isst nur Fleisch und Nudeln. Manchmal Kartoffelbrei, rohe Möhren-das einzige Gemüse. An Obst nur Äpfel, Bananen und Wassermelone. Joghurt. Wurst- nur Salami. Käse- nur Gouda. Pizza-nur mit Salami oder Margaritta, aber bloss ohne Tomatenstückchen oder anderes Gemüse.

Er hat Phasen, wo er Fingehut von was neuem probiert und dann wieder total verweigert und erbricht buchstäblich auf den Tisch :-(. Obwohl er weder dünn, noch dick ist und kerngesund, mache ich mir wahnsinnige Sorgen um ihn und ehrlich gesagt nimmt mir das Ganze den Spass am kochen, weil ich ständig auf ihn Rücksicht nehmen muss. Jetzt kommen die Kommentare- es wird gegessen, was auf den Tisch kommt- nein, er erbricht und würgt alles, was neu ist, oder Gemüse enthält. Soll ich ihn den zwingen? Wir haben schon alles ausprobiert...
Ich bin sicher, dass es hier Mamas gibt, die ähnliches Problem haben und mich verstehen...
Anderes Problem ist, dass er Panik und Angstattaken hat. Er macht sich z.B. Sorgen, dass eine seinen Mitschüllerin die Schule wechselt und hat heute morgen noch bitterlich geweint. Es ist immer so, wenn was neues kommt. Er hat regelrecht Angst von neuen Sachen.
Bei ihm wurde ADS(ohne H) diagnostiziert (Schul- und Kinderpsychologe, Neuropädiatrin, bevor gleich Kommentare kommen, dass es diese "Krankheit" nicht gibt). Wahrscheinlich hängt das Ganze damit zusammen. Aber wie kann ich ihm helfen?
Würdet ihr das Kind vom Psychologen betreuuen lassen?

Hat jemand Erfahrungen mit so einer Art von Essstörung und ein Psychologe konnte dem Kind helfen?
Danke für Eure Antworten :)
lg

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Dein Kind ißt Kohlehydrate, Eiweiß (Fleisch), Gemüse und Obst. Wo ist das Problem? Wieso "muss" man verschiedene Käsesorten essen? Meine Große mag auch nur Gouda.

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Huhu,
ich kann dir nur von unserem kleinen Sohn berichten (4,5) Er hat noch vor seinem ersten Geburtstag aufgehört zu essen, hat erst wieder voll gestillt und dann ein paar Sachen für sich entdeckt (Brot und Brötchen ohne Belag, Pfannkuchen, Banane, Apfel). Ab und an kommen neue Sachen hinzu (Chicken Nuggets oder Fischstäbchen), ist aber meistens nicht von Dauer. Im Kindergarten probiert er durchaus auch mal, zu Hause gar nicht.
Wir sind auch wegen anderer Dinge in Behandlung und unsere Ärztin dort ist sehr entspannt und sagt wir sollen das ganze gelassen sehen, solange die Blutwerte stimmen, ist es in Ordnung, bloß keinen Druck ausüben und möglichst wenig drüber reden. Bei den meisten Kindern gibt sich das bis zur Pubertät, spätestens wenn die Kumpels mal Pizza essen gehen oder Döner etc. werden sie anfangen doch mal was anderes zu probieren. Ich bin von unser Ärztin sehr angetan, sie kennt sich gerade mit Essstörungen gut aus. Was ihr am Anfang der Behandlung wichtig war, war dass wir Allergien abklären lassen, da ist aber bei uns nichts bekannt bisher.

Mittlerweile haben wir uns dran gewöhnt und versuchen es wirklich nicht zu thematisieren, er darf immer probieren, ansonsten darf er was anderes essen.
Vielleicht suchst du dir mal bei euch in der Nähe eine Ärztin die darauf spezialisiert ist.
Kannst mich gerne auch per PN anschreiben.

lg

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Hm, mein Sohn ist gleichalt und ist auch recht wählerisch. Solange sie sich gut entwickeln, ist das m.E. in Ordnung.
Er isst Fleisch - aber nur Cordon bleue, selten Hähnchen. Er isst Fisch. Beilagen verweigert er zeitweise total, Nudeln gehen meistens. Gekochtes Gemüse mag er gar nicht, roh geht dagegen Paprika, Kohlrabi, Möhre, Tomate, Mais. Wenn irgendwelches Gemüse im Essen ist, darf er das raustun, z.B. gestern die Brokkolistückchen im Nudelauflauf. Das ist in Ordnung.

Ich war als Kind auch sehr wählerisch - jetzt als Erwachsene esse ich viele Dinge, die früher nicht gingen (ich habe Käse gehasst und liebe ihn mittlerweile in allen Variationen! Mochte nie Salat - esse ich jetzt ganz gern. Fisch ging gar nicht - mittlerweile kann ich mich auch da mit einigen Sorten anfreunden).

Man merkt sehr deutlich, dass Du Dir Sorgen machst und vermutlich merkt Dein Sohn das auch. Das macht es für ihn nicht gerade leichter. Dein Sohn scheint ein sehr empathischer Mensch zu sein - grundsätzlich ein sehr schöner Charakterzug! Wie gehst Du denn damit um, wenn er solche Ängste hat? Wie bekommt er das für sich in den Griff? Er ist ja offensichtlich dann in die Schule gegangen nach der Weinattacke wegen des Mädchens, welches die SChule wechselt - oder wechselt sie gar nicht wirklich und er hat nur Angst, sie KÖNNTE wechseln? Kennt er sie gut, mag er sie?
Wenn er Angst vor Neuem hat, schafft er es allein, diese zu bewältigen, kannst Du ihm dabei helfen oder wie geht er grundsätzlich mit diesen Ängsten um?

Es ist bei solchen Postings schwierig, adäquat zu etwas zu raten, da wir nur einen kleinen Ausschnitt vom Verhalten Deines Sohnes sehen und die Hintergründe und das Kind selbst nicht kennen.
Wie schätzen denn andere Personen aus seinem Umfeld, wie Lehrer, Verwandtschaft, Freunde etc. die Situation ein? Sehen sie Handlungsbedarf?

Richtig helfen kann hier wohl niemand aber vielleicht bekommst Du ein paar Denkanstöße, die Euch weiterbringen.

LG

Andrea

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hallo junua,
kann Dir nur von mir und meinem Bruder berichten - beide haben wir meine Mutter essenstechnisch jahrelang buchstäblich in den Wahnsinn getrieben.

Und das wurde vom Schicksal prompt quittiert: Meine große Tochter hat ein ähnliches Essverhalten an den Tag gelegt wie ich damals. Trotz liebevoll angerichteteter, selbst zubereiteter Breichen, später Toastherzchen etc. etc. #rofl

Wir alle haben das mit Eintritt in die Pubertät abgelegt und sind heute ganz normale Esser.

Ich würde so wenig Gewese um das Essen wie möglich machen - zumal Dein Kind ja wirklich alles zu sich nimmt, um gesund zu bleiben. Und ich garantiere Dir: sobald Dein Sohn zum Wachsen anfängt, wird er automatisch sein Nahrungsspektrum erweitern. Ist halt noch ne Weile hin, aber was soll´s.

Lieben Gruß
und alles Gute!

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Huhu,

ich bin ja alles andere als ein Fachmann, aber ich habe mal eine Bericht über Menschen mit Asperger gesehen, die sich allesamt nur von wenigen ganz bestimmten Lebensmitteln ernährten.

Ansonsten finde ich die Auswahl der Lebensmittel auch nicht so dramatisch, es ist doch von allem etwas dabei (Fleisch, Getreide, Milchprodukte, Obst/Gemüse)! Ich kenne Erwachsene, die ernähren sich ungesünder! ;-)

LG

Hanna

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Hallo, ich kann Dir von meinem Sohn berichten. Leo hat ein selektives Essverhalten, das hat schon im Babyalter angefangen, er hat nur selbstgekochten Brei gegessen und es musste immer Karotte drin sein, sonst hat er komplett verweigert, lange Zeit musste alles feinst püriert sein, war ein nadelkopfgroßes Stück im Essen, hat er dies sofort erbrochen. Dieses Essverhalten zieht sich bis heute durch (er wird im Sommer 11), er hat Phasen, da isst er über Wochen nur Nudeln mit Spinat, im Augenblick geht kaum warmes Essen, er ernährt sich von Laugenstangen oder trockenem Brot mit Lyoner, insg. kann ich die Gerichte, die er isst, an beiden Händen abzählen.

Bei ihm ist allerdings das Problem, dass er sehr leicht ist (wiegt 25kg) und wenn er zu wenig isst und unterzuckert, er in ein ketonämisches Erbrechen rutscht, was, wenn man nicht schnell reagiert, zu einer Stoffwechselentgleisung mit nachfolgendem Koma führen kann. Er ist schon einige Male mit Notarzt ins Krankenhaus gekommen. Geändert hat sich aber nichts. Er ist jetzt alt genug um zu wissen, dass er regelmäßig essen muss, Sorgen mache ich mir trotzdem immer wieder mal. Gerade im Moment ist er im Schullandheim, keine Ahnung, ob er dort etwas isst, aber nachdem bisher kein Anruf kam, gehe ich davon aus, dass alles okay ist ;-)

Unser Kinderarzt ist übrigens völlig entspannt. Er sagt, dass es nicht oft vorkommt, dass er ein Kind nur zu den Vorsorgeuntersuchungen sieht (von den Krankenhausaufenthalten abgesehen). Leo ist fit, sehr sportlich und voller Energie (woher die kommt, kann ich mir nicht erklären #kratz ). Er meint, dass ich kein Thema um das Essen machen soll, wenn es mir nichts ausmacht, ihm zum zehntenmal Spinat zu machen, so what... Und so hat sich das hier eingespielt, jeder, der ihn kennt, weiß um diese Thematik, selbst die Eltern seiner Freunde und es ist kein Problem.

LG Dani

7

Hallo,

meine ältere Tochter (7) war schon immer eine extrem mäkelige Esserin. Derzeit isst sie nur: Nudeln pur (phasenweise mit Tomatensauce, aber nur passierte, ungewürzte), Hähnchenschnitzel, Hackfleischbällchen, manchmal Kartoffeln, manchmal Brot (aber nur Toastbrot oder weiße Brötchen), phasenweise Fleischwurst, phasenweise Joghurt. Sie isst keinen Käse und vor allem: kein Gemüse (wirklich gar nichts!) und an Obst nur Äpfel und manchmal Bananen.

Ich empfinde das nicht als Essstörung. Nur weil wir in einer Gesellschaft leben, in der eine solche Vielfalt an Essen verfügbar ist, heißt das m.E. nicht, dass man das auch alles essen muss. Sorgen macht mir vor allem, dass sie kein Gemüse und kaum Obst isst. Aber je mehr ich sie zum Gemüse-Essen zu bewegen versuche, desto stärker wird ihre Abneigung. Also denke ich, es bringt nichts. Man kann es nur akzeptieren wie es ist und hoffen, dass es irgendwann mal besser wird.

Mein Mann war übrigens als Kind ähnlich und ist - ebenso wie meine Tochter - ziemlich dünn. Meine Tochter ist aber ansonsten absolut fit, sehr sportlich, immer in Bewegung.

Sie ist allerdings sehr sensibel - schon als Baby hat sie extrem empfindlich auf Geräusche oder Berührungen reagiert, sie kann auch manche Stoffe oder enge Kleidung auf der Haut nicht ertragen und läuft zu Hause meistens nur in Unterhose herum (kalt ist ihr komischerweise nie). In Emotionen wie Wut und Angst kann sie sich ziemlich hineinsteigern (sie kann sich aber auch unheimlich freuen über Kleinigkeiten). Als sie noch kleiner war, hatte ich auch manchmal den Verdacht, dass irgendwas mit ihr nicht in Ordnung ist, aber ich habe von Kinderärzten, Erzieherinnen und Lehrerinnen immer gehört, dass sie zwar sensibel, aber sonst völlig normal ist. Vieles ist auch deutlich besser geworden, seit sie in der Schule ist (sie fühlt sich dort sehr wohl und ist viel selbstbewusster geworden). Ich denke aber, dass die Essproblematik mit dieser Sensibilität zusammenhängt - sie scheint sehr empfindlich auf Geschmack und Konsistenz zu reagieren und mag vor allem Sachen, die fade und weich bzw. einheitlich in der Konsistenz sind.

Ich kann dir nicht sagen, ob du deinen Sohn psychologisch betreuen lassen solltest, dazu kann ich eure Problematik zu schlecht einschätzen. Aber ich würde die Ess-Geschichte nicht zu sehr problematisieren und ihn einfach essen lassen, was er essen will/kann. Vielleicht solltest du nochmal Rücksprache mit Kinderarzt und/oder Schulpsychologe halten wegen deiner Bedenken.

LG Meggie

8

Hallo,
ja, ich habe Erfahrung mit so einer "Art von Essstörung", denn mein Jüngster hat das. Allerdings echt und wirklich diagnostiziert. Er war auch bereits im KH deswegen wochenlang zur Esstherapie, weil sonst eine Sonde hätte eingesetzt werden müssen...
Gleich vornweg genommen: du machst dir eigentlich zu viel Angst. Dein Sohn ißt ja alles. Das ist bei meinem garnicht der Fall. Dein Sohn ist maximal ein selektiver Esser. Das ist nichts schlimmes. (Und ja, ich kenne das Problem mit dem Kochen. )
Mein Sohn (Autist mit geistiger Behinderung) hat bis zum 4. Lebensjahr ausschließlich von Milch gelebt - Kuhmilch 3,8%, am Ende 3 Liter am Tag. Nichts, aber auch gar nichts anderes durfte es bei ihm sein. Keine andere Flüssigkeit, kein Brei, nichts Festes. Natürlich haben wir, wie wohl jede andere Familie auch, versucht ab den üblichen Zeitpunkten Brei einzuführen. Das endete im Krankenhaus. Er verweigerte ab dann sogar seine geliebte Milch und nahm garnichts mehr zu sich. Im Krankenhaus wurde dann noch der Verdacht auf eine Stoffwechselstörung gestellt. Er dehydriert ziemlich schnell (nach 4 Stunden) und fällt dann auch in einen prekomatösen Zustand. Also haben wir dann schon aus Angst weitere Versuche aufgegeben. Wer weiß, wie es aussieht, wenn das eigene Kind derart "schlafend" im Bett liegt mit Sauerstoff, kann das vielleicht verstehen.

Als er 4 wurde, stimmte die KK dann endlich einer stationären Esstherapie zu aus eben diesen Gründen. Verschiedene Therapeuten und Schwestern haben ihm dann eben das Essen beigebracht. Wie? Ganz einfach...durch gezielt erzeugten Hunger und natürlich unter permanenter Kontrolle der Werte. Ihm wurde also seine geliebte Milch reduziert und dann stand eben das (z.B.) Mittag an. Das hat er natürlich verweigert. Ok, er wurde auch nicht gezwungen. Aber es gab auch nichts anderes bis zur nächsten Mahlzeit nach Plan. Das war dann eben Vesper mit ein paar Keksen. Und da hatte er schon riesigen Hunger und "Nachschlag" gibt es da nicht. Also gab es schon das erste "neue" Essen im Speiseplan und dann auch noch der Sprung von Milch auf Keks. Und zum Abendessen war er dann schon bereit der Therapeutin den halben Arm abzuessen ;-).
Heute (er ist 6 Jahre) ißt er Fleisch, Fladenbrot, Brot, Brötchen, Nutella, Nudeln mit Tomatensauce und seit einer Woche *stolz bin* auch Äpfel :-). Er trinkt ausschließlich stilles Wasser und abends einen Becher Milch. Er hat 6 Jahre völlig ohne Obst und Gemüse gelebt. Jegliche "Verunreinigungen" in seinem Essen sortiert er aus. Er braucht alles schön separat. Wehe da ist mal etwas Grünes dabei oder so... Egal wohin wir gehen zum Essen. Für ihn nehmen wir immer eigenes Essen mit. Das schafft kein Restaurant.
Ich muß jeden Tag das selbe kochen für ihn: Fleisch und Fladenbrot - und das zum Mittag und zum Abendbrot. Die Nudeln sind da schon die leichte Variante.
Naja, Autisten eben. Ich weiß, dass Autisten oft eine Essstörung dieser Art entwickeln. Bei ADS kenne ich mich nicht aus.
Seine Reaktionen auf unbekanntes und ungewolltes Essen reichen von Wutanfällen bis Erbrechen. Meist alles zusammen.

9

Huhu,

ich habe bisher nur eine 2jährige, die einen ähnlich eingeschränkten Speiseplan hat. Meine Maus isst übrigens außer Bananen kein Obst, nur Gemüse (Gurke, Möhre, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch usw).

Ich glaube, bei euch ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Aber so schlimm, wie du, finde ich euren Speiseplan nicht. Mein Neffe hat weder ADHS oder sonst was, aber das Essen hat er auch nicht erfunden. Soll heißen er isst super wenig und dann auch nur eben so wie dein Sohn, nur Salami oder oder oder... ist schon schwierig bei ihm. Man muss dazu sagen, dass es in seiner Kita derartig schlechtes Essen gibt, dass man sich nicht fragen muss, warum er daheim nix isst. Dort ist alles Tüte, mit Geschmacksverstärkern, damit es die Kinder essen. Klar, dass er daheim nix isst, schmeckt ja ganz anders (natürlich). Ach so, mein Neffe ist fast 6 Jahre.

Bin auch kein Experte, aber ich finde es klingt alles soweit normal. Hast du denn den Eindruck er sollte zu einem Psychologen, weil er einem hohen Leidensdruck unterliegt und es ihm nicht gut geht. Sonst, nimm es mir nicht übel, das ist keineswegs böse gemeint, solltest du vllt mal mit einem Psychologen über deine Ängste und Sorgen sprechen, die du damit hast. Macht auf mich den Eindruck, als hättet ihr schon viel durch, und die Essenssorgen sind nur die Spitze des Eisbergs.

Alles Liebe für euch!!!