Umgang mit Verkauf von Elternhaus

Liebe community,

aus verschiedenen Gründen (u.a. hoher finanzieller Aufwand mit schwer stemmbarem Kredit, wenn ich es übernommen hätte, Druck der Miterben, aktueller Lebensmittelpunkt >600km entfernt, Kernsanierung notwendig, alleinstehend mit Baby) musste ich mich dazu entscheiden, mein Elternhaus zum externen Verkauf zu bringen.
Mir ist schon das Entrümpeln unendlich schwer gefallen. Nun ist das Haus auf dem Markt und die ersten Besichtigungen fanden auch bereits statt. Obwohl rational alles dagegen spricht, es zu übernehmen, bin ich immer noch hin- und hergerissen.
-Wer hat den Verkauf seines Elternhauses vielleicht schon erfolgreich bewältigt? -wobei ich mit "erfolgreich" nun gar nicht das Finanzielle meine, sondern das Emotionale. Gibt es Tips wie man da emotional gut durchkommt?

Vielen Dank

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Nimm dir mal Zeit dafür.

Setz dich hin und überlege, was genau dieses Gefühl auslöst. Meist ist das Gebäude ja nur Symbol für eine schöne Kindheit, liebe Eltern, Familienzeit, so in diese Richtung.
Genau betrachtet ist es selten das Gebäude an sich, nur die Verbindung im Hirn, die es zu einem emotionalen Faktor werden läßt.

Das mach dir klar, schreibe es dir auf, was ist wirklich wichtig, an was möchte ich mich immer erinnern.? Schreibe dir, so zu sagen, alle Gedanken und Gefühle die das Haus betreffen auf, dann ist dieses Buch dein Erinnerungsschatz und du kannst das Haus weitergeben.

Vielleicht an eine Familie, die dann auch wieder an diesem Ort schöne Erinnerungen sammelt....

Nimm Abschied, nur so kannst du es hinter dir lassen.

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Vielen Dank für Deine Antwort.--Ich musste daraufhin spontan wieder heulen. Hat mir nochmal klar gemacht, dass es zu 90% ein Trauerthema ist und eher nicht um das Haus an sich geht. Die Idee, dass eine neue Familie dort schöne Erinnerungen sammeln kann, finde ich auch schön. Hoffentlich findet sich so eine Familie.
Ja, ich denke, Du hast wahrscheinlich Recht auch mit dem letzten Satz. Das Haus zu behalten, könnte tatsächlich bedeuten, den Abschied zu vermeiden.

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Finanziel ist ein altes Haus oft ein fass ohne Boden.
Da spreche ich aus Erfahrung.

Ich finde, das solltest du dir immer wieder sagen.
Es ist purer stress.

Und das möchtest du für dein Baby und dich nicht wirklich.

Aber ich verstehe deine Emotionen.
Aus diesen heraus, haben wir das Haus meiner Oma übernommen.

Ich würde es nie wieder so machen, obwohl damals die Preise noch " im Rahmen " waren.

Lg

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Vielen Dank für Deine Antwort.--Ja, Du hast Recht. Es ist ein 2-Familienhaus das kernsaniert werden muss. Da ist nicht wirklich abschätzbar, was noch auf einem zukommt. Ich denke mir, dass mein Vater diesen Stress für mich wahrscheinlich auch nicht gewollt hätte.

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Hi,
ich bin so froh, das meine Schwester das Elternhaus nicht verkaufen will, wenn unsere Eltern nicht mehr sind, sondern das ihr Ältester Sohn, 20 Jahre, so richtig Interesse hat, es zu bewohnen.

2 Frauen aus der Verwandtschaft, wurden von ihren Brüdern ziemlich alleine gelassen. Wir bestellen den Container, was willst Du mit dem alten Kram, und helfen ausräumen.

Bei einem Fall, lebt die Mutter, in absoluter Demenz, seit 5 Jahren im Pflegeheim. Die Tochter konnte es 2 Jahre später verkaufen.

Es ist ein junger Mann aus dem Ort, Fahrgemeinschaft von ihrem Mann, der sein Leid klagte, kein Haus kaufen zu können, bzw. es gab zu der Zeit keine Bauplätze.

Hier hat sie mit frohem Herzen verkauft. Mittlerweile haben die Käufer 2 Kinder, es ist ein Junge aus dem Ort.

Das Haus andere Haus, steht direkt am Garten meiner Eltern. Die Tochter wohnt 100 km entfernt. Kam solange die Eltern lebten, jeden Freitag heim. Putzte, machte den Garten, die Waschmaschine lief, sie fuhr die Eltern Freitags und Samstags, "durchs ganze Ländche", und sie fuhr dann Sonntagsmittags, müde geschafft, wieder in ihre Wohnung, am Arbeitsort.

Direkt nach dem Tod des Vaters, hatte sie schon Anrufe, ob sie das Haus verkaufte............
Sie brauchte 2 Jahre, bis sie mal sortieren konnte. Nach 1 Container, und 3x Sperrmüll, rief sie 3 Interessenten an. Alle waren auch aus dem Ort, und weg gezogen.

Und wo sie das Beste Gefühl hatte, das es mit der Nachbarschaft klappt, hat sie dann genommen.

Dort hat es dann 3 Jahre gedauert, und als sie die Schlüssel überreichte, weinte sie auch, klar!

Sie hätte beruflich hier gar keine Aussicht auf eine Stelle gehabt, mit 55 Jahren, schon mal gar nicht.

Das geht nicht von heute auf morgen.............

Aber sag Dir immer wieder, ein Faß ohne Boden, 600 km zu weit entfernt, ohne Lottogewinn, alleinstehend mit Baby, nicht machbar.

alles alles Gute !

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Vielen Dank für Deine Antwort und die guten Wünsche. -Machbar wäre es wohl, aber die Frage ist zu welchem Preis, mit welcher Belastung. Das hätte wohl mein Vater auch nicht für mich gewollt.

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ich kann dich gut verstehen. Mir ging es ähnlich mit dem Verkauf des Hauses meiner Großeltern. Ich hatte meine Oma sehr gern, sie war mir ein wichtiger Anker, wenn ich Streß mit meinen Eltern/ Geschwistern hatte.
Ich hätte das Haus übernehmen können und die anderen Erben auszahlen (hätte finanziell vermutlich sogar gut funktioniert), aber mein Lebensmittelpunkt ist nunmal ganz woanders. Mir war klar, dass ich dort nicht wohnen wollte. Also nicht in dem Haus an sich nicht, sondern in dem Ort.
Ich werde meine Oma und ihr Haus immer in guter Erinnerung behalten, das hat mir beim Gedanken an den Verkauf geholfen.

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Vielen Dank für Deine Antwort. --Ja, das Finanzielle ist das Eine, wenn auch es schon sehr knapp werden würde (es wäre ein Kredit von ca. 400 Tsd. wg. Kaufpreis u. renovierungskosten). Die Stadt ist meine Heimatstadt und ich würde gerne wieder dort wohnen, aber vielleicht in ein paar Jahren. zum jetzigen Zeitpunkt ist dies illusorisch. Ich habe ja eben auch meinen Lebensmittelpunkt 600 km weit weg, inkl. Beruf. --Die Kunst ist es wohl irgendwie die Erinnerung an den Vater vom Haus selbst zu trennen.

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Ich habe mich um den Verkauf meines Elternhauses gekümmert und das über den Makler laufen lassen. Mir fiel auch schwer, das Haus auszuräumen, besonders die Kleidung und etliche persönliche Dinge, die einfach "zu meiner Mutter gehörten".

Besichtigungen hätte ich in den ersten Monaten nicht geschafft und war froh um den Makler. Ich habe in dem Haus immer eine junge Familie gesehen, aber als dann ein gleichaltriges Ehepaar sich dafür interessierte, die sich verkleinern wollten, weil die Kinder aus dem Haus waren, sagte mein Herz sofort "ja". Nett fand ich auch, dass die neuen Besitzer uns einluden, sie zu besuchen so nach nem halben Jahr.

Ja, es fällt schwer, aber es wird besser. Und ich merkte richtig, wie ich mich entspannte, als Menschen es kauften, bei denen ich merkte, dass sie das Haus schätzen und es pflegen werden. Udn mein EGfühl hat mich nicht getäuscht: Wir sind nach ca. 1 Jahr mal vorbeigefahren und mir kamen die Tränen als ich sah, wie gepflegt Haus und Garten allein von außen aussahen.

Ich wünsche dir,dass du auch Käufer findest, bei denen du ein gutes Gefühl hast

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Vielen Dank für Deine Antwort.--Beim Ausräumen haben die Geschwister und ich genommen, was wir noch gerne wegen des Emotionalen behalten wollten. Ein Teil ging in Container und für den Rest kam ein professioneller Entrümpler der damit noch 2 LKW-artige Transporter voll lud. Ein Trödler hat sich noch einige Dinge nehmen können. Es war ein 2-Familienhaus in dem unten die Großeltern und oben mein Vater (und die ersten Jahre meine Mutter und wir Kinder) gelebt hatten. Es waren also Dinge von drei Generationen auszuräumen. Ich fand es brutal, v.a. da nie etwas weggeworfen worden war und mein Vater auch sehr sorgsam mit seinen Sachen umgegangen ist.
Ja, wir haben auch eine Maklerin engagiert, allein deswegen, da diese einfach die Expertise hat und den lokalen Markt kennt. Ich sage mir auch immer, dass das Haus als 2-Fam. Haus gebaut worden ist (von meinen Großeltern und meinem Vater) und ich es toll fände, wenn es also eine Familie, ggf. auch 2 Generationen, wieder füllen könnte. Ich bin allein mit Baby und Hund; ich könnte es gar nicht füllen. Zu wissen, dass eine nette Familie es übernimmt, würde mir auch sehr helfen...

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Du schreibst, ihr habt einiges mit nach Hause genommen. Habe ich auch und erst Monate später nochmal durchgeschaut. Mit dem Abstand mußte ich zwar ebenfalls schlucken bei manchen Dinge, aber ich konnte es eher weg werfen als direkt nach ihrem Tod.

Und einiges haben wir behalten wie die Fotoalben von meiner Mutter, ihren Eltern und meinem früh verstorbenen Vater. Èin Foto ist von 1905,mit der Familie meines Opas mütterlicherseits. Das ist immer noch mein größter Schatz, denn da sind nicht nur der Opa, seine Schwestern und Eltern drauf, sondern auch noch deren Eltern, die ja meine Ur-Ur-Großeltern sind.
Den Schmuck habe ich als Erinnerung ihrer Schwester überlassen, meine Tante hat sich riesig gefreut. Dann einige Dinge und Fotos an die bedien langjährigen Freundinnen (kannten sich beim Tod meiner Mutter über 60! Jahre) weitergegeben.

Mir fiel es leichter, die Dinge abzugeben, und es war ein eher guter Abschluß, da ich damit Menschen, die ihr ebenfalls sehr lange verbunden waren, eine Freude machte.

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Ich habe leider keinen "richtigen" Rat für Dich! Nur dass ich ganz arg mit dir fühle *schnief

Bei mir geht es "nur" um mein Großelternhaus, mit dem ich aber viel verbinde, Kindheit, unsere geliebten Großeltern, die viel zu früh gehen mussten, Liebe, Spaß, Lachen, Familie ... Du weißt schon. Wir haben 6 Jahre darin gewohnt, nachdem mein Opa ins betreute Wohnen nebenan gezogen war, und haben dann aber ein eigenes Haus gekauft, ein älteres.

Objektiv sprach einiges dafür: eigener Garten, die Möglichkeit draußen zu sitzen, zu essen, zu spielen. Platz im Keller für eine Werkstatt für meinen Mann, ein ausgebauter Dachboden als zusätzlicher Schlaf- und Büroraum, kein Gemeinschaftseigentum mehr mit den 9 anderen Nachbarparteien ...

Tja, und nun? Sitz ich hier in unserem Haus, das gerade auf dem Grundstück noch viel Arbeit und Baumaßnahmen bereithält (und die wir leiter kosten- und aufwandtechnisch VÖLLIG unterschätzt haben, das kommt noch dazu), bin total unglücklich, habe "Heimweh".

Es sind nur 3 km bis zum alten Haus. Ich fahre jeden Tag auf dem Weg zur Kita dran vorbei. Manchmal besuche ich mit den Kindern eine ehemalige Nachbarin. Die Leute, die dort jetzt wohnen, können nichts dafür, aber trotzdem habe ich immer dieses "Ich mag dich nicht, du wohnst in meinem Haus"-Gefühl, wenn ich sie sehe.

Es fehlt mir einfach so sehr!!! Ich würde ziemlich viel geben, dort wieder hinzuziehen. Allles eigentlich. Inzwischen habe ich einen richtigen "Hass" auf unser Haus. Wenn ich an diese beiden Orte denke, empfinde ich unser jetziges Zuhause als grau und trist und baufällig (obwohl es drinnen echt schön geworden ist alles), das alte Zuhause ist in meinem Gefühl immer noch hell und freundlich (obwohl es auch da größere Baustellen gab, die wir hätten angehen müssen)

Ich hab es einfach total unterschätzt, wie es sich anfühlt, dieses Zuhause aufzugeben. Mein Mann sagte mal "Aber Du wolltest es doch auch so." Ja. Wollte ich, irgendwie jedenfalls. Auch weil ich gesehen habe, dass er gerne mehr Platz für sich hätte, also Werkstatt und Keller. Aber offensichtlich habe ich einfach nicht gewusst, wie emotional ich da reagiere, wie mir das Vorbeifahren jeden Tag weh tut und wie ich manchmal einfach heulend dastehe und denke "Ich will zurück nach Hause".

Also ja, ich kann dich total verstehen, wie emotional das für dich ist! Was mir dann hilft: Wenn ich mir ganz bewusst die objektiv positiven Dinge vorspreche: dass wir dort nicht draußen essen konnten. Dass mein Mann dort keinen Platz für sich hatte. Dass die Kinder hier Garten mit Schaukel und Trampolin haben. Dass auch das andere Haus großen Renivierungsbedarf hatte. Dass ich hier meinen Garten am Haus habe und keinen Kleingarten 2 km entfernt... (und ja, der kleine Teufel in mir winkt dann immer gehässig und sagt, dass ich das alles auch im alten Zuhause arrangiert bekommen hätte :-[ )

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Ja, bei mir ist es zugleich das Elternhaus und das Haus meiner Großeltern väterlicherseits. Zuletzt hat aber viele Jahre nur noch mein Vater drin gelent (nach früher Scheidung meiner Eltern und dem Tod der Großeltern). Drum ist es für mich v.a. das Haus meines Vaters.
--Das tut mir Leid für Dich, dass es Dir auch so schwer fällt. Gleichzeitig tröstlich zu wissen, dass es anderen auch so geht. -ich finde bei dem emotionalen Schmerz helfen dann die rationalen Gründen, warum man sich zum Zeitpunkt anders entschieden hat irgendwie wenig. Vielleicht geht es darum, diese Ambivalenz auszuhalten.
Ich wohne ja derzeit 600 km entfernt. Habe mir aber auch schon überlegt, wenn es jetzt verkauft wird, dann werde ich wahrscheinlich nie mehr dort zurückgehen. Es wäre dann, so wie ich mich kenne, auch immer schwierig für mich, da vorbei zu fahren und einem neuen Haus würde ich wahrscheinlich auch keine Chance geben. Dabei habe ich an das Haus nicht nur schöne Erinnerungen. Aber das macht es nicht leichter. Ich denke, ich könnte es jetzt zu einem schönen Ort machen.