Emotionale und körperliche Erschöpfung, Überfordert mit Ausbildung…

Hallo Zusammen,

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht genau, was ich mir von diesem Post verspreche. Ich fühle mich im Moment wirklich einfach Gefangen in einem Überlegungsprozess und weiß gar nicht so recht, wie ich da herausfinden soll.

Zu meiner Geschichte: Ich bin Anfang 40, verheiratet, Mutter von 3 Kindern ( die jetzt auch nicht mehr so klein sind; der Jüngste ist 9 Jahre alt). Wir bewohnen ein Haus mit Garten, haben einen Hund. Viele Jahre habe ich hauswirtschaftlich in Teilzeit in einer Kindertagesstätte gearbeitet (Gelernt habe ich allerdings einen anderen Beruf,in den ich nach den Erziehungszeiten der Kinder mangels Familienfreundlichkeit und Planbarkeit nicht zurückgehen wollte). Ich arbeitete 21 Stunden pro Woche, täglich nur bis Mittag und konnte meine verbleibende Zeit optimal für Haushalt und Kinder nutzen. Tja, heute habe ich das Gefühl, ich hätte die Redewendung „Never change a running system“ ernster nehmen sollen.
Irgendwann Anfang 2023 überkam mich das Gefühl, nocheinmal mehr aus meinem Leben machen zu müssen. Ich habe überlegt, doch nochmal in meinen Ausbildungsberuf zurückzukehren, habe Bewerbungen geschrieben und auch zur Probe gearbeitet. Leider war von den Ambitionen, die ich während der Ausbildung hatte nichts mehr übrig und es hat mir überhaupt keine Freude mehr gemacht.
Trotzdem wuchs der Wunsch in mir, nicht weiterhin am Ende der „Nahrungskette“ zu stehen. So habe ich mich oft gefühlt. Dass man auf mich herunterschaute ( und manche sogar überrascht fragten „Ach, du hast eine Ausbildung? Das wusste ich ja gar nicht.“ Schlimm, dass über Menschen immer gleich so geurteilt wird)

Ich entschied mich dann dazu, bei der Fachschule für Sozialpädagogik anzufragen, ob ich die Vorraussetzungen für die Praxisintegrierte Erzieherausbildung erfülle. Ich arbeite gerne in einer Kita ( oder habe es zumindest mal gerne getan) und bin Mama mit Leib und Seele. Nachdem ich von der Fachschule grünes Licht bekam, schloss ich einen Vertrag bei dem Träger ab, bei dem ich schon tätig war. Ich bin im letzten Sommer wirklich unglaublich motiviert gestartet.
Schon immer war ich eine gute Schülerin, habe einen sehr guten Schul- und auch Berufsschulabschluss erlangt. Und auch in der Fachschule konnte ich ganz schnell an frühere Leistungen anknüpfen und erziele dort ebenfalls sehr gute Noten. Wobei ich sagen muss, dass es mir nicht in den Schoß fällt. Ich bin ein wirklich ehrgeiziger Mensch und lerne wirklich sehr viel, um diese Leistungen abliefern zu können. Anfänglich war, wie gesagt, alles super. Meine Schulklasse ist eine vom Alter her sehr homogene Gruppe. Gut ein Drittel ist über 30 Jahre alt. Inzwischen finde ich es nur noch anstrengend. Viele erleben da gerade ihren zweiten Frühling und verfallen zurück in die Pubertät. Es ist eigentlich rund um die Uhr nur sexistisch (und nein, ich bin nicht prüde ) und albern. UND, auch mit über 40 kann ich mit dem Streber-Stempel nicht besser umgehen, als früher. Ich hasse diese dummen Sprüche, wenn ich „nur“ eine zwei geschrieben habe, oder dieses „ Ich bin besser als sie!“ wenn jemand einen Punkt in einer Klausur besser ist. Es ist nicht mein Anspruch, überall die Beste zu sein. Ich möchte einfach nur alles was ich mache gut machen.

Auch in der Praxis (Kita) ist das so eine Sache. Irgendwie ist keine wirkliche pädagogische Ausrichtung zu erkennen. Man hat überhaupt keine Möglichkeiten, das Erlernte anzuwenden und beißt mit Anregungen auf Granit.
Ich bin physisch und psychisch aktuell so angeschlagen, wie noch nie in meinem Leben. Mein Mann und ich teilen uns den Haushalt. Und trotzdem bleibt am Ende meines Vollzeit- Tages noch so viel für mich über. Ich möchte meine Kinder nicht komplett sich selbst überlassen. Ich möchte da sein, wenn sie meine Hilfe benötigen ( ganz anders, als ich es damals selbst erlebt habe). So setzt sich mein Abend bis etwa 21 Uhr fort. Und dann setze ich mich an meine Schulaufgaben. Und das Pensum ist hoch. Praxisberichte, Gruppenprojekte, Lehrerbesuche, Verschriftlichungen….ich arbeite inzwischen mit Prioritätslisten, um mich nicht zu verlaufen. Aber, ich habe einfach auch gar keine Zeit mehr für mich. Meinem Hobby bin ich seit Beginn der Ausbildung nicht mehr nachgegangen und wenn ich mir einen Abend freischaufle, um mir endlich wieder etwas zu gönnen, dann bin ich so erschöpft , dass ich sofort einschlafe. Ich habe schon so oft in den letzten Wochen mit dem Gedanken gespielt, mir einfach wieder einen Teilzeitjob zu suchen, aber ich trau mich nicht. Aus Angst vor einem Gesichtsverlust, aus Verantwortungsgefühl meinem Arbeitgeber gegenüber…Das Gespräch mit meiner Praxisanleitung hab ich bereits gesucht, aber wie das so ist: sie ist über 15 Jahre jünger als ich, ungebunden, kinderlos…Sie sieht nur die guten Leistungen, die ich erbringe, aber nicht, was mich das alles kostet. Ich möchte eigentlich gar nicht jammern, aber ich fühl mich so unverstanden und vor allem so traurig und überlastet, wie noch nie in meinem Leben. Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Und ich hab Angst, in eine handfeste Depression oder ein Burnout zu steuern.

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Besteht die Möglichkeit, die Ausbildung oder einen Teil davon in Teilzeit zu absolvieren? Vielleicht zumindest die Praxisstunden zu reduzieren?

Mir fehlt in deinen Überlegungen auch dein Mann. Wie steht er zu der Sache? Könnte er dich mehr entlasten, eine Weile etwas weniger arbeiten, falls das finanziell drin ist? Du hast ihm ja auch lange den Rücken frei gehalten.

Ob die anderen Schüler albern und kindisch sind finde ich irrelevant, damit muss man rechnen.
Ein wenig liest du dich auch verbissen, vielleicht hilft es auch mal alles etwas entspannter zu sehen, sowohl was den Haushalt angeht, als auch die Umsetzung des Erlernten in der Kita.

Aber vor allem: rede mit deinem Mann. Es wäre schade, wenn es eine Lösung gäbe und du jetzt vorschnell abbricht.

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Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt als verbissen bezeichnen würde. Auf jeden Fall bin ich mit großen Ambitionen in die Ausbildung gestartet. Klar können die anderen Schüler sein, wie sie möchten. Ich will ihnen das ja auch nicht absprechen, aber mir fällt es schwer damit umzugehen. Ich bin dort, um mein Berufsziel zu erreichen und habe mir den Umgang in der Erwachsenenbildung komplett anders vorgestellt. Klar könnte man sagen, ich solle einfach bei mir bleiben und mich um mich kümmern. Allerdings ist die Erzieherausbildung schulisch darauf ausgelegt, die Inhalte zu 80% in Gruppenarbeiten zu erschließen. Und das macht es anstrengend, weil ich mich dem Ganzen so eben unmöglich entziehen kann.
Der Frust im praktischen Ausbildungsteil fußt darauf, dass es enorm enttäuschend ist, dass man in der Schule das Optimum vermittelt bekommt, darauf getrimmt wird und 80% vom Erlernten, nie in der Praxis anwendbar ist. Weil: weder Zeit, noch Personal zu Verfügung stehen, weil es steile Hierachien gibt und Menschen mit extrem unterschiedlichen Ansichten aufeinanderprallen und man einfach kein Gehör findet.
Mein Mann unterstützt mich wo er kann. Die Entscheidung stellt er mir frei, hat bereits Stunden reduziert, aber ebenfalls einen fordernden Job. Ich würde uns hier als ziemlich gleichberechtigt beschreiben. Aber auf 140qm mit Kindern, Garten und Hund, fällt einfach immer etwas an.

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Das verbissen klingt tatsächlich negativer als es gemeint war, ich hatte nur das Gefühl, dass du überall ein bisschen runterschrauben könntest und immer noch genug machen würdest.

Ich verstehe deine Enttäuschung in jedem Bereich. Aber du sagst selbst, du bist dort, um dein Berufsziel zu erreichen. Lass dich bei der Entscheidung nur nicht von Nebensächlichkeiten beeinflussen (Gruppenarbeiten, Umsetzung etc.), die du nur eine Zeit lang ertragen müsstest. Wenn es dir aber insgesamt zuviel wird und es keine Möglichkeit zur Entlastung mehr gibt, ist das etwas anderes.

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Guten Morgen,

Du schreibst es ja selbst, es wird Dir alles Zuviel, Du kannst Deinem Hobby nicht mehr nachgehen. Hast 3 Kinder , ein Haus, alles auf einmal ist eben Zuviel.
Hör auf Dein Herz, such Dir eine Halbtagsstelle damit Du wieder Frieden in Dir bekommst.
Alles Gute

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Danke dir für deine Antwort. Manchmal muss man es glaube ich einfach mal von Außen hören.

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Guten Morgen,
Ich schreibe hier nur sehr selten, aber heute habe ich das Bedürfnis dir zu antworten!
Selbst habe ich zwar „nur“ zwei Kinder, eins in der Schule und eins in der Kita, aber ich studiere auch noch. Neben Studium, Kindern,Schule und Alltag ist es mir auch zu viel geworden. Leider habe ich das nicht rechtzeitig bemerkt, sodass ich nun in einer totalen Ausnahmesituation gelandet bin und psychisch vollkommen ausgelaugt bin.
Hör auf dein Herz, versuche zurück zu schalten oder dir mehr Unterstützung zu holen! Es ist kein Gesuchtsverlust, wenn man sich eingesteht, dass das auferlegte Pensum einfach nicht machbar ist!
Ich sende dir ganz viel Kraft!

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Danke dir für deine Antwort. Es tröstet mich, zu wissen, dass ich damit nicht allein bin. Ich glaube, in gewisser Weise blockiert mich auch meine eigene Erwartung an mich selbst. Aufgewachsen bin ich nach dem Prinzip „Wer A sagt, muss auch B sagen“. Mir wurde immer suggeriert, wenn man etwas anfängt, dann bringt man es auch zuende.
Aber ich merk ja selbst, wie schlecht es mir damit geht. Trotz guter Leistungen. Natürlich freue ich mich über die Wertschätzung, die ich in der Schule von den Lehrern erfahre, aber sie kann diese Erschöpfung in mir nicht aufwiegen.
Schon Samstag Nachmittag kommen die ersten Gedanken an den Montag zurück. Nach dem Urlaub fühle ich mich nicht mehr erholt. Ich werde Nachts wach und denke im Umdrehen an meine To do- Listen. Sogar körperlich merk ich es schon. Vor ein paar Wochen fing ein Augenzucken im rechten Augenlid an ( das untere Augenlid). Organisch ist alles okay. Ich war beim Augenarzt, meine Schilddrüse wurde überprüft usw. Ergebnis: Psychosomatisch, vermutlich Stress. Es tut mir unfassbar leid, dass du Gleiches erfahren musstest. Wie geht es dir aktuell damit? Und wie wirst du damit weiter verfahren?

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Magst du mir privat schreiben?

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Hey, erstmal Hut ab dass du das mit 3 Kindern durchziehst, du kannst sehr stolz auf dich sein! Und dann auch noch mit so guten Leistungen. Ich verstehe dass einem ab und zu mal alles etwas über den Kopf wächst. Wie lang geht denn die Ausbildung noch? Ich würde auf keinen Fall alles hinschmeißen. Sie zu dass du irgendwie Entlastung findest wo es nur geht und Schraub deinen Perfektionismus etwas runter. Du musst nicht immer überall super sein, Mittelmaß reicht völlig aus. Und es ist ja auch für eine begrenzte Zeit. Ich denke wenn du das alles geschafft hast und zurück blickst wird dir das sehr viel geben. Ich bin definitiv kein Freund von alles sein lassen. Ja es wird noch hart werden, aber vergiss doch bitte nie warum du damit angefangen hast,da gab es doch Gründe. Es ist natürlich immer schöner den einfachen Weg zu gehen, aber deine Kinder werden ja auch größer und du willst doch auch nicht für immer teilzeit ohne Ausbildung arbeiten? Du schaffst das ich bin mir sehr sicher :)

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Hallo,

ich habe auch noch einmal einen Neustart gewagt, als die Kinder 1 Jahr und Knapp 4 Jahre alt waren. Das Studium, gearbeitet habe ich auch, Haushalt, Kinder - das war schon eine sehr anstrengende Zeit, vor allem auch weil mein Mann nicht so begeistert von meinen Plänen war. Es hat mich jetzt nicht so richtig unterstützt.
Aber ich habe immer auf das Ziel geguckt, wenn ich nicht mehr konnte. Das Zeil war, eine Arbeit zu haben, die mir Spaß macht und finanziell so viel hergibt, dass ich wirtschaftlich nicht mehr abhängig bin.

Bevor du aufhörst- schau doch noch einmal, welche Unterstützung du noch bekommen kannst. Eltern, Schwiegereltern, Freunde.....
Schau noch einmal auf deine Ziele.

Ich wünsche Dir viel Kraft.
Herzliche Grüße
Onetta

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Dankeschön :-) Ich finde es spannend, hier die unterschiedlichen Perspektiven zu lesen und werde alles mitnehmen und ich meine Entscheidungsfindung miteinfließen lassen.

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Hallo,

Such doch das Gespräch mit Träger/Schule ob du die Ausbildung Strecken kannst. Wie lange hast du denn noch? Ich finde es immer schade eine Ausbildung abzubrechen. Du hast noch viele Jahre bis zur Rente. Du könntest auch Abstriche bei den Leistungen machen. Am Ende ist bestehen wichtig.

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2,5 Jahre hab ich noch vor mir. Also bis Sommer 2026. Am liebsten hätte ich diese Ausbildung in Teilzeit absolviert. Leider ist das in unserem Bundesland allerdings nicht möglich. Da hatte ich mich schon im Vorfeld erkundigt.

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Noch 2,5 Jahre! Hättest Du noch 1 Jahr vor Dir, hätte ich gesagt: Versuche durchzukommen. Mit Hilfe von Kinderbetreuung, Putzfrau, Mann und einem "dicken Fell" gegen Mitschülern und andere, die Dich ausbremsen.

Aber 2,5 Jahre sind noch sehr lang! Die Gefahr, dass Du vorher zusammenbrichst scheint mir da sehr nah.

Wenn Du gedanklich mal 3 Jahre "weiterspringst": Siehst Du eine realistische Chance, Deinen dann relativ neu erlernten Beruf so umzusetzen, wie Du es Dir wünscht? Oder ist es wahrscheinlicher, dass die in der Ausbildung gelernten Inhalte zwar toll und neu und innovativ sind, aber im realen Berufsleben "verpuffen werden", weil es eben Theorie ist und die Praxis ganz anders ist? Hast Du noch richtig Lust auf Dein Berufsleben mit der neuen Ausbildung? Das würde ich mich an Deiner Stelle fragen und diesbezüglich auch Recherchen anstellen. Damit Du einschätzten kannst, ob sich der ganze Stress überhaupt lohnt!

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Ich lese raus, dass du „Klassenstreberin“ bist und beste Noten hast.
Ist das denn so wichtig? Kannst du deine eigenen Ansprüche nicht runterschrauben und schauen, dass du am Ende bestehst. Das reicht doch! 🙈

Bearbeitet von Toffee
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„Ich möchte einfach nur alles was ich mache gut machen.“

Hier musst du meiner Meinung nach ansetzen. Du kannst in dieser Zeit nun mal nicht alles ‚gut‘ (oder perfekt) machen. Überlege dir, wo du Abstriche machen kannst, wo deine Ansprüche allenfalls zu hoch sind. Mal die Familie zusammentrommeln und die Aufgaben neu verteilen, damit du da und dort entlastet bist. Die schulischen Leistungen müssen dich bloss durchbringen. Im Berufsleben kräht kein Hahn nach den exakten Noten.

Um nicht an deinen eigenen Anforderungen an dich zu scheitern, würde ich also versuchen, an manchen Orten einen Gang herunterzuschalten.

Ich war mit 40 auch an dem Punkt und habe eine Weiterbildung gemacht (2 Kinder damals im Grundschulalter, Haus, Mann, Garten). Die Weiterbildung dauerte 2 Jahre inklusive Masterarbeit. Ich habe an ein paar Stellschrauben gespielt, auch mit Unterstützung meines Mannes, und es ging dann irgendwie. Ich hätte das alles aber nicht leisten können, hätte ich diese Anpassungen nicht vorgenommen.

Ich hoffe, du findest eine Lösung, und wenn nicht, ist es auch kein Untergang, wenn du deiner Gesundheit zuliebe kürzer treten möchtest. Überlege dir bloss, womit du zum Schluss am ehesten leben kannst.

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Es gibt verschiedene Ansätze:

Hinsichtlich der Kameraden solltest du an den Erwartungen schrauben, lass dich auf die Gruppenarbeiten ein und tu soviel wie du kannst, dann kannst du zufriedenen mit dir sein, du bist trotz GA nicht für den Beitrag anderer verantwortlich.

Anwendung von Gelernten im wahren Leben, nun ja, auch da musst du an dir und deinen Erwartungen arbeiten, dass eine ist Theorie und dann gibt es das wahre Leben (euer Familienleben funktioniert vermutlich auch nicht wie das Ideal lt. Beratungsbüchern).

Zu viel Belastung im Familienleben, da könnt ihr aktiv entgegenwirken, vielleicht sucht ihr euch Unterstützung fürs Putzen und vielleicht sogar jemanden der euch beim Hund unterstützt (Gassigeher aus der Nachbarschaft oder so).