Zwiespalt: Ausbildung oder Studium?

Hallo. Wie oben schon geschrieben, befinde ich mich derzeit in einem großen Zwiespalt. Es geht um die Entscheidung, ob ich dieses Jahr mit einem Studium oder einer Ausbildung anfangen soll.

Vielleicht erstmal zu mir. Ich bin 21 Jahre alt, und habe letztes Jahr meine Ausbildung zur Gymnastiklehrerin absolviert. Während der Ausbildung bin ich unerwartet schwanger geworden und habe dann im September 2023 meinen Sohn geboren. Mit dem Kindsvater bin ich zusammen, er studiert noch (Ist 22).

Meine Großmutter hat mir nun das Angebot gemacht, mir ein Psychologiestudium an einer Fernuni zu finanzieren. Ich war an sich darüber überglücklich und hatte keine Zweifel. Ich wollte unbedingt dieses Studium anfangen, ich wollte schon seit ich 11 war immer Psychologie studieren und würde da halt super gerne mit dem Bachelorabschluss den Masterstudiengang in Kriminologie machen. Vor dem Angebot meiner Großmutter ( und vor der Schwangerschaft) war mein ursprünglicher Plan, nach der Ausbildung zum BKA zu gehen, ein duales Studium zu machen und darüber zur Kriminologie zu kommen.

Also das Studium wäre echt der Hammer. So, jetzt das große ABER ( oder ABERS es gibt da nämlich einige Punkte); 1. Ist dieses Studium und dann noch der Master extrem zeitaufwendig. Es wären 6 Jahre da ich das Bachelorstudium in Teilzeit um 1 Jahr verlängern würde. 2. Weiß ich auch nicht ob ich überhaupt die Zeit dafür aufbringen könnte, da mein Freund selber studiert und auch noch Physik und selber schon total gestresst ist, und auch sein Studium wirklich extrem zeitaufwendig ist.
3. Habe ich total Angst, dass der ganze Stress, der jetzt schon oft in Verzweiflung endet, einfach Überhand nimmt und uns alle letzten Nerven raubt. Es kriselt jetzt schon manchmal zwischen uns, da mein Freund sehr belastet ist mit seinem Studium und ich bin halt den ganzen Tag mit unserem Sohn alleine und habe auch leider familiär keine Unterstützung was das Kümmern angeht. Er kommt dann meistens so um 18/19 Uhr Nachhause, also es ist quasi wie ein Vollzeitjob nur ohne Geld :')
Unser Sohn wäre ab August auch fremdbetreut, allerdings will ich ihn nicht direkt 8 Stunden am Tag abgeben ,das finde ich für einen dann nichtmal 1- jährigen etwas viel.
Bei einer Ausbildung wäre natürlich der Nachteil, dass dort eine Präsenzpflicht gilt, was bei einem Fernstudium natürlich nicht der Fall ist. Allerdings wäre es halt viiieeel entspannter und auch nicht so anspruchsvoll und zeitintensiv. Ich würde eine Ausbildung zur PTA machen , mich interessiert halt alles was mit Gesundheit zu tun hat.

Ich habe einfach Angst, dass es nicht klappt und dass wir alle den Kaffee so offen haben, dass wir alle den kompletten Burnout bekommen. Ich muss auch dazu sagen ,dass mein Sohn ein High Need Baby ist, er braucht extrem viel Aufmerksamkeit und brüllt wirklich bei allem, ob man ihn wickelt, anzieht, und vor allem schlafen legen möchte. Ich liebe ihn über alles ,aber ohne Unterstützung ist es schon manchmal sehr anstrengend, er schläft auch nicht durch und wacht nachts mehrmals auf, lässt sich auch nicht durch Papa beruhigen:(( Naja, aber das ist ja jetzt ein anderes Thema.

Also ,was meint ihr? Studium und Selbstverwirklichung oder Ausbildung und Behütung von Harmonie.
Habt ihr vielleicht Erfahrungen ,was generell Studium mit Kind angeht? Ich hoffe, ihr könnt mir da vielleicht weiterhelfen, ich bin echt total ratlos:(

Achso und ich denke mir ,dass viele schreiben werden, dass ich noch warten soll, überhaupt was zu machen. Leider kommt das eher nicht für mich in Frage, ich habe einen hohen Tatendrang und merke auch jetzt schon, dass ich ohne eine 'Aufgabe' und immer in dieser engen Wohnung langsam durchdrehe.

Vielen Dank, an alle, die sich diesen zäh zu lesenden Roman reingezogen haben!

Studium oder Ausbildung

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Ich denke auch, du unterschätzt den rein zeitlichen Aufwand einer Ausbildung.
Du sagst, du willst deinen Sohn nicht 8 Stunden täglich abgeben - bei einer Vollzeitausbildung müsstest du ihn mindestens 9 Stunden täglich abgeben. Falls du Glück hast und eine der sehr seltenen Teilzeit-Ausbildungen findest, wären es immerhin um die 30 Stunden Zeitaufwand und somit immernoch ca. 7 Stunden Kita, je nach Fahrtweg. Da hast du dann auch rein zeitlich sehr viel Stress und vermutlich fast gar keine Freizeit. Du musst nach einer sehr schlechten Nacht trotzdem um Punkt 8 irgendwo auftauchen und fit sein...

Die Ausbildung mag intellektuell weniger anstrengend sein, aber ein Fernstudium ist sooo viel flexibler. Du kannst unter der Woche 20-25 Stunden lernen, wenn dein Sohn seine paar Stunden betreut ist. Wenn die Nacht furchtbar war, kannst du einen Tag aussetzen. Am Wochenende kann nach Bedarf dein Freund aufpassen während du lernst. Eventuell schläft dein Sohn auch in einigen Monaten schon besser und du kannst die Abende nutzen.
Bei den meisten Fernstudien ist es auch kein Problem, wenn es etwas länger dauert. Man kann in der Regel kostenlos 2-4 Semester dranhängen.

Also für mich wäre das überhaupt keine Frage: wenn ihr es finanziell hinbekommt, unbedingt das Studium!

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Erstmal Glückwunsch zum Baby!

Was ich mich beim lesen gefragt habe: wieso denkst du, dass eine Ausbildung mit Kind und ohne familiäre Unterstützung einfacher wäre als ein Fernstudium? Ich würde es genau andersrum einschätzen. Es ist gut möglich, dass die Betreuungszeiten der Krippe nichtmal deine Arbeitszeit/Berufsschulzeiten komplett abdecken (könnte der Vater denn dann zeitlich flexibel das Kind betreuen?), geschweige denn, dass du tagsüber dann noch kindfreie Zeit zum lernen hättest. Das wäre bei einem Fernstudium sicherlich leichter organisierbar, da du einfach viel flexibler wärst.
Wann würde eine normale Ausbildung denn beginnen? Nächstes Jahr dann erst oder schon dieses Jahr? Würde das mit Eingewöhnung usw. passen?

Ich hab mit kleinem Kind eine Ausbildung gemacht und obwohl ich Familie in der Nähe habe und nach der Trennung von meinem damaligen Mann die Kleine die Hälfte der Zeit bei ihm war und ich entsprechend kein Kind da hatte und vieles wegen Corona online stattfand, war es dennoch eine Herausforderung und wäre erheblich schwieriger gewesen, wenn mir der Unterrichtsstoff nicht so leicht gefallen wäre, dass ich auch ohne Zeit zum lernen gute Noten hatte. Eine Klassenkameradin von mir mit mehreren Kindern hat es zwar auch gut geschafft aber meist mit nur 3-4h Schlaf, weil Haushalt ja auch gemacht werden muss.
Übrigens ist es absolut normal, dass ein Baby in dem alter von eurem noch mehrfach pro Nacht aufwacht. Das kann auch noch ne ganze Weile so weitergehen.

Also ich wäre eher bei Studium

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Hey :-)

Hast du mal reingeschnuppert in diese Bereiche? Irgendwo Praktika absolviert? Mir hat es bei der Entscheidung geholfen.
Meiner Meinung nach ist beides herausfordernd, mit Kind nochmal besonders. Von daher würde ich sagen: Erfahrung/Eindruck verschaffen und dann entscheiden :-)

Und deinem Freund sollte bewusst sein, dass ihr euch die Care-Arbeit dann teilen müsst. Wünsche dir ganz viel Erfolg 🙋🏼‍♀️☺️

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Vielen Dank für deine Antwort! Ja, Praktikas machen auf jeden Fall Sinn bei so einer Entscheidung:)

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Hallo,

ich würde mir erstmal darüber klar werden, was ich eigentlich will.
Psychologie und PTA sind ja komplett unterschiedliche Dinge.
Bei beiden Varianten verdienst du auch nichts - von was lebt ihr?
Wenn du schon eine Ausbildung gemacht hast (wobei ich Ausbildung als Gymnastiklehrerin noch nie gehört habe - ist das eine "richtige" Ausbildung?): warum kommt Arbeiten in diesem Beruf nicht in Frage?

Eine Ausbildung als nicht so anspruchsvoll zu bezeichnen finde ich, sorry, recht abgehoben. Gerade die PTAs machen m.E. schon anspruchsvolle Dinge im Labor.
Natürlich ist ein Studium was anderes, aber eben rein theoretisch.
Direkt vergleichbar finde ich das nicht (und ich habe beides gemacht, Ausbildung und Studium, habe also durchaus Erfahrung).

Prinzipiell würde ich das Studium wählen, besonders wenn es dir sogar finanziert wird von der Großmutter (ich gehe davon aus, das die Studiengebühren gemeint sind).
Wäre denn da der Einstieg in diesem Jahr noch möglich? Gibt es an der Fernuni auch einen NC oder nicht?
Wie würdest du es denn organisieren wollen? Euer Sohn soll nicht 8 Stunden täglich in die Betreuung, also er würde vormittags betreut werden und während dieser Zeit willst du dem Studium nachgehen?
Klingt doch erstmal gut. Ist dir bewusst, wie schwierig es sein kann, sich bei dieser Art des Studiums ohne Anwesenheitspflicht selbst zu motivieren? Wenn ja, sollte das doch passen. Ist es denn komplett ohne Anwesenheitspflicht oder gibt es Seminare, Prüfungen o.ä. vor Ort?
Ich würde auch davon ausgehen, das man per Fernstudium in Teilzeit deutlich länger braucht, als die Regelstudienzeit.
Warum kommt vor Ort an einer Uni nicht in Frage? Viele bieten Kinderbetreuung vor Ort an, das wäre doch ideal.


LG N.

Bearbeitet von name123
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Vielen Dank für deinen Beitrag. Also zuerst möchte ich sagen, dass die Ausbildung zum Gymnastiklehrer eine staatlich anerkannte Ausbildung ist, und lässt sich sich ein bisschen mit der Arbeit von Motopäden und Ergotherapeuten vergleichen, dauert 3 Jahre. Ich möchte in diesem Beruf aber nicht unbedingt arbeiten, da ich mit 17 mein Abi gemacht habe und mich in der Zeit eher darauf konzentriert habe, erstmal was "in der Tasche zu haben", der Beruf ist nicht uninteressant, aber auch nicht unbedingt mein Lebensziel. Ich wollte auch nicht abgehoben klingen, aber ich weiß einfach von vielen meiner Mitmenschen, die studieren, dass ein Studium kognitiv schon sehr anspruchsvoll ist ( nicht bei jedem natürlich). Mir ist bewusst, dass die Ausbildung zur PTA kein Zuckerschlecken ist, aber ich glaube, da ist dann doch ein Unterschied.
Du meinst du hast studiert und eine Ausbildung abgeschlossen- Auch mit Kind? Wenn ja, würde ich gerne hören, wie deine Erfahrung damit war!

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Nein, ohne Kind - das kam erst danach :-)

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Also ich würde zuerst mal prüfen, wie denn die Zugangsvoraussetzungen für dieses Psychologie-Studium sind.
Wenn es dort einen NC gibt und du diesen nicht erüllen solltest, könnte es ja theoretisch sein, dass du erst später einen Platz bekommst. Auch gibt es Studiengänge, die man nur im Wintersemester oder nur im Sommersemester starten kann.

Und dann kann ich mir beim besten Wille nicht vorstellen, dass man Psychologie zu 100% online/aus der Ferne studieren kann. Man arbeitet ja immerhin mit Menschen. Da ist es doch sehr wahrscheinlich, dass es auch beim Fernstudium Präsenzveranstaltungen gibt, wo Gesprächstechniken vermittelt/geübt werden. Das hoffe ich zumindest als Laie. Wer würde denn das Kind betreuuen, wenn dann z.B. in 200km Entfernung ein 1-2 wöchiges Seminar stattfindet?

Und was ich mir auch nicht vorstellen kann, dass man dieses Studium mit einem Arbeitsaufwand von 1 Stunde am Tag absolvieren kann. Wenn man es ernsthaft betreiben will, braucht man hier mit Sicherheit auch mehrere Stunden am Tag, an denen man ungestört lernen und den Online-Vorlesungen folgen kann.

Ist dieser Studiengang Bafög-förderungsfähig? Weil Geld gibts ja dann erstmal keines. Oder würde die Oma neben den Studiengebühren auch für den Lebensunterhalt sorgen?

Das sind Dinge, die ich erstmal abklären würde, bevor ich mich für oder gegen das Studium entscheiden würde. Wenn das BKA natürlich das Studium "betriebsbegleitend" anbietet, hat man natürlich auch schon ein Einkommen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das in Teilzeit geht - müsste man sich auch schlau machen.

Eine Ausbildung zur PTA finde ich persönlich auch relativ schwierig mit Kind. Um zur Abschlußprüfung zugelassen zu werden, darf man ja nur eine bestimmte Anzahl an Fehlstunden haben. Wenn das Kind dann doch häufiger krank ist und du dann eben auch, könnte das schon knapp werden. Und dann hat man als PTA vermutlich auch nicht so 100% geregelte Arbeitszeiten. Wenn die Praxis offiziell z.B. um 17 Uhr schließt aber noch 3 Patienten im Wartezimmer sitzen, kann man ja nicht einfach gehen und sagen, dass die Kita bald schließt. Das wird 2mal funktionieren und dann wirds schwierig. Der Vorteil ist halt, dass man während der Ausbildung noch ein kleines Einkommen hat. Aber in der Regel hat man ja neben der Arbeitszeit dann noch Schule + Hausaufgaben + Lernzeit. Bei Dir kommt dann noch das Kind hinzu. Das ist schon eine sportliche Herausforderung.

Wie lange dauert es denn noch bis Dein Freund mit seinem Studium fertig ist? und wies sind danach seine Jobaussichten? Wenn er dann einen halbwegs gut bezahlten Beruf hätte und diesen nur in Teilzeit ausübt + Kind betreut, hättest du ja viel mehr zeitliche und finanzielle Luft, um Deine Ausbildung durchzuziehen.

Wenn es absehbar ist, dass Dein Freund in +/- 1 Jahr fertig ist (du schreibst er ist 22, d.h. er hat 4 Jahre Abi = 8 Semester, da könnte man von einer baldigen Beendigung des Studiums ausgehen), würde ich diese Zeit mit Gymnastikkursen überbrücken. Dann habt ihr etwas Geld und Du noch Zeit für das Kind.

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Fernstudium hat idR keinen NC, deshalb ist es ja so teuer (~15.000€ bis zum Abschluss). Bei fast allen Anbietern kannn man jederzeit starten.
Ich muss außerdem deine Hoffnung enttäuschen, Psychologie wird in 100% remote angeboten - ohne verpflichtende Vorlesungszeiten, reine Selbstlernzeit. Maximal gibt es 2-3 Wochenendkurse im ganzen Studium.
Sie schreibt ja, ihr Kind soll in die Kita bzw. in Betreuung, halt nur nicht 8 Stunden. Aber mit 4-5 Stunden am Tag kann man da schon echt viel machen, viele machen so ein Fernstudium berufsbegleitend zum VZ-Job.

PTAs arbeiten übrigens überwiegend in Apotheken mit sehr geregelten Arbeitszeiten, die Ausbildung wird auch manchmal 100% schulisch angeboten.
Deine Bedenken zu Fehlzeiten und generellem Zeitmanagement teile ich jedoch.

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Hoppla, da hab ich die PTA mit der MTA verwechselt.

Aber auch wenn man geregelte Arbeitszeiten hat, können die für die Kinderbetreuung doof sein.

Selbst bei uns im Ort hat die Apotheke bis 18:30h geöffnet. Das muss man betreuungstechnisch erstmal abdecken.

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ein kleiner Nachtrag: Erstmal vielen Dank für die schnellen und auch teilweise sehr ausführlichen Antworten! Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass mir eure Meinungen dann doch SO schnell weiterhelfen. Aber das liegt vielleicht daran, dass ich die Antwort schon vorher eigentlich wusste. Ich entscheide mich also fürs Studium, was sowieso die ganze Zeit mein Favorit war, nur hatte ich eben Bedenken, da es ja doch sehr zeit- und lernintensiv ist. An die extreme Wichtigkeit der flexiblen "Arbeitszeiten" habe ich vorher gar nicht so gedacht. Also nochmal danke für die ganzen Antworten:)

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Bitte prüfe sehr intensiv an welche Institution du dich fürs Fernstudium begibst.

Aus meiner Perspektive ist die Fernuni Hagen immer der beste Ansprechpartner aber wenn es was anderes, privates werden soll dann mach dich unbedingt schlau darüber was ehemalige Studenten sagen und auch was die Chancen nach dem Studium angeht.

Ich bin immer skeptisch dazu wie einige private Anbieter das Studium anpreisen und wie wenig fundiertes dann dahinter steckt.

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„2. Weiß ich auch nicht ob ich überhaupt die Zeit dafür aufbringen könnte, da mein Freund selber studiert und auch noch Physik und selber schon total gestresst ist, und auch sein Studium wirklich extrem zeitaufwendig ist.“

Das heißt also, du würdest zugunsten deines Freundes auf deine Karriere verzichten?? Das Kind gehört euch beiden! Ebenso die anfallende Arbeit. Warum stecken Frauen bloß immer freiwillig für die Männer zurück…