Partner respektiert meinen Beruf/ Berufsbelastung nicht

Ich hab eine Führungsposition in der Notaufnahme und arbeite im Schichtdienst an vorderster Front.

Ich möchte und brauche kein Mitleid von meinem Partner, aber zumindest etwas Empathie und Verständnis.

Er ist aus einem ganz anderen Bereich (nicht Gesundheitswesen) und hat dementsprechend keine Ahnung, wie es ist im Krankenhaus oder überhaupt im Gesundheitswesen zu arbeiten. Das ist ja auch in Ordnung, ich versuche mich in seinen Stress auch einzufühlen und halte mich zurück Dinge zu beurteilen.

Allerdings geht mir seine fehlende Empathie und Verständnislosigkeit zunehmend auf die Nerven.

Ich hab den Job jetzt seit Montag neu (wollte eig in den ambulanten Bereich, aber durch unseren Wohnort geht das nicht) und er fragte mich wie meine Arbeitszeiten so sind.

Daraufhin meinte ich, dass ich 10 Stunden Schichten habe- seine Antwort war dann, dass das doch garnicht so schlimm sei.

Ich bin ruhig und sachlich geblieben und meinte, dass 10 Stunden am Stück in einer Notaufnahme in der Regel durcharbeiten heißt, er war dann ernsthaft beleidigt und meinte ich würde mich wichtig nehmen und immer wieder betonen wie viel Stress ich hätte.

Ich trau mich ehrlich garnicht mehr , wenn was schlimmes bei der Arbeit passiert ist oder mich die Arbeit belastet ihm davon zu erzählen und wieder als Weichei oder Jammerlappen dargestellt zu werden.

Genauso kommen Sprüche wie, dass so ein Spätdienst doch toll wäre; da hätte man vormittags frei. Meine Ausführungen, dass ich meistens nachts um 1 zuhause bin, um 2 Uhr im Bett und vormittags meistens total gerädert bevor es weiter geht (mal davon abgesehen, dass man sozial isoliert ist) möchte er nicht hören.

Vllt erwarte ich auch einfach zu viel, aber zumindest etwas Mitgefühl kann man doch von seinem Partner erwarten oder?

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Zum einen kann man definitiv Respekt erwarten, zum anderen: wie kann man IMMER noch nicht wissen, dass Pflegepersonal schlicht über Limit läuft?

Hut ab. Echt.

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Viele haben es leider immer noch nicht gemerkt. Und natürlich ist jeder Beruf wichtig und auch jeder hat sein Päckchen zu tragen …und doch ist nicht einer wie der andere. Ich habe den Beruf der Pflegefachkraft aufgegeben und lebe jetzt wesentlich ruhiger . Und ja ich hatte mir den Beruf ausgesucht und viele Jahre mit Leidenschaft ausgeübt. Ich kenne einige die diesem Beruf den Rücken gekehrt haben.

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Er hat einfach keine Vorstellung vom Job. Ist wie bei Lehrern, da denken auch alle, Lehrer arbeiten bis Mittag und haben danach und in den Ferien immer frei.

Eigentlich müsste dein Partner dich einmal eine Woche auf Arbeit begeleiten ( oder ebsser deine Arbeit übernehmen) um zu verstehen, wie es dir geht. Da so etwas aber nicht möglich ist, nimm dir seine Haltung nicht so zu Herzen. Und da du den Job neu hast, vllt. lernt auch dein Partner erst noch dazu, wie bei dir Arbeit alles läuft und kann dich später erst verstehen?

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Naja, vielleicht interpretierst du das auch ein bisschen falsch. Vieles von den Aussagne kann ich nachvollziehen.

Ich persönlich fand und finde z.B. Sptätdienste tatsächlich immer gut. Selbst als ich komplett frei meine Zeit einteilen konnte, hat sich mein Arbeitsrhytmus automatisch auf Spätdienst-Äquivalent eingestellt. Und als ich im Schichtdienst gearbietet habe, war ich immer sehr froh wenn ich Spätdienst hatte. Da seid ihr einfach verschiedene Typen, das hat nichts mit mangelnden Respekt oder Empathie zu tun.

Und 10h am Stück zu arbeiten finde ich persönlich auch nicht so schlimm, auch 14h am Tag haben mich kaum gestört wenn es viel zu tun gab. Dazu gibt es bei dir ja dann entsprechend Zeitausgleich, das heißt du musst an anderen Tagen dafür weniger oder gar nicht arbeiten. Ich würde lieber 4 Tage 10h (noch besser 3 Tage 13-14h) am Stück arbeiten als 5 Tage 8h. Ist einfach eine Typ-Frage denke ich. Da sehe ich auch wieder keinen mangelnden Respekt oder Empathie, einfach verschiedene Sichtweisen.

Daher naja, es ist halt schwer Mitgefühl für etwas zu empfinden das man selbst als nicht schlimm empfindet. Mit mangelndem Respekt hat das alles nichts zu tun meiner Meinung nach. Eher einfach an verschiedenen Sichtweisen.

Bearbeitet von MertE
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"10h am Stück" Ich nehme an, das bedeutet ohne Pause, oder?

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Jep, wenn notwendig geht das auch ohne Pause. Wobei bei den 14h habe ich meist 30min Mittagspause eingebaut, so ehrlich muss ich dann schon sein^^

Bearbeitet von MertE
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Empathie und Mitgefühl bekommst du von mir. Ich könnte so einen Job nicht machen…würde ich kaputt gehen. Ich komme aus der Pflege und alleine das war mir schon zuviel.
Aber das bei dir ist ja nochmal ne andere Hausnummer. Ich weiß auch nicht so richtig was ich dazu sagen soll aber ich glaube ich wäre sehr enttäuscht würde mein Partner so reagieren. Mein Mann kommt auch aus einer ganz anderen Sparte ( Büro ) aber hatte da ganz anders reagiert als ich noch den für mich stressigen Pflegejob hatte. Wenn ich total müde und kaputt nachhause kam hat er mir alles abgenommen was ging …schön gekocht ect. Und gerade jetzt , wenn alles neu ist ,ist es ja doppelt anstrengend für dich . Schade das er sich so garnicht in deine Situation versetzen kann. Einen Rat habe ich da leider auch nicht für dich aber wollte dir sagen das ich dich voll und ganz verstehe. Lg, Luzie

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Kommt mir bekannt vor, nur ist es bei uns umgekehrt. Mein Mann ist Altenpfleger (30 Stunden) und arbeitet ausschließlich im Spät- und Nachtdienst und ich bin die mit dem Bürojob (Vollzeit).
Ich verlasse 05:30 Uhr das Haus, bin 06:00 Uhr auf Arbeit und mache jede Woche nur zwei bis drei Überstunden, dafür kann ich aber auch manchmal schon nach 6 Stunden heim.
Wenn mein Mann viel einspringen muss oder allgemein gestresst und fertig ist, dann mach ich eben den Haushalt, kaufe ein, koche, mach die Wäsche usw.
Ich arbeite zwar auch die ganze Woche, aber trotzdem käme ich nie auf die Idee, mich zu beschweren.
Und auch wenn ich unter der Woche zeitig raus muss, steh ich am Wochenende um 06:00 Uhr auf und hole ihn mit dem Auto vom Nachtdienst ab, damit er nicht 30 Minuten auf den Bus warten muss oder ich hole ihn 21:00 Uhr vom Spätdienst ab, auch wenn ich schon totmüde bin.
Mein Mann versteh dann aber auch, dass ich ab und zu etwas durchhänge.
In der Notaufnahme wird die Belastung enorm sein, ich mag mir das gar nicht vorstellen.

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Sehe ich auch so. Mein Partner hat auch einen Bürojob und ich war die in der Altenpflege. Ich hatte so unzählig viele teildienste , kurze Wechsel zwischen den Schichten und manchmal nicht ein freies Wochenende im Monat. Das strengt einfach an …zumindest mich.Aber vielleicht bin ich ja auch ein weichei ? Für mich war es so einfach sehr belastend mit noch zwei Kindern dazu. Da hab ich eben auch manchmal durchgehangen nach Feierabend und auch mal gejammert. Fand mein Partner nicht schlimm ! Er hat dann was schönes gekocht und es gab noch ne entspannende Fußmassage. Und natürlich hab ich mir den Beruf ausgesucht …aber vor 30 Jahren waren die Arbeitsbedingungen doch noch ein wenig besser. Und auch wenn ich gejammert habe hatte mir der Beruf Spaß gemacht.

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Für mich klingt das so, als wolle er dir Mut machen. Etwas ungeschickt zwar, aber nicht böswillig. Zumindest anhand der Beispiele, die du gegeben hast. Sagt er explizit zu dir, du seist ein Weichei bzw. Jammerlappen?
Eine Anmerkung noch... Ich habe auch einen heftig stressigen Job, der mich oftmals sehr belastet, aber das lasse ich auf der Arbeit, unter Kollegen und bringe das nicht mit in Beziehungen. Meiner Erfahrung nach bringt das nichts, außer schlechte Stimmung für alle Beteiligten. Zuhause ist privat, da ist Feierabend, da ist meine Wohlfühlzone, da hat Arbeit nichts zu suchen. Hat lange gedauert, um dahinzukommen (und ja, inkl Burnout), aber so wird das hier gehandhabt und damit geht es allen besser.

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Wie ich unten schon schrieb: wenn in deinem Büro plötzlich tot da liegen würde, viel zu früh oder ganz grausam und dann kommt direkt der nächste Schwerverletzte und wird vor dir abgeladen und dann kommt noch jemand mit ner Erkältung und versucht dir was zu erzählen, weil er wartet schon viel länger und dann beschimpft oder bedroht er dich noch ein bisschen - meinst du, bei Feierabend ist dann immer noch alles vergessen und zu Hause ist deine tolle Wohlfühlzone ohne jeden Gedanken an die Arbeit? Dass man nicht mal kurz sagen möchte „oh, heute war’s schlimm, das hängt mir etwas nach, ich bin erschöpft?“

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Stimme ich dir voll zu. Zuhause die Arbeit komplett ausklammern klingt für mich ungesund. Gerade mein Partner ist mir dann doch eine Stütze wenn’s mir mal nicht so gut geht oder ich viel Stress hatte. Und manches kann man auch nicht vor der Haustüre stehen lassen.

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Das dein Partner deinen Beruf nicht wirklich respektiert ist schlimm.
Allerdings muss ich sagen, dass meine Tochter, sowie meine Schwester und auch eine meiner besten Freundinnen im Krankenhaus arbeiten, zwei davon auch in der Notaufnahme, die dritte auf einer anderen Station. Eine weitere Freundin ist in der Pflege tätig.
Ja, es ist anstrengend, aber es gibt auch immer wieder außerplanmäßige „Pausen“, da nicht 10 Stunden am Stück soviel los ist.
Alle vier gehen gerne zur Arbeit, haben Früh-, Spät- und Nachtschicht (Nachtschicht machen zwei davon am liebsten) und Wochenenddienst, dafür gibt es aber auch zwei Tage am Stück frei. Die Arbeitszeiten sind nicht unbedingt sozial freundlich, aber das weiß man in der Regel vorher.

Ich will die Pflegeberufe auch gar nicht schön reden, aber auch in anderen Berufen hat man Stress und auch Arbeitszeiten von bis zu zehn Stunden, auch da kann man nicht immer Pause machen wie man möchte, zum Teil gibt es auch mal gar keine Pause, weil man einfach zuviel zu tun hat.

Man sollte alle Berufe respektieren, denn normalerweise dreht keiner bei der Arbeit nur Däumchen.

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Wer nicht aus der Medizin kommt, kann es einfach nicht nachvollziehen. Ich hatte Ähnliches mit meinem Partner. Ich habe 24h Dienste gearbeitet, zermürbend wie nichts. Schlimme Fälle, kritische Situationen, Frustration… von meinem Partnern kam „jetzt ist der Dienst/Arbeitstag ja vorbei, du redest immer nur vom Krankenhaus“ - ja, es hängt einem einfach nach und man will drüber reden. Man verbringt mehr Zeit dort als zu Hause. Oder „ich kenne niemanden, der nicht mit dir tauschen würde, wenn er wüsste was du verdienst“ - wage ich zu bezweifeln, wenn sie neben der Geldsumme auch mal die Belastung die dahinter steckt fühlen würden. Ich hätte viel, viel, viel Geld dafür bezahlt, keine Bereitschaftsdienste machen zu müssen. Oder „jetzt hast du ja frei“ ja, nach 24h Arbeit quasi am Stück, schlafloser Nacht dank irgendwelcher Assis, die das System missbrauchen oder kritischer Fälle, wo Betten und Manpower mangeln und habe Spannungskopfschmerzen bis zum nächsten Dienst.
Dazu immer wieder neue Ärgernisse von der Verwaltung ausgehend. Highlight der letzten Jahre war die Coronaprämie für alle außer die Ärzte bei uns im Haus - für alle, insklusive der Verwaltung, die zum Teil im Home Office saßen, zumindest aber so abgeschottet, dass sie niemanden in Funktionskleidung begegnet sind. Geschweige denn jemals einem Patienten. Auch hier, war die Reaktion eher ein „kann man halt nicht ändern.“

Medizin, speziell im Krankenhaus ist einfach so eine Welt für sich, dass Außenstehende das nicht nachvollziehen können. Grade zurzeit sind alle müde, viele sind schon weg oder wünschen es sich. Das betrifft alle, Pflege, Case Management, Ärzte. Man ist einfach irgendwann ausgebrannt. Das Krankenhaus so, wie es heute ist, ist kein Lebensarbeitsplatz mehr. Von Leuten, die das nicht selbst erlebt haben, kann man nicht mehr erwarten als irgendwelche leeren Floskeln, wie die erste Antwort auf deinen Beitrag.

Ich habe mich damit abgefunden, dass mein Partner da nicht der richtige Gesprächspartner ist. Ich spreche mit befreundeten Kollegen oder Freunden, die auch in der Medizin tätig sind. In der Klinik waren wir ein sehr familiäres Team, viele Ärzte und Schwestern miteinander befreundet. Ich bin zum Glück raus, aber natürlich immer noch befreundet und bereue es nicht. Es wird und wird nicht besser, für keine Berufsgruppe im Krankenhaus, die am oder im Patientenzimmer arbeitet.

Sicher gibts Ähnliches in anderen Berufsgruppen, aber halt nicht in vielen. Polizei zählt wahrscheinlich dazu. Die haben auch Schichtdienst, wenig Wertschätzung bzw. ständige Anschuldigungen (wie jetzt aktuell die Debatte über Rassismus), eine schwierige Klientel, die wir aus der Notaufnahme letztlich ja auch kennen. Aber ich kenne niemanden, der bei Polizei oder Feuerwehr arbeitet.

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Sehe ich genauso!

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Für mich klingt das auch nicht respekt- oder empathielos, sondern eher als wolle er dir gut zureden (& nicht den Job schlecht machen). Aber du kennst ihn ja besser, und weißt ob ihr auch in anderen Dingen aneinander vorbei redet oder wohl möglich das Gleiche sagen wollt und anders ausdrückt.

Ich denke, dass das bei vielen Berufen so ist. Mein Vater war Leiter eine Sparkassenfiliale. Die Leute dachten immer man kann sich am Tresor bedienen, man fange um 9 an, habe eine Stunde Pause und um 16 Uhr frei. Was ein Mist!

Wir sind selbständig. Vor allem mein Mann arbeitet rund um die Uhr. Er sitzt abends oft um 22/23 Uhr noch im Büro. Das Telefon klingelt auch nachts (wegen Nichtigkeiten) und Urlaub und Wochenende gibt es schlicht nicht. Was glaubst du wie oft andere sagen, dass selbständige es sooo gut haben, weil sie sich immer frei nehmen können. Was ein Quatsch!

Der beste Freund meines Mannes liebt seine Nachtschicht übrigens. Und mein Cousin behauptet, dass so lange Schichten (ebenfalls Notaufnahme) mega seien, weil er so auch mal das Familienleben sieht und Ausgleich bekommt.

Es sieht jeder anders. Ob involviert oder nur von außen. Letztlich sollte dich die Aussage doch auch nicht stören, denn du WEISST es doch besser. Lass ihn reden. Es ist doch kein Battle wer sich den anstrengenderen Job ausgesucht hat.

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Es ist eben nicht, wie in vielen anderen Berufen. In der Notaufnahme gibt es Situationen, wo Leute sterben oder haarscharf doch nicht. Dann gibt es Situationen, wo es richtig, richtig kritisch sind, unter anderem, weil das Personal fehlt, weil man irgendeine Hilfskraft da hat… vermeidbare Dinge, die einen ärgern und wütend machen. Parallel jammert irgendwer, der eigentlich zum Hausarzt gehört, wann er dran kommt, er beschwert sich jetzt aber gleich mal! Das nimmt einen mit, da kann man nicht plötzlich sagen „oh, Feierabend, jetzt denk ich nicht mehr dran.“ das ist nicht vergleichbar mit dem, was du da schreibst. Aber wie ich schon oben geschrieben hab, niemand, der es nicht erlebt kann es nachvollziehen - auch wenn es viele glauben.

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Das ist sehr wohl mit anderen Berufen vergleichbar. Und in vielen anderen Berufen fallen die Leute auch reihenweise wegen burn out um.

Die Kindergärtnerin, die schon wieder ein misshandeltes Kind sieht, der Banker, dessen Familie bedroht wird…oder dessen Kunde sich aus einem Hochhaus stürzt (wegen einem nicht gewährten Kredit). Der Lehrer der vom Schüler bedroht wird… und so weiter und sofort.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen. In vielen Berufen hat man viel um die Ohren, nimmt Dinge mit, kommt nicht zur Ruhe, arbeitet nicht nur 8 Stunden täglich.

Ich weiß auch gar nicht wo dein Problem liegt. Jeder Beruf ist was wert und wichtig. Und gegenseitiges „ich hab es aber viel viel schlimmer“ ist armselig. Zumal man bei vielen sitzenden berufen gar nicht weiß welche Last der Beruf mit sich bringt.

Ich habe geschrieben, wie es bei mir ankommt. Kauf mehr und nicht weniger.

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Er wird es schon nach und nach merken wie deine Arbeit ist. Irgendwann holst du dir anderweitig deine Ruhe Zeiten und da wird auch die Beziehung darunter leiden.

🤷🏻‍♀️