2. Kaiserschnitt und traurig

Hallo zusammen,

Ich habe Anfang April mein zweites Kind per Sekundärer Sektio wegen hohem Geradstand entbunden und hadere sehr mit der Geburt.

Mein erstes Kind kam 2020 per Notkaiserschnitt in Vollnarkose wegen Placenta Previa Totalis. Die Schwangerschaft war schrecklich, viel liegen, Blutungen, Krankenhaus ohne Besuch wegen Corona und eine Geburt die ich gar nicht als solche empfunden habe.

Die zweite Schwangerschaft war ein Traum. Ohne Komplikationen, kaum Beschwerden, keine schwangerschaftsstreifen.
Und auch die Geburt ging super los. 19 Uhr Blasensprung zuhause, dann auch gleich regelmäßige Wehen. 21 Uhr waren wir in der Klinik, Muttermund schon bei 5 cm. Ich bin dann lange gestanden, so konnte ich die wehen am besten verarbeiten, habe dann irgendwann ein Buscopanzäpfchen bekommen (ohne Wirkung), war da allerdings auch schon bei 8 cm. Dann durfte ich lange in die Entspannungswanne, das war super. Als ich bei 10 cm war sind wir in die Wanne im Kreißsaal gewechselt. Da wurde es mir aber schnell zu warm. Ich durfte auf dem Bett im knien mitschieben aber das Baby kam nicht tiefer. Nach über einer Stunde hat eine Ärztin geschallt und festgestellt, dass sich das Köpfchen nicht ins Becken eingedreht hat, sondern längs auf dem Querovalen beckeneingang liegt. Da fiel schon das erste mal das Wort Kaiserschnitt. Ich habe dann einen wehentropf bekommen um die Wehenabstände zu verkürzen und sollte mich seitlich hinlegen mit abgewinkelten Bein. Die Hebamme hat dann mein Becken gerüttelt und massiert, aber ich habe gemerkt dass ich das Baby bei jeder Wehe gegen einen Widerstand schiebe. Es ging nichts mehr Vorwärts und so habe ich nach einer weiteren Dreiviertelstunde den Kaiserschnitt zugestimmt. Der war total entspannt und überhaupt nicht unangenehm und ich durfte den ersten schrei vom Baby endlich auch mal erleben.

Und trotzdem ist da diese große Traurigkeit es wieder nicht geschafft zu haben. Während der Geburt hatte ich das Gefühl, ich bin dafür gemacht ein Kind vaginal zu entbinden. Es hat sich einfach alles so gut und richtig angefühlt. Ich frage mich ob ich während der Schwangerschaft schon etwas hätte anders machen können, ob während der Geburt etwas anders gemacht hätte werden können…
Und was mich am traurigsten macht - ich werde nie eine vaginale Geburt erleben. Mein Mann möchte definitiv keine weiteren Kinder und nach zwei Kaiserschnitten wäre es auch sehr riskant nochmal normal zu entbinden.

Ich weiß gar nicht was ich mir jetzt von euch erwarte. Das musste einfach mal raus :(

1

Fühl dich gedrückt!
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem gesunden Baby! Du kannst nichts dafür, wie das Baby in deinem Bauch gelegen hat. Du hast dein Bestes gegeben und hast alles dafür getan, vaginal entbinden zu können. Aber manchmal wollen die Dinge nicht so laufen, wie wir es uns gerne gewünscht hätten. Ich war auch anfangs enttäuscht von mir, es nicht geschafft zu haben. Hab mich wie eine Versagerin gefühlt. Im Nachhinein, ist es mir egal gewesen. Ich will keine Medaille dafür eine vaginale Geburt überstanden zu haben, ich will ein gesunden Kind mit nach Hause nehmen. Du kannst stolz auf dich sein! Wir haben unser Möglichstes Getan, mehr kann man nicht verlangen. 😇😁

2

Ich hatte auch einen Kaiserschnitt wegen Geburtsstillstand da mein Kind nicht richtig ins Becken gerutscht ist. War ähnlich wie bei dir, Muttermund war offen aber Kind rutschte einfach nicht runter. Ich habe lange auch mit mir gehadert ob ich was hätte machen können, dass es doch vaginal hätte klappen können. Meine Hebamme meinte, meistens liege es aber an den Kindern. Bspw. ist die Nabelschnur iwie ungünstig ums Kind gewickelt und hält es zurück etc. Seit dem habe ich meinen Frieden damit geschlossen.

3

Nein, du hättest nichts anders machen können und ohne KS wäre die Geburt vielleicht für euch nicht gut ausgegangen.

Ich hatte einen sekundären KS aus anderen Gründen (abfallende Herztöne unter den Wehen) und bin sehr froh und dankbar, dass die Geburt durch den KS für mein Baby trotzdem so sicher ablaufen konnte.

Ich habe einen Fall im Bekanntenkreis, bei dem die Ärzte nicht rechtzeitig reagiert haben mit KS, das Baby war nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und hat bleibende Schäden.

4

Ich hatte letzte Woche bei meiner ersten Geburt nach 3 Tagen Wehen und 10 cm Muttermund einen sekundären Kaiserschnitt wegen Geburtsstillstand. Es hat sich beim Kaiserschnitt herausgestellt, dass mein inneres Becken so klein und schmal ist, dass da kein Baby durchpassen wird. Selbst mein kleiner Sohn mit 35 cm KU steckte einfach fest.
Diagnose: eine natürliche Geburt wird bei mir wohl niemals möglich sein. Das war ein großer Schock und ich habe seit dem viel darum geweint, dass ich nur per Kaiserschnitt entbinden kann. Auch wenn bei einem gesunden Kind natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau ist, fühle ich mich doch als Frau irgendwie nicht vollwertig, da ich nicht in der Lage bin selber ein Kind auf die Welt zu bringen. Man ist einfach tottraurig und ich werde da wahrscheinlich sehr lange dran zu knacken haben. Nie eine vaginale Geburt zu erleben ist hart, besonders wenn man sich das sehr wünscht. Ich fühle also mit dir!

6

Herzlichen Glückwunsch zum Baby!
Und danke für deinen Erfahrungsbericht, auch wenn es mir leid tut, dass du die selben Gefühle hast wie ich. Ja - dieses nicht vollwertig zu sein als Frau, das macht mir auch zu schaffen. Ohne Kaiserschnitt hätten mein Sohn und ich die erste Schwangerschaft wohl nicht überlebt… aber die zweite Geburt hat sich so richtig abgefühlt und ich hab mich dabei so gut gefühlt, da war der erneute Kaiserschnitt einfach ein Schlag ins Gesicht :(

5

Danke euch allen für die lieben Worte. Mein Kopf weiß natürlich, dass es richtig so war und es auch nicht darum geht wie man entbindet, sondern dass nachher alle wohlauf sind. Aber das Herz will da einfach noch nicht so richtig mit einverstanden sein. Vielleicht braucht es einfach noch etwas Zeit, bis ich damit abschließen kann.