Hallo Ihr Lieben,
mein Mann und ich sind jetzt seit ein paar Monaten als Adoptiveltern anerkannt und warten.
Ich bin Erzieherin und weiß wie wichtig eine gute Eltern-Kind Bindung ist.
Deshalb meine Frage an alle die schon adoptiert haben.
Wie ist eure Bindung zum Kind und wie hat diese sich aufgebaut?
Ich hab manchmal Angst, dass wenn der Anruf kommt und das Kind dann bei uns zu Hause ist, ich keine Bindung aufbauen kann. Im normal fall baut man ja während der Schwangerschaft schon eine gewisse Bindung auf, diese gibt es ja dann aber nicht.
Ich weiß durch meinen Beruf, dass ich Bindung zu "fremden" Kindern aufbauen kann.
Vielleicht sind das auch Ängste die total unbegründet sind. Keine Ahnung... aber je länger ich warten muss desto mehr Fragen schießen mir in den Kopf. Denn eigentlich bin ich mir fast sicher das ich dieses kleine Wesen das uns dann bereichert ganz schnell in mein Herz schließen werde. Aber dennoch sind da auch Ängste... Ist das normal?
Bindung zum Kind???
Ich kann dir von meiner Erfahrung berichten. Wir wurden Eltern von einem bereits 5 jährigen Kind. Ich habe sofort eine sehr starke Verbindung aufgebaut und vermutlich irgendwelche Hormone produziert, die mich blind vor Liebe zu diesem Kind werden ließen. Der Rest entwickelt sich genauso, wie mit leiblichen Kindern auch. Für mich ist es mein Kind und es weckt in mir alle Instinkte die eine Mutter braucht. Vertraue deinen Fähigkeiten.
Manchmal brauchen aber die angenommen Kinder Zeit, sich an die neuen Eltern zu binden. Das kann hart werden und erfordert viel Geduld und Verständnis. Dafür empfehle ich dringend zum Austausch mit Adoptivfamilien.
Hallo Adoptivmama,
genauso ging es mir auch, unsere war 3 Jahre alt, als der Kindervorschlag kam, sind meine Hormone auch mit mir durchgegangen.
Sie ist unser Kind und bleibt es wie ein leibliches Kind.
V.G. Golfmouse
Ohne Dich verschrecken zu wollen, erarbeite Dir eher Strategien, wie Du damit umgehen kannst wenn das Kind (vorerst) keine Bindung möchte, zulassen kann oder diese vielleicht sogar aus Misstrauen ablehnt.
Dann ist Dein beständiges Bindungsangebot nämlich umso wichtiger.
Alles Gute.
Hallo Monsi90,
wir haben vor 11 Jahren ein drei jähriges Kind aus Haiti adoptiert. Unsere Kleine hat wie ein Baby ein oder zwei Jahre im Schlafzimmer geschlafen. Danach haben wir sie an ihr Zimmer gewöhnt und sie ist nachts häufiger mal rübergekommen und hat bei uns weitergeschlafen.
Da sie schon drei Jahre alt war und völlig aus dem Kulturkreis entrissen war und das Einschlafen sich im ersten Jahr über 3-4 Stunden hinzog, haben wir jeden Tag Platte mit Sprung gemacht. Wir haben sie in den Arm genommen und immer wieder Mama, Papa, ooo gesagt und dass wir eine Familie sind und für immer zusammengehören.
Wenn sie beim Sport war und wir mal nicht ganz pünktlich waren, haben wir ihr versichert, dass wir immer kommen würden.
Eine Zeit haben wir beim abendlichen Ins Bett bringen die Abholgeschichte erzählt, die übrigens viele Adoptivkinder hören wollen, zumal es dort sehr hübsche Bücher gibt, ebenso wie es war, als der Kindervorschlag kam.
Dann kamen Fragen, ob man Adoptivkinder zurückgeben könne, auch da kam die Platte mit Sprung und wir haben ihr gesagt, dass es nicht ginge, dass Adoptiveltern dass wüssten und auch ihr Kind nicht ins Heim geben wollen.
Nach Umwandlung wegen Auslandsadoption habe ich ihr immer wieder versichert, dass ich rechtlich genauso ihre Mama wäre wie die leibliche Mama einer Freundin.
Ebenfalls habe ich ihr immer wieder gesagt, dass manchmal Mütter mit ihren leiblichen Kindern nichts anfangen können so wie bei meiner Mutter, die sie nicht kennt, obwohl sie noch lebt und dafür man auch ein Kind lieben könne wie ein leibliches obwohl man es nicht geboren hätte, dass es so etwas bei Menschen und Tieren gäbe.
Noch heute ist es ihr ganz wichtig, dass egal wie der Tag war, ich abends wenn sie schläft(oder heimlich wartet)ins Zimmer komme und ihr einmal über den Kopf streichle und gute Nacht sage.
Wir sind für unsere Tochter Mama und Papa und finden immer wieder Dinge, die uns zu dritt Spaß machen.
V.G. Golfmouse
Ehrlich? Das war auch unsere grösste Sorge.
Aber als es soweit war, war diese Sorge sofort wie weggeblasen.
Wir haben zwar keine vergleichsmöglichkeit, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Mensch noch tiefer in ein Herz hineinbrennen kann als unsere Kleinen.