Umgang mit eigener Großmutter belastet in Schwangerschaft, was tun?

Hallo zusammen,

wie der Titel schon sagt macht meine Schwangerschaft mir den Umgang mit meiner Großmutter ein wenig schwer.

Sie redet überwiegend über sich, was für eine Dame kurz vor 90 okay ist, mach mit aber auch viele Vorfürfe und Vorschriften in Bezug auf meine Schwangerschaft, was mir nicht unbedingt gefällt. Blöd sind aber vor allem ihre Horrorgeschichten aus ihrer Zeit als Säuglingsschwester, die mich ziemlich belasten.

Wirklich schlimm ist für mich allerdings, dass sie immer wieder betont, dass ich mit der Geburt des Babys "eine Lücke schließe", die mein Vater vor knapp 2 Jahren mit seinem Tod hinterlassen hat. Das ist auch der Grund warum ich bis das Baby da ist eigentlich nicht mehr viel Kontakt wollte.
Das klingt vielleicht überzogen, aber ich finde die Vorstellung einfach grauenvoll und es tut mir sehr weh.
Ihr das so sagen kann ich leider nicht, weil ich ihrer Gesundheit zuliebe nicht zulassen kann, dass sie sich zu sehr aufregt. Sie reagiert auf Hinweise und Kritik dieser Art aber leider sehr empfindlich.

Ich bin auch für meine Großmutter todtraurig, immerhin hat sie ihr Kind verloren und ich "nur" meinen Vater, allerdings trauere ich auch noch und möchte umso weniger dass mein Kind ein Lückenbüßer sein soll, für meinen Vater der ja nicht einfach durch einen anderen Menschen erstetzt werden kann.

Mein ET ist in 3 Wochen und kommende Woche hat meine Großmutter Geburtstag. Ich kann definitiv nicht die 100 km zu ihr fahren, überlege aber sogar statt eines Anrufs eine Karte zu schicken.

Ich weiß allerdings nicht, ob das nicht zu harsch ist und sie sich vielleicht zu sehr darüber aufregen wird.

Ich fühle mich wie das allerletzte bei dem Gedanken nur eine Karte zu senden. So kurz vor der Geburt möchte ich aber nicht nochmal viel weinen und stress so gut es geht vermeiden.

Ich würde mich auch in den ersten Tagen nach der Geburt direkt bei ihr melden und eben so lange mit ihr telefonieren, wie es das Baby zulässt.

Was würdet ihr tun? Denkt ihr ich reagiere einfach über und sollte darüber stehen?

Es tut mir Leid, dass der Text so lang geworden ist.

LG Lizz

1

Hi,

das du die Fahrt nicht auf dich nehmen willst finde ich ok. Ich würde aber trotzdem anrufen und eine Karte schicken.

Das sie sagt dass dein Baby eine Lücke füllt finde ich nicht schlimm, das hat man früher auch so gesehen und irgendwie ist es das doch auch. Ein Mensch verlässt die Familie, ein neuer kommt.
Bei uns ist die Großtante 1 Monat bevor unser Sohn geboren wurde, gestorben. Sie hat bis 3 Monate vor ihrem Tod bei uns mit im Haus gewohnt und sich schon sehr auf das Kind gefreut.

Und ja auch ich sollte mich nicht strecken, nicht zu viel bücken usw. Man darf aber auch nicht vergessen, dass war früher eben so. Man wusste nicht, warum Kinder im Mutterleib versterben, oder tot zur Welt kommen. Man hat einfach irgendwelche Gründe gesucht um die Trauer besser verarbeiten zu können.
Man sollte auch nicht zu viel stricken, weil sich dann die Nabelschnur ums Kind verwickeln könnte, wie die Wolle. Und als Krankenschwester hat sie sicher viele Kinder sterben sehen, die heute leben würden. Von daher würde ich auf die Geschichten nicht viel geben und sie einfach bitten, das nicht zu erzählen, weil es dir gerade Angst macht. Ich denke, das sollte sie verstehen.
Und auch wenn sie empfindlich reagiert, das bringt sie ganz sicher nicht um. Viele in dem Alter wissen ganz genau, welche Knöpfe sie drücken müssen, damit die Verwandtschaft springt. Die Großtante bei uns auch, hat auch wunderbar bei meinem Schwiegervater funktioniert, ach die arme alte Frau, da muss man doch unterstützen und bei ihr Essen usw. Meine Schwiegermutter hat das nicht eingesehen und war daher die Böse.

2

Was tun?

Ich würde es einfach überhören so fies es sich auch anhört. Sie trauert auch und sie trauert anders.
Da ist jeder Mensch anders.. würde deswegen nicht denken das es irgendwie belastet wirkt oder so.
Sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste und da kann man nicht mehr viel ändern.

Und ich würde sie anrufen und nicht nur eine Karte schicken.
Sie wird sich sicher drüber freuen.

Natürlich schützt das Alter nicht vor Konsequenzen, aber ich seh da jetzt nichts so riesig verwerfliches wenn die Oma für sich es so empfindet und Ihr auf eine Art und Weise Trost spendet.


LG

3

Man spürt beim Lesen ganz deutlich, dass dir deine Oma wichtig ist.

Ich finde schon, dass man auch von sehr alten Menschen ein Mindestmaß an Empathie erwarten kann (oder ist sie dement? Dann wäre das was anderes).
Man erzählt einer Schwangeren keine Horrorgeschichten über Entbindungen von vor über 60 Jahren.
Kein Wunder, dass dich das belastet. Die Geburtshilfe hat sich seitdem immens verbessert, dir und deinem Baby wird sicher nichts von diesen Geschichten geschehen.

Dass sie dir Vorschriften machen will, ist vielleicht nur ein unbeholfener Versuch, dir ihre Sorge um dich und dein Baby zu zeigen.
Da würde ich, je nachdem wie hartnäckig sie ist, einfach sowas sagen wie "Danke Omi, dass du dir Sorgen um mich machst, aber mein Arzt/meine Hebamme haben xy empfohlen, das macht man heute so."

Ich entbinde in zwei Wochen und kann total verstehen, dass du Stress und Tränen jetzt so weit möglich vermeiden willst.
100 km Autofahrt würde ich zur jetzigen Zeit auch niemals machen, fände ich sogar verantwortungslos dem Baby gegenüber. Die Wehen können jederzeit einsetzen und dann will man nicht mitten auf der Autobahn sein.

Könntest du dich zu einem sehr kurzen Anruf durchringen?
Einfach kurz gratulieren, möglichst nur über Oma reden (das tut sie ja laut Ausgangspost sowieso gerne) und dann zur Not direkt abwürgen ("Omi, entschuldige, ich muss dringend den Kuchen aus dem Ofen holen!" "Omi, tut mir leid, ich muss jetzt plötzlich ganz dringend auf Toilette" oder sowas in der Art).

Aber wenn dir der Gedanke an das Telefonat jetzt schon Bauchschmerzen bereitet, dann lass es.
Kauf eine besonders schöne Karte, schreib einen persönlichen liebevollen Text und vielleicht kommt ja auch ein kleines Päckchen in Frage? Mit einem kleinen Geschenk für die Oma?
Meine Omas hätten sich über so ein Päckchen riesig gefreut, sie waren aber auch beide nicht so die Telefoniererinnen (schwerhörig).

Alles Gute für die Geburt!

4

Hat sie denn anderweitigen Besuch?

Ich würde auch zumindest kurz anrufen.

Und ansonsten versuchen, über ihr Gerede zu stehen… ihre Geschichten sind uralt, haben nichts mehr mit der heutigen Realität zu tun und vielleicht hat sie nichts anderes zu erzählen… 🤷‍♀️

Versuche nachsichtig zu sein, auch wenn das hochschwanger schwer fällt! 😊

5

Hallo,

Ich würde auf jeden Fall anrufen und nicht nur eine Karte schicken.

Den Kommentar mit dem Lücke schließen finde ich persönlich nicht so schlimm, darüber hätte ich mir jetzt keine Gedanken gemacht. Bei uns gab es einen Todesfall nach der Geburt meines dritten Kindes, als ich noch im Krankenhaus war. Da gab es auch den Kommentar „Einer kommt, einer geht“, es hat mich aber nicht gestört und hat auch keinen Einfluss auf meine Trauer um die Person gehabt.

Von den Horrorgeschichten aus früherer Zeit sollte man sich distanzieren und sich sagen, dass es damals noch nicht die Möglichkeiten in der Medizin gab wie heute. Meine Mutter hat einen angeborenen Hüftschaden, sie lag in BEL und kam spontan zur Welt. Der Hüftschaden wurde so spät erkannt, dass es bei Folgeschäden blieb.
Mein drittes Kind lag in QL, da gab es einen geplanten Kaiserschnitt und fertig. Hüften bei allen Kindern im Ultraschall okay. Heute wäre meine Mutter vermutlich kerngesund zur Welt gekommen. Insofern haben mich die Gespräche mit meiner Oma darüber auch nicht belastet. Wenn du es aber nicht ertragen kannst, ist es natürlich dein Gutes Recht, ihr zu sagen, dass du ihre negativen Erfahrungen nicht hören möchtest, und das sollte sie dann ebenfalls respektieren, soviel Verständnis kann man auch von hochbetagten Menschen erwarten.

6

Ich verstehe, dass du, gerade weil du auch noch trauerst, empfindlich auf den Spruch mit "Luecke fuellen" reagierst. Aber ich denke, sie meint das nicht so, dass dein Baby ein Ersatz fuer deinen verstorbenen Vater sein soll, sondern eher, dass ein Baby eben neues Leben bedeutet und dass die Familiengeschichte weitergeht, und dass es daher Licht in die Dunkelheit der Trauer bringt.

Wir haben unseren Sohn nach dem verstorbenen Vater meines Mannes benannt, worueber meine Schwiegermutter unheimlich geruehrt war. Natuerlich ist mein Sohn weder eine kleine Version seines Grossvaters noch ein Ersatz fuer ihn. Aber mit ihm geht die Familiengeschichte weiter und ein Stueck seines Grossvaters lebt in ihm. Trotzdem hat ihn niemand je als Lueckenfueller gesehen.

Vielleicht kannst du die Sprueche deiner Grossmutter mehr aus dieser Sicht sehen.

Horrorstories und schraege Tips zur Saeuglingspflege aus alten Zeiten sind ja der Klassiker schlechthin. Da muss man einfach drueber hinweg sehen und jaja sagen. Im Zweifelsfall, wenn sie zu hartnaeckig sind, auch mal deutlich "Klar, das war frueher so, aber heute macht man das anders". Ich habe auch gerne mit einem Augenzwinkern gesagt "Jede Generation verbockt die Kindererziehung auf ihre eigene Weise falsch"

7

Vielen lieben Dank für all eure Antworten.

Ich werde tatsächlich anrufen. Es täte mir auch zu sehr weh sie mit einer Karte abzuspeisen, weil sie mir ja sicher nicht absichtlich Sorgen bereiten oder weh tun möchte.

Ein Ideen wie ein Päckchen zu senden fand ich auch gut, aber ich schätze sie besteht vielleicht auch auf einen Anruf. Sie hat auch noch anderen Besuch, kurz halten lassen sich die Telefonate trotzdem nur selten, aber notfalls versuche ich auf "Durchzug" zu stellen.

Bearbeitet von Lizz22
8

Oder der Akku ist gleich leer oder Du musst dringend auf Toilette...