Dilemma Taufpaten

Hallo,
Mich würde interessieren was ihr in meiner Situation machen würdet.

Ich bin seit kurzem Mama und mein Mann und ich möchten langsam die Taufe für unseren Sohn planen. Wir sind beide (für heutige Standards :D) relativ gläubig und die Taufe ist uns deshalb sehr wichtig. Wir haben nur leider ein bisschen ein Dilemma aufgrund der Auswahl der Taufpaten.

Meine gesamte Familie geht davon aus, dass natürlich meine Schwester Taufpatin sein wird. Mein Mann und ich sind uns da aber leider etwas unsicher und zwar aus folgenden Gründen:

Meine Schwester ist bereits Mitte 30, aus der Kirche ausgetreten (würde wahrscheinlich nur kurzzeitig für die Taufe wieder eintreten), hat mit Kindern nichts am Hut, ist immer schon mehr party- als beziehungs- und familienorientiert, trinkt gerne und oft Alkohol (in grenzwertigen Ausmaß bereits), raucht Zigaretten, steigert sich seit Corona leider von einer Verschwörungstheorie in die nächste rein - ihr Lebensstil unterscheidet sich im Prinzip zu 100% von dem unseren. (Ich möchte ihre Entscheidungen und ihr Leben damit nicht schlecht reden! Wir können nur einfach sehr wenig bis gar nichts miteinander anfangen.)

Die Sache ist die, dass ich weiß dass sie wahnsinnig verletzt wäre, wenn sie nicht Taufpatin wäre. Ich will auf gar keinen Fall ihre Gefühle verletzen, da sie ja trotz unserer Unterschiede ein guter Mensch ist, aber 100% wohl fühlen würde ich mich auch nicht wenn sie Taufpatin ist. Würden wir nicht sie nehmen, würde ich aber auch in meinen Schuldgefühlen versinken.

Was würdet ihr in meiner Situation tun?

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Ist das bei euch Usus, dass die Geschwister zwangsweise Taufpaten werden? Oder wieso denkt die Familie das, wenn ihr doch so unterschiedliche Vorstellungen habt?

Ich würde es wahrscheinlich nicht machen, denn allein die Tatsache, dass man nur dafür nochmal schnell in die Kirche ein- und dann wieder austritt, führt die Sache doch ad absurdum. Gerade wenn es euch bei dem Amt um den Glaubensaspekt geht. Das kann man auch gut kommunizieren, finde ich. Der enge Kontakt zum Kind wird ja auch allein schon dadurch da sein, dass sie seine Tante ist. Dafür braucht es kein Patenamt.

Bearbeitet von roseately
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Ja, es ist bei uns Standard, dass die Geschwister der Mama Taufpaten sind. Ich persönlich kenne keinen, bei dem das anders wäre, dementsprechend erwartet ja die gesamte Familie, dass es auch in unserem Fall meine Schwester sein muss. 🙈

Ich stimme dir aber zu 100% zu. Ich weiß aber dass wenn wir meine Schwester fragen sie mit "Oh für sowas steig ich sehr gerne wieder ein" antworten würde. :/

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Sie weiss um den Aufwand wieder mitspielen zu können?,bei den Katholiken ist es ziemlich aufwändig.

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Ich habe 2 Taufpaten, die beiden sind nur entfernt miteinander verwandt (also nicht verheiratet). Die Taufpaten müssen an sich miteinander nichts groß zu tun haben. Wäre das nicht auch eine Option?

Bearbeitet von Laraquent
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Das wäre tatsächlich auch eine Option! Das hatte ich gar nicht auf den Schirm, dass man 2 Taufpaten (welche nicht liiert sind) wählen kann.
Vielen Dank!

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Ich hatte sogar vier - erstes Enkelkind, viele Onkel und Tanten😀

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Ja wenn sie verletzt wäre ist das halt so, sie ist erwachsen und muss damit umgehen und ihr im übrigen auch. Oder könnt ihr diese negativen Gefühle nicht aushalten und müsst anderen alles Recht machen ?
"Simone du wirst nicht Taufpatin da die Aufgabe der Paten ja ist das Kind in seinem Glauben zu begleiten und da du aus der Kirche ausgestiegen bist, wäre das nicht das Richtige für dich"

Bearbeitet von Samara
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Naja, meine Eltern sind davon überzeugt, dass das evtl eine Bereicherung für sie sein könnte und ihr das vielleicht etwas aus ihrem Loch hilft.

Ich weiß, dass sie mit ihrer eigenen Lebenssituation selber unglücklich ist und denke mir einerseits ist sie alt genug, um etwas daran zu ändern und sich selbst aufzuraffen, aber andererseits, wären die Rollen vertauscht und ich würde in ihrer Haut stecken, wäre ich sehr enttäuscht wenn mich meine eigene Schwester so "abstoßt", vor allem wenn ich bereits eine schwere Zeit durchmache...

Und wenn sie doch irgendwann mal eine Familie gründet und statt mir eine Cousine oder Freundin als Taufpatin für ihre Kinder nimmt, wäre ich wohl auch enttäuscht. Also mein Hirn sagt nimm bitte wen anderen und mein Herz sagt nimm einfach sie.

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„Also mein Hirn sagt nimm bitte wen anderen und mein Herz sagt nimm einfach sie."

Nehmt doch einfach zwei Paten. Deine Schwester und als zweiten Paten nehmt ihr jemanden, der den Glauben auch vertritt und der euer Kind diesbezüglich anleitet.

Ich würde es auch verstehen, wenn ihr mich nicht auswählen würdet, wäre ich deine Schwester. Nicht wegen dem Lebenswandel, aber ich würde nicht erwarten Taufpatin zu werden, nachdem ich aus der Kirche ausgetreten bin. Aber nur weil ich das verstehen könnte bedeutet das nicht, dass sie es auch versteht. Und wenn du dann umgekehrt Angst hast dann nicht mehr ihre erste Wahl bei der Taufpatenwahl zu sein würde ich Herz über Kopf entscheiden lassen - aber eben nur, wenns einen zweiten Paten gibt, der dem Kind eben den Glauben auch nahebringt.

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Gibt es auf der Seite Deines Mannes ein geeignetes Geschwister, noch in der Kirche, das ihr nehmen könnt?
Dann hat es die andere Seite fürs erste Kind getroffen, u.a. da es noch in dem Club ist. Das wäre die sanftere Variante. Geschwister ist Geschwister. Und Kirchensteuer der Trumpf. Patenmathe für Erstklässler.

Die konfrontativere, ehrlichere ist:

Wenn wir nach der sehr ursprünglichen Bedeutung des Taufpaten gehen geht es darum, dass der Erwachsene das Kind im Glauben leitet, führt. Wenn sie ein Ämtli bekommt, weil bei ihr grad alles doof ist und sie das aufmuntern soll, dann verdreht ihr die Rollen. Das Kind ist nicht dazu da sie auf den richtigen Weg zu bringen: umgekehrt wird ein Christ draus. (und jetzt verlasse ich für die Klammer die religiöse Argumentation: und wir alle wissen, das Ämtli wird an ihrer Situation NICHTS ändern).
Wenn du aus der Religion heraus die Taufe willst ist sie die völlig falsche Person für das Amt. Punkt. Das ist keine schöne Wahrheit, aber eine sehr ehrliche. Wenn Dir die Ausführung des Amtes wichtig ist, und nicht nur Ding was man halt macht, (wie bei den meisten), dann kannst Du damit in einer ähnlich religiösen Familie ein KO-Argument setzen, auch wenn sie kurz mal alle zucken wegen „Macht-man-so“. Aber an der Logik kommen sie nicht vorbei.

„Wir wünschen uns als Paten jemanden, der das Kind im Glauben anleitet und begleitet. Dafür haben wir einen aktiven Christen ausgwählt, der das auch lebt.“

Heute glauben heisst mutig zu sein. Sei mutig. Nimm jemanden, der es so ernst nimmt wie Du den Glauben und das Amt.

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Wir haben auch zwei Paten für unsere Kinder, jeweils ein Mann von meiner Seite und eine Frau von der Seite meines Mannes. Das lässt sich doch sogar super erklären. Deine Schwester muss dann nämlich auch nicht wieder in die Kirche eintreten, sondern wird als „Taufzeuge“ eingetragen. Das geht problemlos, sogar bei unserer katholischen Kirche aufm Land:)

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Wir haben für unsere Kinder jeweils einen geschwister von uns ausgewählt und einen Freund.

Bei uns macht man das auch so, weil man dann weiß, dass selbst wenn Freundschaften sich auseinander leben, noch mindestens ein Pate aus der Familie da ist.

Genauso ist es übrigens auch gekommen. Die Freundschaften haben sich durch Umzug fast erledigt. Während meine Geschwister als Taufpaten noch da sind.

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Ich habe auch überlegt meinen Bruder zu nehmen. Allerdings ist das Interesse an unserem Kind nicht so, wie ich es mir wünschen würde.

Wir haben uns daher für eine Freundin entschieden, die selbst zwei Kinder hat, uns häufiger schon mit unserer älteren Tochter geholfen hat (Familie wohnt weiter weg), wenn wir Termine hatten, die mit Kind nicht möglich waren.

Ich habe ebenfalls länger mit mir gerungen und hatte das Gefühl, als sei ich meinem Bruder das schuldig. Daher haben wir die Taufe tatsächlich immer weiter vor uns hergeschoben. Aber letztlich möchte ich jemanden, der Interesse daran hat Zeit mit meinem Kind zu verbringen. Es soll nicht nur von uns Eltern Werte vermittelt bekommen.

Wie die Reaktion meines Bruders sein wird, kann ich noch nicht sagen, Einladungen gehen erst raus 😉

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Ich würde es jetzt nicht von ihrem Lebensstil abhängig machen, sondern davon, ob sie ihre Pflichten als Taufpatin erfüllt.

Wenn du sagst, dass sie mit deinen kindern und euch eig nichts am hut hat, würde ich sie auch nicht nehmen.

Was hat dein kind davon, wenn er eine Patin hat, die eigentlich nur auf dem papier Patin, aber nie da is?

Wäre mir ehrlich gesagt egal, was meine Familie davon halten würde, aber gut ich bin auch nicht religiös und da gibt es ja andere regeln.

Ich würde jmd wählen, der zuverlässig ist und es gerne sein würde, es kann auch deine beste Freundin sein oder von deinem Mann der beste Freund/Bruder /Schwester ect.

Oder du wählst 2. Falls deine Schwester nachlässig ist hat dein Kind immer noch jemanden

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Die Lösung mit zwei Paten finde ich auch am sinnvollsten.

Hättest du nicht geschrieben, dass sie wegen ihrer Lebenssituation in einem Loch ist, hätte ich ein Gespräch vorgeschlagen, in dem ihr eure Erwartungen klärt.

Z. B. dass ihr
- möchtet, dass der Pate dauerhaft in der Kirche ist, um das Kind zu begleiten.
- keine teuren Geschenke erwartet, aber persönliche Anwesenheit an z. B. Geburtstagen, besonderen Anlässen (z. B. Einschulung).
- ihr regelmäßigen Umgang wünscht, damit das Kind eine starke Bindung aufbauen kann und das Kind die Patin wirklich als Ansprechpartnerin sieht. Klar, der Charakter kann sich anders entwickeln, aber ohne regelmäßigen Umgang besteht keine Beziehung.
- euch wünschen würdet, dass man an Festtagen vielleicht gemeinsam in die Kirche geht.
Etc.

Ob sie bereit wäre, das zu leisten?

Ich bin immer ein Fan davon, solche Dinge vorab zu besprechen, um nicht hinterher enttäuscht zu sein.