Wandel in der Mama-Community? Was meint ihr?

Hallo ihr Lieben!

Vorab: Es kann sein, dass es Menschen gibt, die sich durch diesen Text getriggert fühlen. Ich möchte ganz klar sagen, dass das natürlich nicht meine Absicht ist und ich niemanden angreifen, hinterfragen oder diskreditieren möchte.




Ich überlege schon seit einigen Wochen, ob ich diesen Post absetzen soll, weil ich mir schon viele Fragen dazu stelle, deren Antworten mir sich einfach nicht so richtig erschließen wollen.

Wir haben unser erstes Kind vor gut 4,5 Jahren bekommen und erwarten derzeit unser Zweites. Früher habe ich viel in diesem Forum gelesen, in der Zwischenzeit natürlich nicht. Dafür bin ich jetzt wieder ein wenig aktiver.

Ich habe für mich wahrgenommen, dass innerhalb dieser 4,5 Jahre in der (werdenden) Mama-Community irgendwie ein Wandel passiert ist. Im Sinne von: es herrscht viel Unsicherheit, Zweifel, Sorge, Skepsis. Nun frage ich mich zum einen: Nehme nur ich das so wahr? Und falls ich damit nicht alleine bin: womit mag dieser Wandel wohl zusammenhängen?

Konkrete Beispiele wären, dass sich plötzlich unglaublich viele Leute einen Doppler zulegen und dann darüber verzweifeln, dass sie womöglich den Herzschlag des Kindes nicht finden, was wiederum Angst schürt. Oder dass Menschen Nahrungsmittel essen oder bestimmten Aktivitäten nachgehen und sich erst im Nachhinein Gedanken darum machen, ob das vielleicht eine so gute Idee war. Oder dass Aussagen/Diagnosen/Gedanken von ihren Ärzt*innen (die ja durchaus für ihren Beruf ausgebildet sind) hinterfragt bzw, angezweifelt werden.

Manchmal gibt es zugegebener Maßen auch Situationen, in denen ich mich dabei erwische, dass ich kopfschüttelnd vor dem PC sitze, weil ich das Gefühl habe, dass das rationale Denken in den Hintergrund gerät. Oft habe ich auch den Eindruck, dass man ganz genau aufpassen muss, was man wie formuliert, damit sich auch niemand vor den Kopf gestoßen fühlt, nur um dann festzustellen, dass man doch in irgendeiner Weise missverstanden wurde. :-/

Bitte verurteilt mich nicht. Wie gesagt, ich meine nichts davon böse. Ich möchte nur einfach verstehen, was wohl in der Zwischenzeit passiert ist, dass dieser Unterschied zustande gekommen ist und dass man so wenig Vertrauen in sich selbst, das neue Menschlein oder Profis wie Ärzt*innen, Hebammen, Doulas & Co hat.

Ich freue mich sehr über einen konstruktiven Austausch und wünsche euch einen schönen Donnerstag!

Liebe Grüße

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Zu den Ärzten kann ich was sagen. Es ist so, dass viele Ärzte einen nicht mehr wahrnehmen. Da erzählt man was und es wird gesagt, das kann gar nicht sein. Man läuft dann ewig lange mit
Beschwerden rum und es geht einem nicht besser. Mit Worten wie ist normal oder sowas ist nicht immer so einfach umzugehen. Und manchmal hat jemand noch Erfahrungen, die einen dann doch helfen. Also die Zeit die die Ärzte aufbringen den Patienten gegenüber ist viel weniger geworden und man fühlt sich nicht mehr ernst genommen mit seinen Sorgen und Ängsten. Klar versucht man da Erfahrungen von anderen zu hören.

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Kann ich total bestätigen, ich war seit Jahren bei der gleichen (Privat) FÄ, 2017 hat sie das erste mal Adenomyose diagnostiziert bei mir. Seitdem diagnostiziert sie es jedes Jahr neu bei der Routineuntersuchung, jedes Mal die Frage "haben Sie eigentlich starke Regelschmerzen u Blutungen" u da weiß ich, dass sie wieder mit der "neuen" Diagnose kommt. Also inwiefern man irgendwelchen Ärzten vertrauen soll die es nicht mal schaffen die Vorgeschichte von jahrelangen Patientinnen im Blick zu haben weiß ich nicht. Da fährt man schon besser wenn man alles hinterfragt u auch selber zusätzlich recherchiert und gezielte Fragen stellt und nicht locker lässt.

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Genau mir geht es dann um gezielte Fragen. Ich will ja ihre Meinung dann auch haben. Aber wenn der Arzt kaum Zeit hat sich Symptomen anzuhören oder Akten zu lesen, dann muss man halt anfangen selber mehr fragen zu stellen, um dann die Antworten zu bekommen.

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Danke für deinen Post- ich finde es auch sehr merkwürdig wie manche Menschen handeln. Ich hab mich auch schon gefragt wieso das so ist.
Ich finde es sehr anstrengend, da diese Art von Posts ja derzeit überwiegen.

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Also ich kann nur von mir berichten. Ich bin ein gebranntmarktes Kind. In meiner ersten Schwangerschaft sah zuerst alles super aus und dann auf einmal nicht mehr... Meine Tochter kam dann still zur Welt. Seitdem ist für mich schwanger sein kein leichtes Thema mehr und ich habe Angst das ganze nochmal erleben zu müssen. Ich hab inzwischen 2 gesunde Kinder auf die Welt gebracht und bin aktuell mit dem 3. Kind in der 10. SSW. Dazwischen hatte ich noch eine FG in der 9. SSW. Aber wie gesagt ich mach mir andauernd sorgen dass etwas nicht stimmen könnte einfach weil ich die Erfahrung gemacht habe

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Euer Verlust tut mir leid ❤️

Ich kann mich deinen Ausführungen anschließen. Ich habe mein erstes Kind in der 17. SSW nach vier Tagen Einleitung still geboren. Es war einfach plötzlich tot.

Die Schwangerschaft danach war schon nicht einfach für mich, wir wurden aber mit einem gesunden Kind belohnt.

Es hat dann 9,5 Jahre, einige OPs und vier Fehlgeburten gedauert, bis unser zweites Kind geboren wurde. Ich denke man kann sich vorstellen, wie meine Gefühlslage in dieser Schwangerschaft war. Es hat also keine medialen Gründe, keine mit dem Alter zunehmende Unsicherheit, sondern liegt bei mir an meinem schwierigen Weg zum Kind.

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Ohje dein Weg war auch alles andere als leicht. Wir hatten bei unserer Tochter damals wenigstens einen Grund warum sie gestorben ist, was es an sich natürlich nicht besser macht 😅

Eine Freundin von mir hat damals gesagt dass man immer vom guten ausgehen soll, solange das Gegenteil nicht bewiesen ist und das Versuche ich mir immer wieder zu sagen 🙏

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Interessantes Thema :)

Ich vermute, die beobachtete Unsicherheit speist sich aus mehreren Quellen.
Zum einen halte ich sie für Folgen der Leistungsgesellschaft, nach dem Prinzip "Je mehr ich mich anstrenge, desto besser wird mein Ergebnis", was zur Folge hat, dass die, die sich scheinbar nicht genug anstrengt, schnell mit Ängsten/Schuldgefühlen zu kämpfen hat, sobald sie damit konfrontiert wird.
Dabei wird das Bauchgefühl, eine gesunde Intuition immer mehr verlassen und Druck ausgeübt. Von innen und (noch schlimmer) manchmal auch außen...
Also wird nach Hilfsmitteln gesucht, diese Sorge nicht ertragen zu müssen (privater Doppler, quantitative Tests ohne Ende).
Leider greift das exakt in der Phase halt überhaupt nicht und bringt höchstens eine kurze temporäre Entlastung und entfernt weiter von einer gesunden Innenschau.
Letztlich haben wir es nicht in der Hand. Dieses totale Ausgeliefertsein gibt es ansonsten ja eher selten.

Zum anderen glaube ich, hat sich durch allseits präsente Bewertungen im Konsum- und Medizinbereich auch die Haltung Ärzt:innen gegenüber verändert. Wenn der Mensch im weißen Kittel früher falsch lag, musste man das so hinnehmen. Heute ist der Zugang zu Informationen, insbesondere zu Geschichten, in denen Ärzte mit ihren Einschätzungen arg daneben lagen, viel präsenter - in Foren, auf Bewertungsplattformen etc. Dadurch nehmen viel mehr Menschen die Perspektive in Anspruch, dass sie ebenfalls zu den Ausnahmen gehören könnten. Und - wie immer in Foren - stranden meist Menschen mit einer eher holprigen Vita oder Erfahrung dort und können sich in der Anonymität mitteilen. Die Ausnahmen tun in der Angst um einen drohenden Verlust gut und werden als "normaler" erachtet. Dadurch werden auch Zweifel am ärztlichen Können größer.
Und: Arztfehler wurden früher seltenst publik. Das ist zum Glück heute anders. Zwei Seiten einer Medaille halt.

Und ich vermute, dass der Bestätigungszwang in der Gesellschaft (durch Social Media sichtbarer denn je) stark zu Verunsicherungen führt und bestimmte Phasen, Ängste, Wartezeiten immer schlechter ausgehalten werden.
Damit dieser innere Konflikt etwas abschwächt, sucht man nach Bestätigung. Und erhält: Noch mehr Verunsicherung...

Ich nehme mich da selbst in einigen Punkten leider nicht aus ;)

Bearbeitet von Lotta0184
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Corona und Impfskeptiker haben sicher das Vertrauen in die Ärzte stark geschädigt.

Zum anderen werden Ängste mehr gefüttert indem die Fraktion "Fehlgeburten kein Taboo mehr" immer häufiger davon erzählt und man bewusst oder unbewusst ständig von Schwangerschaften hört, in denen es leider schiefging.

Und wenn man das Thema nicht von Bekannten und Freunden hört, dann von YouTube, Tiktok und sämtlichen Influencern.

Ich kann selbst durch etwas YouTube und Tiktok in die Fehlgeburt, Todgeburt Bubble und wäre lieber ohne dieses Wissen unbeschwerter durch die Schwangerschaft gegangen.

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Das habe ich mir in meiner ersten Schwangerschaft auch oft gedacht... Leider ging sie nicht gut aus, mein Gefühl hat mir das ohnehin gesagt, aber ohne die so offenen Berichte, hätte ich mir dennoch auch viele Ängste ersparen können.
Die Enttabuisierung ist gut und wichtig, kam aber für mich leider in einer sehr schwierigen Situation.

Bearbeitet von Lotta0184
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Ich finde es auch wichtig, dass für Fehlgeburten und Todgeburten ein Platz geschaffen wird, in dem sich Frauen und Männer gemeinsam darüber austauschen können und trösten.

Aber hier im Forum muss man als Schwangere auch echt gut aufpassen um davon nicht in eine negative Spirale gezogen zu werden.

Ich meine, ich schaue mir ja auch nicht im Flugzeug die spektakulärsten Flugzeugabstürze an.

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Hey liebes ;)

Da gebe ich dir auf jeden Fall recht. Als ich vor 21 Jahren meinen ersten Sohn geboren hatte, war das alles nicht so extrem, wie es heute ist. Es gab keine ovus usw :) da hat sich tatsächlich auch keiner Gedanken reingeht die Leberwurst zu Essern oder lieber nicht .

Aaaaber und jetzt kommt das große aber
Die Zeiten ändern sich in der Hinsicht das es immer mehr kontroll Möglichkeiten gibt was den Kinderwunsch beschleunigen könnte .

Dann ist es natürlich der Fall das früher die FG eher ein Thema fürs schweigen sind . Jetzt nimmst du das ganze mehr wahr weil die Frauen viel offener damit umgehen können :) was natürlich auch gut so ist . Klar man liest auch mehr und das wiederum schürt bei vielen Unsicherheit . Schließlich ist es einfach geworden mal eben zu gogglen und hunderte Berichte zu lesen :)
Zudem kommt noch der Teil der das alles erlebt hat mit etlichen FG etlichen Rückschlägen und natürlich sucht man gleichgesinnte.

Ich selbst hab zwei Kinder an der Hand drei im Herzen und eins unter meinem Herz ♥️
Tatsächlich bin ich auch ängstlich nach den Erfahrungen, ich Versuch die Angst irgendwie von mir zu schieben . Es gibt Tage da geht es und es gibt Tage da bekommt man sie nicht los .
Ich besitze auch einen Doppler ich weiß aber wann ich ihn einsetzen kann und das es am Anfang schwer ist den Herzschlag zu finden. Aber das weiß ich jetzt :) das musste ich auch erst lernen
Ich persönlich finde den Wandel nicht schlimm oder nervig denn nur sprechenden Menschen kann geholfen werden :) Das sagt man immer aber umsetzen tut es kaum. Jemand. Viele sind genervt oder schütteln den Kopf. Warum wenn Menschen eine Unsicherheit haben und Fragen stellen? Entweder man beantwortet sie, oder man lässt es einfach manche Kommentare. Hier muss ich selber sagen, wenn die Frauen bereit sind, ihre Fragen hier offen zu präsentieren, und Sie bekommen bitterböse Antworten da fragt man sich dann schon, ob die Person hier vielleicht nicht falsch ist ? Ich selber hab irgendwann ein Instaprofil angelegt, weil ich genau in so einem Forum das nicht teilen wollte. Es gibt in Instagram eine Kinderwunsch community, die viel Verständnis hat wo viele Fragen beantwortet, da wir alle im selben Boot sitzen. Oft sind es die gleichen Schicksale, was ein manchmal sehr traurig macht Dafür sind aber solche Plattformen da. Früher wurden die Themen einfach in Schweigen verhüllt und keiner konnte oder durfte darüber reden.
Ganz liebe Grüße

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Ich schüttele hier auch jedes mal den Kopf, aber ich arbeite im medizinischen Bereich und kann dir sagen, dass es nicht nur die Mütter sind, die ängstlich, unwissend, irrational handeln und fragen. Da gehen Eltern beim ersten Rotz des Kindes in die Notaufnahme, es rufen Erwachsene mit Dünnpfiff die 112, die Leute „verlangen“ doppelte und dreifache Abklärung, das bekannte „große Blutbild“ und ein sofortiges CT und MRT.
Nur der gesunde Menschenverstand und ein Grundverständnis für Gesundheit und Krankheit, das scheint verloren zu gehen. Und was Kinder angeht auch ein bisschen Gelassenheit, wir wären längst ausgestorben, wenn alles so schlimm wäre, wie viele so denken. Ich bin daher sehr für Gesundheitsunterricht in den Schulen.

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Hallo,

Danke für deinen Post.

Ich selber kenne es nur mit Angst, eine MA bei der 1. Schwangerschaft und nun in der 2. Schwangerschaft fürchterlich ängstlich, dass das nochmal passiert.

Ich habe oft getestet und beim 1. US geweint.

In der 1. Schwangerschaft hatte ich in der 6ten Woche Blutungen durch ein Hämatom ein paar Wochen später die MA.

Ich würde mor trotzdem keinen Doppler zulegen.

Trotzdem glaube ich, dass viele Menschen in den letzten Jahren im Allgemeinen ängstlicher geworden sind. Ich selber arbeite als Physiotherapeutin, sowohl in Heimen als auch in der Praxis und die Ängste bei den Menschen haben so zugenommen. Egal in welcher Altersklasse. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das bei Schwangeren oder auch ihren Partnern genauso ist.

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Das ist es, was ich über viele Jahre und in letzter Zeit erlebt habe...Das medizinische Personal erklärt nichts, behält alle Informationen für sich und schreibt Notizen in unleserlicher Handschrift. Ich musste die Sprechstundenhilfe anflehen, meine Bluttestergebnisse auszudrucken, und war schockiert, als ich sah, dass meine Progesteron- und Eisenwerte unter dem Mindestwert lagen. Sogar nach der ärztlichen Konsultation schaute sie auf ihren Bildschirm und sagte, dass alles normal aussieht. Als ich das Thema erneut ansprach und auf die Werte auf dem Papier hinwies, bekam ich schließlich eine Empfehlung für Nahrungsergänzungsmittel. Ich bin ein Mensch, der gerne informiert ist, auch wenn die Dinge gut laufen, ich möchte die entsprechenden Daten sehen.

Bearbeitet von Hausspatz
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Ja genau, manchmal hat man das „Problem“ in Form eines katastrophalen Blutbildes schwarz auf weiß und der Arzt glaubt trotzdem nicht, dass ein Mangel problematisch ist und das obwohl dieser Mangel genau zu den beschriebenen Symptomen passt 🤦🏻‍♀️

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Genau, das ist eine Erosion des Vertrauens und führt zu Verunsicherung. Ich gehe nicht mehr weg, ohne die Zahlen zu sehen, entweder in gedruckter Form oder der Arzt teilt seinen Bildschirm mit mir, während er seinen Befund erklärt.

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