SE über meinen Vater ...

Mein Vater ist absolut ein Trigger-Thema für mich. Ist er schon immer gewesen.
Meine Eltern haben sich sehr früh getrennt. Noch als er bei uns lebte, hat er auf Grund seiner Alkohol und Drogenabhängigkeit extreme Dinge unter unserem Dach gemacht ( auch gewalt auf verschiedenen Ebenen)
Ich habe ihn dann erst in der Jugend kennen gelernt. Er war und ist bis heute eine Art bekannter. Wir wissen natürlich dass wir Vater/Tochter sind, aber spüren es nicht so. Er hat kein Interesse, weiß nicht Mal wo ich geboren wurde oä. Wir haben wenig Kontakt.
Vor einigen Jahren ist er auch Mal völlig durchgedreht und hat eine schwere Straftat begangen. Wenn er mir schreibt, schreibt er meistens um mir mitzuteilen wie es IHM geht, oder was bei ihm los ist. Nach uns erkundigt er sich eigentlich gar nicht. An seinen Enkelkindern zeigt er auch kein Interesse, fragt nicht wie es ihnen geht oder gratuliert zum Geburtstag.
Natürlich hätte ich mir immer eine andere Art von Vater gewünscht. Könnte ich mir einen basteln, hätte er mich immer beschützt, er wäre stolz auf meine Leistungen gewesen, er hätte Zeit mit mir verbracht und mir Dinge beigebracht, er hätte mich getröstet wenn ich traurig gewesen wäre, er hätte mir Grenzen und Regeln gesetzt usw. Stattdessen hat er oft gute Leistungen von mir nieder gemacht ( zb. Schulleistungen. "Das kann ja jeder") oder als ein bekannter von ihm starkes sexuelles Interesse an mir zeige, war es für ihn auch kein Thema, kein Interesse ( ca 30 Jahre Altersunterschied, ich war noch ziemlich jung)
Aber mein Vater hat und konnte dies so nie sein. Ich glaube er ist einfach nicht als so eine Art Vater gedacht. Von dem Gedanken habe ich mich auch verabschiedet, ich bin jetzt groß 😉 Aber das Kind in mir bleibt verletzt von der Vergangenheit.

Nun haben meine SE ihn 2,3 mal gesehen und stellen ihn immer als "tollen Kerl" da.
Sie tun so, als wäre er ein armer Mensch, weil seine Kinder sich nicht für ihn interessieren.
Zb. Bei Geburtstagen denken sie es sei meine Pflicht ihn einzuladen und hinterfragen es sehr wertend, wenn ich es nicht mache.
Meine Tante hält sich ziemlich viel von ihrem Bruder. Wenn meine SE und meine Tante zb. Auf feiern aufeinander treffen habe ich immer das Gefühl dass sie eine "Einheit" bilden in welcher sie darüber sprechen dass es ja schön wäre wenn ich ihn einladen würde usw.
Meine SE kennen unsere Vergangenheit und Beziehung nicht so richtig.
Daher kann ich es ihnen nicht übel nehmen.
Allerdings geht es sie auch nichts an.
Sie selbst sind sehr behütet aufgewachsen, ein Leben in der "Norm"
Mein Vater war beim ersten Geburtstag meiner Tochter da und hat sie zwischendurch auf den Schoß genommen. Was in mir Panik auslöst (, neg. Erfahrungen) ist für sie ein Zeichen der Liebe/Zuneigung für mein Kind.


Ich schwanke hier sehr zwischen "ich fühle mich getriggert und möchte am liebsten alles auf den Tisch legen damit ihr versteht dass hier nicht alles so toll ist wie ihr meint" und "es geht euch nichts an"
Mir fällt es schwer hier die Mitte zu finden ...

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Ich bin immer für die Wahrheit.
Wieso solltest du passiv dabei zusehen, wie er von Leuten auf einen Sockel gestellt wird, dessen er nicht würdig ist?
Und das auf deine Kosten!

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Sei ehrlich, nur dann können sie dich verstehen. In der Vorstellung von Familie deiner Schwiegereltern, kommt das was du erlebt hast nicht vor.
Du musst ja nicht alles im Detail erklären.
Die Frage ist eher, warum möchtest du überhaupt Kontakt. Er reisst ja immer wieder Wunden auf.

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Ich wäre auch für reinen Tisch machen, dein Mann könnte den Part übernehmen. Soll er mit den SE reden, 1. Glauben sie ihm eher, 2. Wirst du verschont davon.

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Ich würde mal in Ruhe das Gespräch suchen und ihnen alles erzählen und erklären wie du dich fühlst. Sie meinen es ja sicher nicht böse. Wenn sie behütet leben können sie sich das schlicht nicht vorstellen. Vielleicht hat dein Vater auch ne gute Fassade.

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Ich würde ganz klar Grenzen setzen. Sag deutlich, dass du deine Gründe hast und dein Vater kein guter Umgang ist. Du musst das nicht genauer begründen oder erklären.

Weiß dein Mann, wie dein Vater war/ist? Dann soll er mit dir als Einheit auftreten! Ihr verbittet euch, dass er in den Himmel gelobt wird und sie brauchen ihre Meinung nicht ständig kund zu tun!

Wieviel du über deinen Vater erzählst, ist deine Sache :)

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Moin,

ganz genau so! Erklärungen kämen wie Rechtfertigungen rüber und würden Diskussionen nach sich ziehen. Und mit etwas Pech hätten zu genaue Schilderungen zur Folge, dass die Kinder mit Argusaugen beobachtet würden: "Haben sie den Charakter des Opas geerbt? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.".

LG, Mollie

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Also ganz ehrlich wie kann man so jemanden auf einen Sockel stellen, denn die ganzen Vorfälle sind ja größtenteils belegt also gibts hier auch nichts schönzureden. Punkt , Aus, Basta!
Wenn die Leute trotzdem das glauben wollen würde ich ganz klar Grenzen setzen. Deiner SchwieMu würde ich mehr als deutlich sagen das sie darüber NICHT zu urteilen hat und du keinerlei Diskussionsgrundlage mit ihr hast zum Thema dein Vater. Sie kann sich im Endeffekt denken was sie will, das wirst du auch nicht verhindern können, aber der Rest geht sie schlichtweg nichts an. Setz dich hier durch.
Ich hab selbst seit über 20 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern, auch wenn hier andere Dinge passierten als bei dir. Und ich will auch nicht wissen wo sie sich wie hinstellen. Ich bin 300km weit weg und ich sehe ich auch keinen Grund mich bei irgendwem rechtfertigen zu müssen. So gesehen hat auch keiner zu urteilen.

Ela
PS: Mir täte es übrigens nicht leid wenn sich so ein Mensch nicht für meinen Kinder interessiert, denn ich würde schon gar nicht wollen das so jemand sich um meine Kinder kümmert. Hier hab ich meine Kinder zu schützen.

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Ich finde du musst nichts verschweigen oder beschönigen vor den SE,denn du hast nichts gemacht.

Eigentlich müssten die SE doch schon ahnen, dass etwas nicht stimmt.
Ich würde ihnen die Antwort liefern und wenn es halbwegs vernünftige Menschen sind, werden sie dich verstehen.

Sagst du nichts, nimmst du indirekt deinen Vater in Schutz. Verdient hat er sich das nicht.

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Ich würde einmal ernsthaft und ganz klar sagen, dass es gute Gründe dafür gibt, dass der Abstand so groß ist und das sich das nicht ändern wird und auch nicht soll und dass sie das bitte akzeptieren und nicht weiter zur Sprache bringen sollen.
Woher sollen sie es wissen? Dann hört es hoffentlich auf dich jedes Mal zu pieksen.

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Ich habe Bauchschmerzen mit "reinem Tisch machen"
Es besteht die Gefahr dass du dich öffnest und deine Schwiegereltern in ihrem Takatukalandmodus keine Skala dafür finden, was du erlebst hast. Resultat wäre, dass es Schüsse auf deine Erfahrungen und gezielt Kleinreden auf deine Verletzungen gibt. Und ich weiss nicht ob dir das gut tut oder ob du dich dem aussetzen möchtest.

Ich würde sie - zusammen mit deinem Mann - zur Seite nehmen und klar bis scharf einmal anmerken, dass er die Hand zumachen muss bei dem Involvement das er in eurem Leben noch hat. Ohne Details. Und dass sie das nie wieder (!) zu kommentieren haben. Harte Grenze.

Andere harte Grenze. Wenn in dir die Panik hochsteigt wenn dein Vater dein Kind auf dem Schoss hat. Bist du sicher dass du ihn im Leben deiner Tochter haben willst?

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Danke für die Rückmeldung. Dass mit deiner Skala kann ich so absolut unterschreiben.

Mit dem schoß ist ein anderes Thema. Über das Ausmaß an Kontakt zu ihm und bzw. Meiner Tochter zu ihm (keiner) möchte ich nicht groß sprechen. Das lohnt sich nicht.
Aber danke für die Anregung ☺️