Tipps für Umlenken von obsessiven Handlungen

Hallo Zusammen,

Wir haben ein eng mit uns lebendes Familienmitglied, das wohl leider Richtung Demenz geht. Arztbesuche können wir vergessen, weil er das nicht möchte. Also ganz und gar nicht, nicht mal für andere Sachen wie ein gebrochener Fuss.

Wir hatten lang nur so ein schwammiges Gefühl, inzwischen ist es plötzlich „da“. Neben den komischen Veränderungen im Naturell und den „Spleens“ ist er inzwischen deutlich vergesslich und teilweise verwirrt. Da wird der jahrzehntelange Briefträger nicht erkannt und plötzlich ist die Spülmaschine nicht mehr bedienbar.
Eine genaue Diagnose ist eigentlich egal, wir könnten aber Tipps von Erfahrenen brauchen, wie man damit umgeht.

Macht er was, das für ihn gefährlich ist, kann man ihn auf keinen Fall „kritisieren“, dann wird er bockig und macht es extra und noch mehr, weil, er ist erwachsen und kann das selber entscheiden. Er war halt auch ganz lang der Patriarch der Familie.

Das Problem ist, er macht echt gefährliches Zeug. Nicht mehr trittsicher auf Leitern, bei Glatteis nachts allein Schnee räumen wollen, wo er schon so stürzt,
Gut, Schnee räumen ist für die Saison durch, aber ihm fällt sicher was neues ein. Vor allem nachts.

Oder auch sein Kontrollwahn, er muss von allen dauernd wiseen wo sie sind und was sie tun und kontrolliert das dauernd. Das ist sehr einschränkend und auch mit dauernden Anrufen nachts um vier verbunden. Wenn er keinen erreicht, macht er sich auf den Weg, um zu klopfen, zu klingeln, an Fenstern zu schauen und vor dem Haus zu rufen.

Genug Beispiele, es ist gefährlich und anstrengend. Die Tipps die wir bekommen sind irgendwie nicht hilfreich, da heisst es, man solle ablenken, wenn jemand weggehen will, soll man fragen ob man mit kann und aber man müsse vorher noch was packen und dann ablenken. Aber wie soll das gehen, wenn er nachts allein umher ist? Man kann ihn ja nicht einsperren. Oder die Kontrolle, wie geht man damit um?
Gibt es geniale Tipps oder gibt es nur das Pflegeheim in das er natürlich nicht will und da er ja nie zum Arzt geht, gibt es keine Diagnosen oder Empfehlungen.

Wie haben richtig Sorgen, dass ein schwerer Unfall passiert als Nächstes oder dass bei seinem Kontrolltick irgendwann gar keine Grenze mehr ist.
Von seiner bösen Art und immer negativen Einstellung ganz zu schweigen, er ist natürlich der einzige der arbeitet und der einzige der sich kümmert und der weiss, wie alles geht.

Über Praxistipps wären wir echt froh, es ist wirklich belastend und wir wissen nicht, wie das weiter funktionieren soll.

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Ihr müsst dringend zum Arzt, er braucht Medikamente, ganz einfach! Bei meinem Opa haben sie die in seinem Tee "versteckt". Aber ein Mal zum Doktor muss er gehen,egal mit welchen Mitteln ihr ihn überzeugt. Mein Opa hatte auch eine Form von aggressiver Demenz, ohne Medis war es unmöglich mit ihm im gleichen Haus.

Bearbeitet von scharada
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Sehe ich auch so. Vielleicht findet ihr einen Arzt, der zu der besagten Person heim kommt. Vielleicht klappt das besser!

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Der vertraute Hausarzt, wenigstens?

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Hi

ich denke auch, dass ihr zum Arzt müsst. Nur da kann geschaut werden - und für Hilfsangebote braucht ihr nun einmal eine Diagnose.

Mein Schwiegervater ist auch dement - und auch da mussten wir (bzw. die Kinder - sprich mein Mann und seine Geschwister) eingreifen.

Normal zum Arzt geht er zum Glück noch - größere Eingriffe oder Krankenhausaufenthalte will er nicht mehr (das ist aber auch ok).

Aber bei meinem Schwiegervater war es das Auto - Schwiegermutter hat keinen Führerschein - also ist Schwiegervater immer gefahren. Aber das ging nun nicht mehr. Hat auch der Arzt gesagt. Das hat mein Schwiegervater beim Arzt zwar auch bejaht - aber leider 2 Stunden später wieder vergessen... Dann waren die Kinder die Bösen, die ihm ja das Auto wegnehmen wollten... Letztlich musste mein Schwager ihm tatsächlich die Autoschlüssel wegnehmen - es war einfach viel zu gefährlich (auch für mal eben die 700 Meter zum Supermarkt)! Dann ging das Theater weiter - jedes Mal wenn er an dem Auto vorbei gegangen ist und sich erinnerte... Als mein Schwager das Auto bis zum Verkauf bei sich geparkt hat, war es besser.

Inzwischen haben so ein kleines Elektro-Wägelchen, das fährt 8 km/h - ich weiß gar nicht, wie die Dinger heißen - ich kenne sie nur unter "AOK Shopper". Damit bleibt eine gewisse Mobilität erhalten (der 700 Meter entfernte Supermarkt ist zB kein Problem - und das ist sowohl für meine Schwiegermutter als auch für meinen Schwiegervater handhabbar.

Schön sind diese Situationen nicht - aber das war eine Entscheidung, die mein Schwiegervater krankheitsbedingt nicht mehr treffen konnte. Andere Entscheidungen (wie zB Zustimmung zu Krankenhausaufenthalten, etc.) sind seine Entscheidungen, da sie nur sein Leben betreffen. Aber manchmal ist es schwierig, das richtig abzuwägen und einzusortieren.

LG
Frauke

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Eine genaue Diagnose ist überhaupt nicht egal! Eine vernünftig eingestellte medikation kann und wird jahrelange Lebensqualität raus holen!

Wie kann man jahrelang so nachlässig sein?

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Diese Antwort hilft der TE bestimmt nicht weiter . Sie hat doch beschrieben, dass er nicht zum Arzt will. Sollen sie ihn fesseln und Knebeln und zum Arzt bringen?
Ein bisschen mehr Respekt statt Schuldzuweisungen wäre angebracht

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Natürlich waren wir absolut nachlässig, deswegen ist er gewaschen, versorgt, bekommt Essen, Ansprache usw.

Er hat wegen dem Führerschein jährlich seinen Demenzsuchtest bestanden-bis er ihn aus „keine Lust mehr zu fahren“ urplötzlich von sich aus selber abgegeben hat. Seitdem ist die Tür zu.

Die Aversion gegen Ärzte ist unsinnig, aber begründet: Er hat seinen Vater verloren, ganz direkt nachdem der beim Arzt war und der ihn ins Kh hat einliefern lassen.
Für ihn logisch: schuld war der Arzt, nicht der Krebs im Endstadium. Seitdem ist da nichts zu wollen.
Wir sprechen von jemandem, der bewusst medizinisch fragwürdige Entscheidungen fällt, auch schon vor der Erkrankung. Da werden Brüche nicht behandelt, Schrittmacher verweigert, Medikamente nicht genommen und egal wie sehr man das anspricht, er hat ein Recht auf richtig miese Entscheidungen und die trifft er seit Jahrzehnten konsequent. Man kann ihm also nicht mit plötzlicher Unzurechnungsfähigkeit kommen.

De facto können wir ihn erst zum Arzt bekommen, wenn entweder etwas Gravierendes passiert, oder er nicht mehr zu Widerstand fähig ist. Gravierende Vorfälle wollen wir aber eben tunlichst vermeiden-daher die Frage nach Strategien.

Aber danke für deinen absolut nicht hilfreichen Beitrag.

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Was dein Schwiegervater da tut ist in einigen Dingen durchaus nachvollziehbar. Er wird merken, dass er die Kontrolle über seine Merkfähigkeit,Gedächtnis verliert und das macht ihn unsicher.
Diese Unsicherheit versucht er durch Kontrolle zu kompensieren.
Also absolut nachvollziehbar.

Das er nachts aktiv ist , ist ja nicht nur im Alter mal so, es ist aber auch typisch bei Demenz.
Wenn er nicht schlafen kann, sucht er sich eben was zu tun. An sich ist das klug.
An sich ist nächtliches Schnee fegen nicht wild, nur wird es blöd wenn er fällt, dass es niemand mitbekommt und er über Stunden keine Hilfe bekommt.

Bei den Beispielen die du genannt hast, würde ich versuchen Gefahrenquellen zu beseitigen. Kaputte Leitern reparieren oder entsorgen.
Werkzeuge wie Sägen usw in einem Schrank sichern.
Dann hat man halt den Schlüssel vergessen an den Platz zu hängen 😉

Im Umgang mit ihm wird man respektvoll, wachsam, ermuntern,Stärken und konsequent sein.
Seine Unsicherheit wird ihn noch sturer und unangenehmer werden lassen.
Je mehr ihr schafft ihn von seiner Unsicherheit abzulenken, umso " entspannter" " zugänglicher" wird er werden. Er wird sicher von den Charakterzüge sich kaum verändern, aber sie momentane Verstärkung könnte sich wieder abbauen.

Ich kann mir vorstellen, dass er auch Aufgaben braucht, Aufmerksamkeit, alles was er sich halt durch seine Rolle als Patriarch halt geholt hat.

Ob ihr als Familie das gut hinbekommen könnt, neben eurem eigenen Alltag ist schwer zu sagen.
Wieviel seid ihr denn, die bei der Betreuung dabei wären?

Ich denke ihr kommt mit ihm erst zum Arzt, wenn was passiert.
Oder ihr findet jemanden, der zum Hausbesuch kommt.
Dann steht immer noch das Problem bei der weiteren Diagnostik.
Ich vermute dein Schwiegervater ahnt was los ist und hat Angst vor der Bestätigung dessen.
Deshalb will er zu keinem Arzt.

Gibt es in seinem Leben einem Menschen auf den er große Stücke hält?
Kann man diesen Menschen involvieren?

Alles Gute für euch und viel Kraft

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Danke dir, dein Beitrag gibt mir viel.

Leider ist Arzt eine Sackgasse, selbst wenn man ihn hinschleift, er macht komplett dicht, stellt die Conpliance ab und die Stacheln auf. Dann geht es nur noch darum, dass wir ihn los sein wollen und die Ärzte ihn krank machen mit Medikamenten.

Die Person auf die er grosse Stücke hält ist selber anti Schulmedizin und seit Corona in dem Thema völlig blockiert.
An der Front können wir nichts reissen, das haben wir schon mehrmals versucht.

Sein Problem sind weniger die Gefahrenquellen bei Gerätschaften, er selbst ist die Gefahrenquelle, weil er z.B. die vorhandene Gehhilfe nicht benutzt, aber ohne sie stürzt. Und das macht der Schneeschieber bei Glätte oder die Leiter nicht besser. Den Winter hatten wir wirklich sorgen, dass er irgendwann morgens erfroren auf der Treppe vorm Haus liegt.

Das ist unser Problem, wie steuert man nächtliche Exkursionen? So sehr wir den freien Willen würdigen, nach einem Sturz z.B. bei Regen nachts vorm Haus liegen ohne das ungeliebte Alarmarmband, ohne Handy, ohne jemanden der weiss, dass und was er machen will, das wünschen wir ihm nicht.

„Im Umgang mit ihm wird man respektvoll, wachsam, ermuntern,Stärken und konsequent sein.“
Das klingt jetzt doof, aber ich tu mich schwer was das in de Situation dann konkret heisst. Wie ermuntert und stärkt man denn jemanden beim Kontrollanruf mitten in der Nacht?
Und wie bekommt man Aufgaben und einbinden hin, wenn derjenige alles abblockt, weil er „keine Zeit für sowas“ hat? Besuche der Familie sind unrecht, Fremde werden kaum mehr gehen gelassen.

Wir sind irgendwie ratlos.

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Eine gesicherte Diagnose ist wichtig. Vielleicht hört er ja das Wort „Demenz“ nicht gerne, dann könnt ihr ihm sagen, dass ihr Angst habt, er könnte einen Tumor haben.
So haben wir meinen Papa damals zum Arzt bewegt. Oder der Arzt kommt zu ihm und spricht mit ihm, vielleicht lässt er sich von Fremden eher dazu bewegen.
Mein Papa wurde damals mit Medikamente eingestellt. Das war notwendig aber natürlich auch nicht schön, weil er von da an nicht mehr er selbst war.
Wir haben uns alle um ihn gekümmert, besonders meine Mama, bis er sich an nichts mehr erinnern konnte, dann war es ihm auch egal, ob er im Pflegeheim oder daheim ist, weil er beides nicht mehr kannte.
Diese Zeit hätte meine Mutter aber fast kaputt gemacht. Mein Vater hatte auch Ticks entwickelt, wie zum Beispiel Nachts aufstehen und meine Mama wecken, weil sie schläft, exzessiv essen scheinbar ohne Sättigungsgefühl, so dass man immer alles Essen vor ihm verstecken musste, nicht duschen wollen, Körperhygiene verweigern….
Es waren unglaublich harte und schlimme Jahre.
Es gibt Organisationen für Angehörige.
Diese Treffen haben meiner Mama immer recht gut getan. Über diese hat sie auch die Adresse für ein Pflegeheim speziell für Demenzkranke bekommen, wo mein Papa sein letztes Dreivierteljahr verbracht hat. Da war es wirklich toll und eben speziell auf die Bedürfnisse von Demenzkranken zugeschnittenen.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft und rechtzeitig „aufgeben“ wenn es an die eigene Psyche geht.

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Wie wäre es wenn du erstmal ohne den eigentlichen Patienten zum Arzt gehst? Der kann dir vielleicht weitere Ressourcen nennen. Vielleicht macht er Hausbesuche? Oder kennt einen anderen Arzt der Hausbesuche macht?
Ansonsten die Krankenkasse befragen, Pflegeversicherung befragen... Wenn er nicht sich oder andere gefährdet könnt ihr gegen seinen Willen leider nicht viel tun. Aber ihr könnt trotzdem alle möglichen Ressourcen abklappern.
Eine Arbeitskollegin hatte eine Art Babyphone bei ihrem Vater in der Wohnung installiert. Sie hat auf der Arbeit regelmäßig ihn übers Handy überwacht und wenn was war, ihren Bruder alarmiert.

Und ganz wichtig: gibt es Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung etc.? Solange er seinen Willen noch deutlich machen kann wäre es gut wenn ihr da entsprechend ausgestattet seid!

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Ihr solltet eine Betreuungsverfügung oder eine Vollmacht beantragen.
Da der Opa diese sicherlich nicht unterschreiben wird, muss diese gegen seinen Willen beantragt werden. Das dauert.
Ihr könnt euch beim Landratsamt nach den Bedingungen und der Vorgehensweise erkundigen.
Der Hausarzt soll zu euch kommen und den Opa oder Vater begutachten. Das geht auch, ohne dass der Patient mitmacht. Der Arzt wird sich schon ein Bild machen können.
Ihr müsst auch schauen, wie ihr euch selbst schützt. Wenn ihr damit rechnen müsst, dass der Vater jederzeit nachts vor der Tür stehen kann, findet ihr ja keine Ruhe mehr.
Würde er sich auf einen Notfallknopf einlassen ?
Sollte er tatsächlich mal stürzen und ins Krankenhaus müssen, solltet ihr den Sozialberater über die Situation informieren, damit das Krankenhaus eine Pflegeheimeinweisung veranlasst.
Würde er einen Pflegedienst bei sich zuhause zulassen, der vielleicht zwei mal täglich vorbeischaut ? Wenn er sich gegen alles wehrt, bleibt euch nur, abzuwarten, bis mal etwas Schlimmes passiert und ihn dann gegen seinen Willen einweisen zu lassen.
Das ist richtig übel, aber ich weiß nicht, wie in eurem und in vielen, vielen anderen Fällen eine gute Lösung aussehen könnte.
Und ja, man kann ihn gegen seinen Willen einsperren. Dann, wenn etwas passiert ist.

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Irgendwie müsst ihr ihn zum Arzt bekommen bzw. den Arzt zu ihm. Ich würde einmal zu seinem Hausarzt gehen und klären, ob dieser auch Hausbesuche macht. Ist er verheiratet? Dann könntet ihr ihm erzählen, dass der Arzt zu seiner Frau kommt oder zu einem von euch. Dann bleibt er vielleicht dabei und macht beim Arzt mit um seine Frau zu unterstützen.

Ansonsten solltet ihr schauen, dass ihr jetzt noch alle Vollmachten in die Wege leiten könnt (nicht so einfach), damit ihr in der Lage seid ihn zu vertreten, wenn er nicht mehr in der Lage ist eine Unterschrift zu leisten. Das wird euch viel im späteren Verlauf (auch beim Thema Pflegeheim und Co.) erleichtern. Die alternative wäre ein gesetzlicher Vormund, was nicht immer einfach ist.

Das Thema Betreuung zu Hause - meine Eltern haben versucht meine Oma so lange wie möglich in ihrem zu Hause zu lassen. Ab einem bestimmten Punkt war das aber nicht mehr möglich, weil sie auch zu einer Gefahr für ihr Umfeld geworden ist. Meine Eltern waren nicht in der Lage sie rund um die Uhr zu betreuen. Es ist wie die Betreuung eines Kleinkindes. Keine Minute aus den Augen lassen. Es geht bei Demenz jegliches Gefahrenbewusst sein verloren. Es waren auch bei uns wirklich schlimme Jahre.

Die Oma hat viele Dinge gebracht:

Sie ist des Nachts durchs Mehrfamilienhaus gelaufen und hat bei den Nachbarn geklingelt. Nicht immer war sie dabei angekleidet.
Sie hat im Keller die Birne ihrer Lampe ausgewechselt und anschliessend versucht ein mit Wasser gefülltes Glas drüber zu schrauben.
Sie hat Öl und Butter auf dem Herd vergessen
Sie war der Meinung, dass alle ihr nur böses wollen. Alle haben sie beklaut.
Ihre Badewanne hat sie zum Überlaufen gebracht.
usw. die Liste könnte ich endlos weiter führen.

Meine Oma war körperlich (leider) so fit, dass sie im Pflegeheim noch 15 Jahre gelebt habt. Ins Pflegeheim ist sie gekommen, als sie uns schon nicht mehr erkannt hat. 13 der 15 Jahre war sie nicht einmal mehr in der Lage zu laufen.

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Ohje, ihr Armen,

das klingt furchtbar belastend und anstrengend. Ständig denken zu müssen, dass wieder etwas passiert, abends vor dem Einschlafen den nächsten Stress befürchten zu müssen. Das tut mir sehr leid für euch.

Ich frage mich, ob es möglich wäre, nachts, wenn er vor eurem Haus randaliert, die Polizei anzurufen. Nicht, um ihm zu schaden oder ihn anzuzeigen, sondern in der Hoffnung, dass die Beamten erkennen, dass sie einen verwirrten und wesensveränderten Herrn vor sich haben, den sie nicht zu euch oder zu sich heim sondern direkt in die nächste neurologisch-psychologische Ambulanz oder Klinik bringen müssen.
Da könnte er sich dann nicht entziehen und würde möglicherweise zu der dringend benötigten Diagnostik und mefikamentösen Einstellung kommen.

Klar würde er euch das bis in alle Zeiten übel nehmen. Aber nehmen wir mal an, ihr macht ihm nachts nicht die Tür auf, weil ihr die Klingel ausgestellt habt und mit Gehörschutz tief schlaft. Würden dann nicht irgendwann die Nachbarn die Polizei rufen, wenn aie um ihren Schlaf gebracht würden durch einen randalierenden Herrn?
Will sagen: euer Verwandter müsste nicht erfahren, dass ihr es wart, die die Polizei gerufen haben.
Vorausgesetzt, es gibt Nachbarn, die infrage kämen.

Alternativ könnte man ihm vielleicht einen Pflegegrad schmackhaft machen? Z.B. des Geldes wegen oder um Zuschüsse für Treppenlift, Wannenlift, Rampe o.ä. zu bekommen oder Unterstützung im Haushalt zu beantragen. Würde er dazu einwilligen, würde ja jemand vom sozialen Dienst der Krankenkassen zu ihm kommen. Dann gäb es zwar weder Diagnose noch Medikamente, aber eine Einschätzung und jemanden "von außen", der ihn und sein Wesen kennen lernt.

Ansonsten würde ich auch versuchen, Gefahrenquellen zu minimieren und z.B. gefährliches Werkzeug und Geräte wegschließen oder auf unbestimmte Zeit ausleihen oder "zur Reparatur" bringen.

Alles Liebe für euch
Oukami

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Das mit der Polizei und der Gerontopsychiatrie wäre auch mein...best guess.
So habe ich schon eine Alkoholikerin zum Entzug bekommen. Anders als bei Demenz war zwar am Anfang ebenfalls das Gezetere, man wolle sie abschieben, loshaben usw. groß, hinterher war sie allerdings dankbar. Bei einer Demenz kommt man ja meist nie mehr aus der Vorstellung, andere wollen einem schaden, heraus. :( Das wird aber so oder so passieren, egal ob "Zwangsuntersuchung" oder nicht. Die Feindseligkeit ist krankheitsbedingt und schwer auszuhalten.

Wie stellt ihr es Euch denn vor, wenn ihr ihn nicht zu einem Arzt bekommt? Detoriation und ein Leben, das sich um einen nicht medikamentös eingestellten Demenzpatienten dreht, bis er nach vielleicht vielen Jahren zu geschwächt und bettlägrig ist, um zu "randalieren"? Irgendwann bräuchtet ihr wahrscheinlich sowieso Hilfe und dazu braucht es eine Diagnose.