Das Kind unserer Freunde ist „schwierig“ (etwas länger)

Guten Abend zusammen,

ich bin auf der Suche nach guten Ideen, wie wir folgende Situation gut gelöst bekommen.

Wir (Mann, ich, Sohn (4,5)) treffen uns regelmäßig mit lieben Freunden von uns (Paar mit Sohn (4)). Wir verstehen uns sehr gut und verbringen gerne Zeit miteinander. Es gibt nur ein kleines „Problem“: Das Verhalten ihres Sohnes. Nennen wir ihn Karl.

Ich versuche Karls Verhalten ein bisschen zu beschreiben.
Karl ist erstmal ein freundlicher Kerl, aber schnell merkt man: auch äußerst unkoordiniert. Quasi der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Er stößt ALLES um, Legotürme, Wassergläser, Vasen. Es geht bei jedem Besuch etwas zu Bruch. Er macht das nicht absichtlich, er schafft es aber offenbar einfach nicht, einen Teller so zu tragen, dass nichts runterfällt oder so um die aufgebaute Spielzeugeisenbahn zu laufen, dass kein Bahnunfall angesagt ist. Wenn er isst, landet ein Drittel im Magen, ein Drittel im Gesicht und ein Drittel auf dem Fußboden. Karl schafft es außerdem nicht richtig, in Kommunikation zu treten. Es ist oft ein bisschen so, als würde er durch einen durch schauen. Sprachlich ist er aus meiner Sicht total normal entwickelt, aber er antwortet oft daneben. Beispiel: „Karl, möchtest du auch ein Malbuch haben?“ - „Ich habe ein neues T-Shirt an!“ - „Okayyy…“ Er handelt manchmal auch gar nicht altersgemäß und äußerst destruktiv. Letztens hat er sich in das Zimmer meines Sohnes verzogen und zum wiederholten Mal Farbe erst an den Schrank und dann in sein Gesicht geschmiert. Oder er kramt sich eine Packung Bügelperlen bei ihm aus der Schublade und kippt sie einfach aus. Ich finde jetzt noch regelmäßig Perlen beim staubsaugen, obwohl die Aktion schon ein paar Wochen her ist.

Die Eltern von Karl reagieren in diesen Situationen erklärend/zurückhaltend: „Aber Karl, du weißt doch, dass du das nicht darfst.“ - „Karl, dafür muss man sich entschuldigen.“ - „Karl, das war aber nicht in Ordnung.“ Ich habe sie noch nie schimpfen gehört. Oder dass irgendwelche Konsequenzen folgen (z.B. Bügelperlen auf dem Boden - Bügelperlen aufheben).

Ein Problem, das sich daraus ergibt, ist natürlich, dass ständig unser Zeug kaputt geht. Klar, einen größeren Schaden kann eine Versicherung beheben, aber wegen einem heruntergefallenen Glas oder einer leicht verfärbten Schublade, die in zwei Jahren nicht mehr da sein wird, will ich ehrlich gesagt auch kein Fass aufmachen. Häufig sind es eben auch Sachen wie dass die Schüssel mit den frisch gekochten Nudeln umgestoßen wird. Da entsteht per se kein Sachschaden, aber das Essen ist vorbei, meine Kochzeit war überflüssig und es ärgert mich maßlos, auch wenn unserer Freunde dann versuchen, den Schaden wieder gut zu machen und Pizza für alle bestellen.

Was aber noch schlimmer für mich ist, ist zu sehen, wie schwierig das Ganze für meinen Sohn ist. Er kommt überhaupt nicht mit Karl klar. Logisch: man kann nicht gut mit ihm spielen (macht alles kaputt, kann keine Rollenspiele usw.), Karl lässt ihn aber auch nicht in Ruhe. Teilweise missbraucht er sein Spielzeug und zerstört es dabei komplett. Und: Er erfährt dafür im Prinzip keine Konsequenzen. Meinen Sohn frustriert das total. Er hält sich an alle Regeln, will eigentlich nur seine Ruhe und wird trotzdem „bestraft“.

Mittlerweile überlege ich schon, ob wir den Kontakt reduzieren sollten - auch wenn wir uns sonst total gut verstehen. Wir treffen uns auch bei unseren Freunden zu Hause (dann geht wenigstens nicht unser Zeug kaputt), aber das löst das zweite Problem auch nicht.

Wie würdet ihr reagieren? Wie bereits angedeutet sind unsere Freunde ich auch nicht so offen für gute Ratschläge bezüglich ihres Sohnes.

Danke an alle, die den langen Text gelesen haben!

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Guten Morgen,

Der Dreh- und Angelpunkt hier ist, dass das Verhalten des Kindes keine Absicht ist. Dafür kann es verschiedene Gründe geben, von, das hat er noch nicht gelernt, bis das konnte er noch nicht lernen, es liegt eine Entwicklungsstörung (Dyspraxie, Ads, Wahrnehmungsstörung usw) vor.
Bei guten Freunden finde ich es wichtig hier das Gespräch zu suchen, wie der kleine Karl unterstützt werden kann. Z.B. draußen treffen, Teller nicht so voll laden, bei aufgebauten Spiellandschaften sollten die Eltern nah am Kind bleiben und durch Berührungen lenken. So können die beiden Kinder einen Weg finden, miteinander zu spielen.
Konsequenzen und schimpfen für etwas, was keine Absicht ist, halte ich für schwierig, da es keine Verbesserung gibt und für das Kind zu großem Frust führt, vor allem wenn dies so häufig vorkommt. Sollte eine Entwicklungsstörung, z. B. im motorischen Bereich oder der Handlungspkanung vorliegen, müssen viele Dinge viel kleinschrittiger geübt werden, bis sie automatisch passieren. Gezielte Ergotherapie ist hier hilfreich.

Schade finde ich, dass soviele der TE vorschlagen, den Kontakt zu reduzieren, anstelle die guten Freunde mit Kind zu unterstützen. Wenn das Kind einfach jünger wäre, würde man mit der Situation ja auch anders umgehen und die Kinder anders anleiten und betreuen.

LG Lucky

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Finde deine Antwort mit Abstand am besten.

Liebe TE: habt ihr die Freunde denn mal vorsichtig und mit viel Feingefühl angesprochen? Also z.B., ob Karl gut sieht und die Ohren in Ordnung sind? Das könnte z.B. einiges erklären.

Ansonsten - ihr könnt die Kids dann eben nicht alleine spielen lassen und entspannt plaudern - dann müsst ihr dabei bleiben und anleiten.

Meine beste Freundin und ich treffen uns oft mit den Kids (4, 4, 1,5 und 1) und im Prinzip läuft es gut. Aber eben auch nicht immer. Dann setzen wir uns mit auf den Boden, leiten an und trinken da unseren Kaffee und plaudern.

Und ansonsten wäre ich bei Karl pragmatisch - Plastikgeschirr und außer Reichweite von der Nudelschüssel behalten usw. 😅

Kontakt reduzieren wäre doch sehr schade.

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Die TE schreibt aber ja, dass die Freunde nicht gut darauf reagieren wenn es angesprochen wird.

Was soll sie dann machen?

Ansprechen geht nicht

Dann wird Unterstützung auch nicht erwünscht sein

Das Kind der TE hat von den Kontakten nichts außer Stress


Deshalb raten viele eben dazu, was gut für das Kind der TE ist....

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Meine Erfahrung : Wenn die Kinder sich nicht verstehen, und eure Erziehungsansichten sich deutlich unterscheiden, ist es auf Dauer fast unmöglich, eine enge harmonische Freundschaft aufrecht zuerhalten.

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Ja same here. Leider funktionieren Freundschaften kaum bis gar nicht mehr wenn die Kinder nicht klarkommen. Da kann man sich nur mehr ohne Kinder treffen mal abends zum essen vorausgesetzt es gibt babysitter, ansonsten ganz schwierig.

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Das kann ich so überhaupt nicht bestätigen. Ich pflege viele Freundschaften, ohne, dass unsere Kinder integriert sind. Man muss das halt organisieren. Es wäre schön, wenn sich Kinder ähnlichen Alters automatisch verstünden, wenn die Eltern befreundet sind. Leider nicht immer der Fall. Aber deshalb eine Freundschaft aufgeben? Dann war es wohl eher eine praktische Bekanntschaft. Finde ich.

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Es klingt so , als ob dein Kind gar keinen Spaß an den Treffen hat...

Ich würde erstmal versuchen, möglichst viele Treffen außerhalb eurer Wohnung stattfinden zu lassen...
Spielplatz
Park
Zoo
Indoor-Spielplatz

So dass dein Kind mit anderen Kids spielen kann und auch was von den Treffen hat.

Wenn ihr euch bei euch trefft-- alles was deinem Sohn wichtig ist wegstellen oder halt sein Zimmer abschließen....

Oder halt Treffen ohne Kids bzw. Dein Kind hat an dem Tag eine Verabredung....

Nur weil ihr euch mögt, muss euer Kind ja nicht mit Karl spielen ...




Weißt du ob sie mit Karl Mal beim Augenarzt waren?

Ist Karl im Kiga? Weißt du wie es da läuft?

Was du alles beschreibst wird da doch auch auffallen und angesprochen werden ...


Oder ihr trefft euch abwechselnd - mal nur die Männer, mal nur ihr Frauen...

Und du hast an dem Tag wo sich die Männer treffen schon was vor....

Ist halt blöd, wenn man mit ihnen nicht offen reden kann....

Bearbeitet von Elise22
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Ja, Augenarzt auf jeden Fall.

Und ich denke auch auf jeden Fall HNO!
Er versteht schlecht (antwortet nicht adäquat auf Fragen) und hat einen schlechten Gleichgewichtssinn. Das kann auf Probleme mit den Ohren hindeuten.

Wer weiß vielleicht ist das das Problem und wer weiß wie sich sein Verhalten verändert wenn er seine Umwelt wieder richtig wahrnimmt....

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Seid ihr so gut befreundet, dass ihr das irgendwie ansprechen könnt? Hat der Junge vllt eine Wahrnehmungsstörung oder eine andere Auffälligkeit? Das klingt nicht so altersentsprechend. Dementsprechend, wenn es Freunde von euch sind, würde ich versuchen es anzusprechen und vllt vor allem Hilfe anzubieten? Wenn du weißt, dass zusammen essen schwierig ist, warum dann nicht lieber ab Nachmittag ohne Essen treffen oder bald, wenn es wieder wärmer wird, vor allem draußen? Vom lesen denke ich, dass es gar nicht an der Erziehung der Eltern liegt, sondern, dass das irgendwie andere Gründe hat. Da würde ich vor allem versuchen meine Freunde so gut es geht zu unterstützen

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Erinnert mich an Freunde von uns...

Also das eine ist, tollpatschig zu sein. Es klingts aber auch so, dass er Sachen extra macht. Irgend etwas stimmt da wohl nicht so ganz.
Ich würde das mal in Ruhe ansprechen - ohne Kinder. Kannst ja schildern was du wahrgenommen hat, wie es dir damit geht und was sie davon halten. Nichts vorwurfvolles sondern einfach sachlich.

Unsere Freunde gehen von einem AdHS aus. Ihnen ist die Auffälligkeit also bewusst. Die Reaktion auf die Aktionen aber teilweise auch m.E. nicht io.
Ich teile dann halt ihrem Kind mit, was bei uns erlaubt ist und was nicht.
Aber ja bei uns ist es jedes mal so, dass unser Sohn (2 Jahre jünger wie der Sphn des befreundeten Paars) danach irgendwelchen Scheiss nachahmt. Heute stand er auf den Couchtisch, weil vorgestern der befreundete Sohn auf einem Kindertisch herumgehüpft ist. Die Eltern haben nichts gesagt... Jop. Nicht schön. Wir treffen uns ehrlich gesagt nur selten. Auch deswegen...

Ja. D.h. mein Tipp sachliches Gespräch unter 4 Augen und weniger treffen...

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Wir hatten auch so einen Fall. Lösung: Draussen treffen. Ich würde ihn nicht nach Hause einladen. Jetzt, wo er sechs geworden ist, ist es deutlich besser geworden.

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Das klingt sehr anstrengend. Für deinen Sohn ist es kein angemessener Spielkamerad und eure Sachen gehen dsuernd kaputt. Ich würde das nicht tolerieren.

Die Familie ist wohl heilfroh,dass sie euch treffen darf. Warum um Himmels Willen trefft ihr die so oft? Ich würde neue Spielkameraden für meinen Sohn finden und wenn v es mit den Eltern passt, diese ebenfalls einladen und den Kontakt mit Karl dann reduzieren oder ausschleichen lassen. Das bringt euch doch nichts außer Ärger.

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Wir sind ja nicht wegen der bzw. über die Kinder befreundet. Wir kannten uns schon vor den Kindern und ich möchte die Freundschaft deswegen auch nicht aufgeben. Trotzdem soll mein Sohn aber auch nicht leiden, wenn wir uns treffen, das ist klar.

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Auf alle Fälle Kontakt reduzieren UND die hoffentlich selteneren Kontakte nach draussen verlegen. Ich finde den jetzigen Zustand eine Zumutung für euren Sohn und euer Zuhause.

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Du bist ja echt eine tolle Freundin. Nicht.

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Trefft euch ohne Kinder.