Hallo, ich brauche mal euren Rat, weil ich mir oft nicht sicher bin, ob ich jetzt mit meiner Meinung/ meinem Gefühl vollkommen daneben liege.
Es geht um das Verhältnis zu meinem Vater. Es war schon immer eher wechselhaft. Es gab Zeiten, in denen haben wir uns sehr gut verstanden und auch Zeiten, in denen wir viel gestritten haben. Das waren vor allem Zeiten in denen es mir selber psychisch nicht so gut ging, wofür von seiner Seite nicht wirklich Verständnis da war. Seit meine Tochter auf der Welt ist, sie ist jetzt 9 Jahre alt, kommen auch noch Konflikte über vollkommen unterschiedliche Erziehungsvorstellungen hinzu.
Nun ist es aber so, dass er trotzdem gerne Zeit mit meiner Tochter verbringen möchte
auch mal einen Kurzurlaub (Mein Vater ist geschieden und ist dann mit ihr allein unterwegs). Für mich war das eine Weile auch ok, allerdings hatte ich mit der Zeit ein immer schlechteres Gefühl. Ich habe immer mehr das Gefühl, er erwartet immer ein "funktionierendes" Kind, also keines das meckert, unzufrieden ist etc. Das klappt Kindern natürlich nicht unbedingt. Wir hatten in der Vergangenheit auch so einige Situationen, in denen er regelrecht explodiert ist und meine Tochter lautstark zurecht gewiesen hat. Mich triggert das auch sehr, weil ich dies in meiner Kindheit auch oft erlebt habe. Inzwischen ist meine Tochter im Umgang mit ihm aber sehr angepasst, so dass es in der Regel keine großen Konfliktsituationen gibt und sie haben auch eine gute Zeit zusammen. Bei mir ist jedoch immer die Angst im Hinterkopf, es könnte doch einmal wieder so einen "Ausbruch" von meinem Vater geben, wenn meine Tochter mal nicht so angepasst ist. Daher bin generell sehr zurückhaltend, wenn mein Vater Zeit mit meiner Tochter einfordert. Ich mag ihn auch gar nicht mehr so recht besuchen, da spielen aber besonders auch eigene negative Kindheitserfahrungen mit rein.
Es gipfelte jetzt, nach einem erneuten Streit zwischen meinem Vater und mir, darin, dass ich erstmal eine Kontaktpause gemacht habe und mir psychologische Unterstützung gesucht habe. Nun macht er mir aber Vorwürfe, dass ich herzlos wäre und seine Enkeltochter von ihm fernhalten würde. Meine Tochter selber hat noch nicht wieder nach Opa gefragt und auch nicht den Wunsch geäußert, ihn zu besuchen. Ich weiß jetzt aber auch nicht so richtig was ich machen soll. Kind hinkriegen und selber wieder fahren, mit Kind hinfahren oder konsequent bei der Kontaktpause bleiben? Sorry, ist jetzt sehr lang geworden. Ich freue mich über euer Feedback.
Probleme mit eigenem Vater
Deine Tochter is alt genug.Frag sie was sie möchte aber auch nur weil sie regelmäßig Kontakt hatten.Oder wenn ein schlechtes Gefühl hast garnicht.Ihr es erklären und fertig.
Urlaub würd ich nicht mitfahren wollen da du ihn e nicht vertraust.
Wenn deine Tochter nicht nach ihm fragt, würde ich keine Treffen forcieren oder initiieren. Wenn sie das Bedürfnis nach Umgang hat, ist sie mit ihren 9 Jahren alt genug danach zu fragen.
Alleine durch die Tatsache, dass sie in seiner Gegenwart "funktionieren" muss und "angepasst" ist wäre für mich ein No-go. Von dem explosiven Zurechtweisen mal ganz abgesehen. Ich hoffe du hast dabei interveniert. Einzufordern hat er auch rein gar nichts.
Damit bleibt: Wenn sie aktiv fragt und ohne Zwang Zeit mit ihm verbringen möchte, schau was möglich ist und wie das Treffen gestaltet werden kann. Ansonsten, steh für dein Kind ein und lass nicht zu, dass es so tyrannisiert wird wie du. Herzlos ist es nicht Kontakt zu meiden, sondern das Kind dem auszusetzen.
Auch wenn deine Tochter laut jemand alt genug sein mag wird sie nicht immer vollkommen angepasst sein. Ein Kind einfach keine Puppe und nicht berechenbar. Von daher ist das auf Dauer sicherlich immer schwierig.
Er muss auch nicht unbedingt ein falscher Opa sein aber wenn er ein Problem hat muss auch er bereit sein daran zu arbeiten. Vogel-Strauss-Taktik ist keine Lösung.
Ela
Ich würde mein Kind fragen, ob es sich mit Opa treffen möchte. Deine Tochter hat sicherlich vieles mitbekommt und vielleicht auch das du keinen Kontakt haben möchtest. Um dich nicht zu verletzen, fragt sie vielleicht deshalb nicht nach dem Opa. Setzt dich mit ihr zusammen und spricht mit ihr, was und wie sie es vielleicht möchte/ empfindet
Ich würde deine Tochter fragen, was sie will. Zunächst würde ich aber kein Treffen forcieren und warten, ob da was von deiner Tochter kommt.
Ich halte Kinder, die eine liebevolle verlässliche Basis haben (und die hat sie bei euch) für sehr belastbar und fähig, auch in rauerer Umgebung zurechtzukommen. Ich finde sogar wichtig, dass sie das lernen, weil sie im weiteren Leben (Schule, Arbeit) sicher auch mit Leuten umgehen müssen, die nicht immer nett zu ihnen sind.
Daher würde ich behutsam mit deiner Tochter sprechen, ob das cholerische Wesen deines Vaters ein Problem für sie ist und mit ihr besprechen, wie man sich da fühlen kann und was man für Handlungsoptionen hat (sich abholen lassen, Kontra geben oder halt eben sich fügen). Ich würde deine Tochter dann, wenn sie denn will, mit einem Handy ausstatten, damit sie sich melden kann.
Ich stehe selbst ganz anders oft vor der Entscheidung, was ich meinem Sohn zumuten kann. Und ich weiß, dass eine Gefahr auch darin besteht, die eigenen Themen zu denen des Kindes zu machen. Es ist ein beständiges Austarieren und Neuentscheiden. Ist Kontaktabbruch besser oder Kontakt? Ermögliche ich dem Kind schöne Erlebnisse nicht, weil ich getriggert bin oder ist es meine Aufgabe als Erziehungsberechtigte das Kind zu schützen?
Mit deinem Vater würde ich auch sprechen. Weiß er, wie sehr du unter ihm gelitten hast und weshalb? Gibt es da zumindest einen Funken Einsicht? Ein Zugeständnis, sich besser zu benehmen?
Ich kann dir sagen, wie das hier bisher gelaufen ist. Mein Sohn hat gelernt, sich ganz klar zu artikulieren und sich abholen zu lassen, wenn ihm was zu bunt wird. Er lebt nicht in Bullerbü, aber er kommt klar und darauf bin ich sehr stolz. Ich empfinde ihn als reifer als altersgleiche Kinder. Das tut mir irgendwie weh, aber irgendwie finde ich das auch gut, weil ich fest dran glaube, dass es seine Resilienz erhöht. Nicht, weil er abgehärtet wurde, sondern weil er sich auch in unschöneren Situationen zu helfen gelernt hat und weiß, wo er verlässlich Hilfe findet
Ich wünsche dir Kraft und gute Nerven.
Mein Vater ist ein Choleriker, bei dem jedes Gespräch einem Topfschlagen im Minenfeld glich. Und er hatte auch von seinem Enkel die Vorstellung, er müsse schon dafür dankbar sein beim Opa sein zu dürfen. Das hat mich auch getriggert. Und diese Erfahrung hatte ich meinem Kind erspart- Kontaktabbruch. Davor meinte ich, wenn mein Vater sich normale Verhaltens- und Denkweisen angewöhnt hat, kann er sich gerne melden.
Überlege dir, ob du deine Erfahrungen auch die deiner Tochter werden sollen.