Meine Eltern trauern um Hund - Und vergessen dabei ihre Familie

Hallo,
Ich weiß auch nicht so recht, was ich mit von dem Post erhoffe. Ich bin einfach sehr traurig. Möchte auch gar nicht die ganze ewige Geschichte rund um meine Eltern breittreten. Meine Eltern sind Menschen, die sich selbst genug sind. Sie haben ihre Hunde (jetzt nur noch einen), mit denen ich auch, als ich noch dort wohnte, viel Zeit verbracht habe und die ich auch sehr geliebt habe und es auch noch tue. Von sich auch suchen meine Eltern generell sehr selten Kontakt, freuen sich aber immer, wenn wir uns melden und Treffen initiieren. Damit hadere ich immer mal wieder aber mir ist klar, Menschen kann man nicht ändern. Trotzdem hatte ich meist den Eindruck, wir bedeuten ihnen etwas. Den Kindern gegenüber zeigen sie ihre Zuneigung zumeist über materielles. Meine Mutter kauft auch viel Spielzeug für sich selbst daheim, also für die Kinder meine ich natürlich, dass sie dort auch was zum Spielen haben. Ist ja auch nicht selbstverständlich, dass sie so viel Kram für die Kinder besorgen und bei sich in der Wohnung aufbewahren. Trotzdem ist das generelle Interesse nicht allzu groß den Kindern gegenüber und meine Eltern sind einfach in ihrer Welt zu Hause, die für meine Mutter aus Homeshopping, Hunden und Fernsehen besteht. Trotzdem kommen immer herzliche Reaktionen wenn man mal Urlaubsfotos oder so teilt. Nun ist am 31.7. der jüngere Hund meiner Eltern verstorben (11 Jahre alt). Ich war beim Einschläfern auch dabei und es war sehr sehr traurig und wir haben alle geflennt und getrauert ohne Ende. Aber bei mir ist die Trauer eben schneller abgeflaut. Ist ja auch vielleicht nachvollziehbar, ich wohne schon lang nicht mehr dort und habe mit dem Hund nicht mehr so oft interagiert wie früher. Meine Eltern, vor allem meine Mutter trauert immer noch und nun ist das Interesse an und ihren Enkeln vollkommen erloschen. Ich habe regelmäßig gefragt, wie es ihnen geht, mit meiner Mutter über den Hund gesprochen, über ihre Trauer aber sie suhlt sich nachwievor extrem darin. Wie es uns geht Interessiert nun irgendwie gar nicht mehr. Sie fragt nicht, meldet sich von sich aus nicht. Ich habe eventuell zuletzt nicht mehr sensibel genug reagiert, weil ich zu ihr gesagt habe, ich verstehe ihre Trauer aber sie müsse trotzdem vielleicht auch aus ihrem Loch mal herauskommen, damit es ihr besser geht. Nicht verdrängen, aber einfach raus ins Leben, uns besuchen, mit den Enkeln Zeit verbringen oder auch, wenn die grad keinen nerv auf Kinder hat, mit mir das Gespräch am Vormittag suchen, uns mal zum Frühstücken verabreden aber es kommt nix. Wenn ich mich ihr mal "aufgedrängt" habe und mit den Kindern vorbei gekommen bin oder sie eingeladen habe, zu uns zu kommen, war es immer krampfig, ich musste ihr alles aus der Nase ziehen und sie hat quasi immer drauf gewartet, dass ich endlich nach ihrer Trauer frage. Ist das normal? Die frage geht vor allem auch an tierliebenden Menschen hier. Erwarte ich zu viel? Bin ich zu unsensibel? Brauchen manche Menschen extrem viel Raum und Zeit um zu trauern? Muss ich mit mehr ihr "Gejammer" anhören, dass sie sich gesehen fühlt? Da habe ich aber einen inneren Widerstand gegen, weil sie und in schwierigen Zeit auch nie regelmäßig fragte wie es uns damit ging oder Hilfe angeboten hatte. Als meine Schwägerin vor und nach der Geburt so eine schlimme Zeit mit Schwangerschaftsvergiftung und depressionen hatte, hatte sie auch nur sehr wenig Verständnis und war ständig beleidigt, dass sich mein Bruder und sie nicht melden. Ich habe einfach das Gefühl meine Mutter und ich entfernen uns immer weiter voneinander.

Danke für's Lesen

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Ich musste mein Pferd letztes Jahr nach 24 gemeinsamen Jahren einschläfern lassen. Ja, ich hab auch geheult wie noch mal was und in manchen Momenten (so wie jetzt wo ich daran denke) bin ich auch immer noch ein bisschen wehmütig, aber ich habe nicht erwartet, dass mich Monate danach noch jemand tröstet oder fragt wie es mir damit geht etc.
Natürlich trauert jeder anders, aber mir wäre das bei deiner Mutter auch zu viel bzw zu lang.

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Ich bin zwar keine Hundebesitzerin, aber ich weiß von Freunden, dass für manche Menschen ihre Hunde tatsächlich wie echte Familienmitglieder sind.

Offenbar trauert deine Mutter sehr um ihren / euren Hund - vielleicht bräuchte sie tatsächlich professionelle Hilfe?
Was sagt dein Vater dazu?

Wenn es ein "normaler" Trauerprozess ist, dann könnte auch Ablenkung helfen, eine Aufgabe, vielleicht auch ein neuer Hund?

Ich würde mit deinem Vater reden, und versuchen, deine Mutter "raus zu ziehen". Wenn das alles nicht hilft, dann wäre vielleicht echt professionelle Hilfe angesagt.

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Mit meinem Stiefpapa habe ich leider nicht mehr so ein enges Verhältnis. Er arbeitet viel und ist auch ein eher verschlossener Typ. Aber vielleicht wäre es trotzdem ein Ansatz mal mit ihm darüber zu sprechen.

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Ach je das ist schwer anzusehen und auch zu lesen.

Leider gibt es diese Menschen, die sich der Trauer oder auch ihren Problemen so sehr hingeben dass sie nur noch darin feststecken und nichts anderes mehr wahrnehmen.

Zu allererst möchte ich dir sagen, du hast dich absolut korrekt verhalten und deine Reaktion war gar nicht unsensibel im Gegenteil.
Du hast dass ja nicht am gleichen Tag gesagt sondern 2,3 Monate später. Da wäre es schon an der Zeit mal wieder aus dem Loch rauszukommen.

Ich würde ihr noch 1 Monat Zeit geben und abwarten.

Vielleicht hat deine Mama auch eine Depression. Vielleicht wenn es nicht besser wird, kannst du ihr ja mal vorschlagen sich professionelle Hilfe zu holen. Weil du dir sorgen machst und sie sich verändert hat.

Ist schwer aber mehr kannst du nicht tun.
Mit Glück pendelt es sich vielleicht wieder ein.
Ansonsten halt selber die Initative ergreifen und das krampfige erstmal aushalten und darüber stehen.

Alles Gute euch!

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zur besonderen Art zu trauern kommt auch oft das Alter dazu. Da werden Menschen seltsam.

Meine Mama z.B. fragt immer nur nach den Kindern und lässt sich erzählen. Sie hat Null Interesse, was ich so mache bzw. wenn ich mal erzähle, was bald ansteht, kommen null Rückfragen, der Folgesatz ist oft etwas oberflächliches oder weitere Fragen zu Krankheiten von Tanten oder meinen Kindern.

Eventuell merkt sie ihr extremes Verhalten gar nicht, weil tatsächlich die Trauer alles überschattet oder eben wenig Raum für anderes im Hirn ist derzeit?
Tatsächlich kennt meine Mama nur Krankheiten und negative Vorfälle im Umfeld. Mit ihr kann man sich über nix anderes unterhalten und das merkt sie selbst nicht.
Mich allerdings trifft das hart. - aber sie ist eben so. Tatsächlich zeigt sie aber auch in anderen Dingen leichte Anfänge von Altersdemenz - nicht schlimm, aber sie wird seltsam. -- Sie kennt tatsächlich wochenlang immer nur das selbe thema und ist wenig flexibel in anderen Gesprächsthemen.

Bearbeitet von tr357
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Also ich hab auch einen Hund und es ist nicht der Erste. Ja man trauert, aber das deine Mutter so drin steckt ist schon ein wenig übertrieben. Sie braucht hier vielleicht einfach Hilfe weil sie hier sensibler ist.

Ela

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Gib deiner Mutter noch etwas Zeit.
Trauer lässt sich nicht vorschreiben oder vergleichen.
Der Hund war wohl wie ihr Kind.
Vielleicht ist deine Mutter auch gesundheitlich nicht mehr so fit, dann ist trauern noch anstrengender.

Mach ihr ab und zu ein Angebot, mit den Kindern etwas zu machen und stell keine Erwartungen an sie.

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„Trotzdem ist das generelle Interesse nicht allzu groß den Kindern gegenüber und meine Eltern sind einfach in ihrer Welt zu Hause, die für meine Mutter aus Homeshopping, Hunden und Fernsehen besteht.“

Vielleicht liegt es genau daran, dass deine Mutter den Tod des Tieres so schwer verkraftet. Wenn sich nahezu alles im Leben um die Hunde dreht und dann plötzlich einer nicht mehr ist, ändert das ja im Prinzip alles. Denkt deine Mutter denn über einen neuen Hund nach? Gibt es andere Dinge, die ihr Spaß machen und zu denen du sie motivieren könntest (z.B. irgendeine Reise/Ausflug, einen gemeinsamen Kurs belegen…)? Was sagt dein Vater dazu?

Als unser Hund vor drei Jahren gestorben ist, waren wir natürlich auch sehr traurig (bzw. bin ich sogar heute manchmal noch traurig deswegen), aber es hat unseren Alltag nicht beeinflusst. Wir waren trotzdem arbeiten, mit der Familie unterwegs, haben Freunde getroffen und so weiter. Klar trauert jeder Mensch anders, aber ich würde mir auch Sorgen machen, wenn jemand den Tod eines Tieres (auch wenn es natürlich sehr geliebt wurde), so gar nicht verkraftet. Man schafft sich ja ein Tier immer mit dem Wissen an, dass man es sehr wahrscheinlich überleben wird.

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Ich bin da mal einfach hart.

Wenn man sich ein Hund kauft, muss man damit rechnen, den Hund auch sterben zu sehen, man muss sich darauf vorbereiten sich zu verabschieden. Menschen haben eine viel längere Lebenserwartung, das ist die bittere Realität.

Natürlich trauert jeder anders und man kann auch sein lebenlang trauern, sich darin zu sulen ist aber nicht der richtige weg. Ich würde da professionelle Hilfe empfehlen.

Ja, es ist traurig, meine Oma hat auch ihre zwei Dackel überlebt (sie wurden 18 und 16 Jahre alt), sie haben mich meine ganze Kindheit begleitet. Ich verstehe es deswegen auch, es sind geliebte Freunde und Begleiter. Man wusste aber eben auch von Anfang an wie es wahrscheinlich enden wird und das Leben muss weitergehen. Wenn man da nicht alleine raus kommt, dass muss man sich Hilfe holen.

Ich würde mich an deiner Stelle da auch nicht weiter bemühen. Ich würde vielleicht Beratungsstellen o.ä. raussuchen aber ich würde mir das gejammer nicht mehr anhören bei jedem treffen. Das zieht einen auch einfach runter, wenn es da kein anderes Thema gibt und auch kein Interesse an euch. Scheinbar war da eh nie soooo starkes interesse, spare dir die Nerven und die Enttäuschungen

Bearbeitet von AufAbstandGehen
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Das letzte Kind hat Fell.

Und genauso fühlt es sich jetzt für deine Eltern an.