Kontakt zur eigenen Mutter abbrechen - wer hat's schon gemacht?

Meine eigene Mutter belastet mich extrem, dies schon seit längerer Zeit. Sie hat körperliche Schmerzen (woher weiss keiner), auch auf meinen Hinweis hin, dass die Schmerzen evtl. auch somatisch bedingt sein könnten, wird nicht eingegangen. Sie war schon x im Notfall, wird aber natürlich jedes Mal nach Hause geschickt, weil sie nach den Ärzten nichts hat. Zum regulären Hausarzt oder zum Spezialisten (Neurologen), den sie auch schon kennt, will sie nicht, "sie kann nicht, weil's ihr nicht gut geht" meint sie immer, aber so wird es ja auch nicht besser. Heute habe ich sie angerufen und wollte eigentlich fragen, ob ich für sie einkaufen soll, obwohl es mit Kleinkind und Baby-Bauch (36. SSW) eine Belastung für mich darstellt. Sie verlässt das Haus mittlerweile gar nicht mehr. Sie hat aber am Telefon direkt wieder angefangen zu jammern, wie schlecht es ihr geht und sie nun einfach nichts mehr isst und dann hoffentlich stirbt. Die Ex-Frau meines Bruders hat schon x mal angeboten, ihr zu helfen, für sie einzukaufen, aber meine Mutter will sie nicht belasten, jammert dann aber, dass sie nichts zu essen hat. Seit meinem Schulalter (bin jetzt über 30) geht es ihr "schlecht". Keine Ahnung wie viele Schulaufführungen sie nicht besucht hat, weil es ihr schlecht ging und nicht kommen konnte. Ich habe mittlerweile die starke Vermutung, dass sie psychisch krank ist. Aber von dem will sie nichts wissen. Diese emotionale Belastung wird mir langsam zu viel und überlege daher, den Kontakt abzubrechen, weil es mich jedes Mal extrem mitnimmt, wenn eine nahestehende Person mehrmals so quasi mit Suizid droht und sich nicht helfen lassen will. Aber ich hätte ein extrem schlechtes Gewissen. Hat jemand schon mal diesen Schritt gewagt?

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Ich habe den Schritt gewagt, allerdings aus ganz anderen Gründen - und ich frage mich, ob es bei euch nicht andere Wege gäbe.

Wie ist euer Verhältnis fernab vom Gejammer (gewesen)? Existiert da noch eine Beziehung, wie steht es zwischen euch?
Wenn sie tatsächlich Schmerzen hat und quasi nicht mehr allein lebensfähig ist (das lese ich jetzt so heraus), würde ich mich schlau machen, welche Hilfen ihr zustehen.
Dass du über deine Belastungsgrenzen hinaus für sie zuständig sein sollst, geht nicht.

Permanentes Gejammer würde ich auch abstellen und zwar mit deutlichen Worten. Versinkt sie im Selbstmitleid, dass ja alle nur gemein sind, beende das Gespräch.
Wenn sie sich nicht helfen lassen will, auch mal psychisch zu schauen, schränke deine Bereitwilligkeit massiv ein. Nicht, um sie zu erpressen, sondern weil es nicht ok von ihr ist, deine Hilfe so in Anspruch zu nehmen, obwohl ja eine Chance auf Verbesserung besteht.



Wenn es dich zu sehr seelisch belastet und du nicht mehr aus dem Gefühl der Verantwortlichkeit raus kommst, dann ja, leg den Kontakt auf Eis.


Übrigens, wenn sie mit Suizid droh, würde ich jedes einzelne Mal den Notruf wählen.

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Das ist wirklich eine belastende Situation.

Nein, ich habe den Kontakt zu keinem meiner Eltern abgebrochen, auch wenn v.a. mein Vater mir nicht guttut.
Aber in deinem Fall fände ich es zu deinem eigenen Schutz und dem deiner Kinder völlig nachvollziehbar.

Vielleicht würde ich den Kontakt erst einmal reduzieren - auf so viel, wie viel du erträgst.
Wenn dich das aber psychisch immer noch fertig macht, dann wäre ein Kontaktabbruch auch nachvollziehbar.

Was ist mit deinem Vater?
Ich nehme an, er ist nicht da - oder könnte er irgendwie auf deine Mutter Einfluss nehmen, dass sie mal psychische Hilfe in Anspruch nimmt? Denn wie du selbst sagst, es klingt nach etwas Psychischem.

So lange du schwanger bist, würde ich den Kontakt einfrieren - nach der Geburt, wenn du dich stark genug fühlst, könntest du ja vielleicht zusammen mit deinem Bruder versuchen, deine Mutter zu einer Therapie zu bewegen.

Aber das musst du nicht, nur wenn du das möchtest.

Deine eigene (psychische) Gesundheit und das Wohl deiner Kinder hat Vorrang!

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Mein Vater ist leider vor 7 Jahren verstorben, aber auch als er noch da war, hat er sie mehrmals dazu bewegen wollen zum Arzt zu gehen, sich Hilfe zu suchen. Ihre Antwort war stets: Bringt ja eh nichts, die können mir nicht helfen. Er musste auch mal den Notruf wählen, weil sie Suizid androhte und sich eingesperrt hatte.

Bearbeitet von EmotionalAmLimit
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Das tut mir leid!

Dann bleibt nur noch, den Notruf zu wählen, wenn sie mit Suizid droht und sonst sich zu distanzieren, um nicht mit in die Abwärtsspirale gesogen zu werden.

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Ja ich. Und bis jetzt nicht bereut.
Natürlich bin ich da traurig drüber. Vor allem für die Enkelkinder.

Aber wer einfach nicht in der Lage ist das eigene, toxische und grenzüberschreitende Verhalten annähernd zu reflektieren oder zu ändern und zwar seit Jahrzehnten, so jemanden kann ich in meinem Leben nicht ertragen.

Am Ende sind ja eh immer "die anderen" schuld.. 😂

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Hier schließe ich mich an.
Meine Mutter kann keine Grenzen anerkennen, aber alle anderen sind immer Schuld.
Es wird sich nur über andere Menschen ausgelassen, alle sind böse und sie ist das arme Opfer. Fürchterlich.

An die TE: könnte deine Mutter ggf. Fibromyalgie haben?

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Wie alt ist deine Mutter? Geht sie arbeiten?
Vielleicht bräuchte sie einfach nur eine Aufgabe bzw. Ablenkung?

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Heii, mir kommt das sehr bekannt vor bei uns ist es nur nicht die mutter sondern mein cousin. Es ist dann auch rausbekommen dass er schwer psychisch erkrankt ist, im Nachhinein hätten wir das alle erkennen müssen.
Da ich früher auch Depressionen hatte, wusste ich dass ich mich schützen muss also habe ich ihm mehrfach in aller Deutlichkeit gesagt dass er zum Arzt gehen soll oder mich damit in ruhe lassen, ich weiß das klingt herzlos aber irgendwann konnte ich nicht mehr. Leider hat das so semi gut geklappt und wir haben auch den Kontakt abgebrochen, das war echt hart weil wir quasi zusammen gewohnt haben bis wir ausgezogen sind (er wohnte 2 Häuser weiter). Als er sich dann gefangen hatte, beim Arzt war und wir die Diagnose gehört haben waren wir aber wieder alle für ihn da und haben ihn aufgefangen. Eventuell ist das noch wichtig.
Also Kontakt abbrechen zum Selbstschutz (und Schutz deiner Kinder) - Ja!
Aber das muss nicht für immer so sein, vielleicht braucht sie so eine Erfahrung um sich endlich Hilfe zu holen.
Liebe Grüße

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Was du beschreibst kenne ich von Menschen mit ausgeprägter Depression.
Kann das sein?

Bitte ruft den Notdienst wenn sie mit Selbstverletzung droht. Jedes Mal. Erstens weil ihr nie wisst ob sie nicht ernst macht. Zweitens bringt das vielleicht von aussen Hilfe in ihre Lage.

Für den Moment würde ich an deiner Stelle mit deinem Bruder sprechen, dass du dich rausziehst, zur und auch nach der Geburt, damit er weiss, dass er und seine Frau sich jetzt gegebenenfalls näher kümmern müssen.
Und dann kriegst du mal dein Kind und nach dem Wochenbett schaust du, was du mit der Situation machst.

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Ich habe vor über 10 Jahren den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, weil sie eine bösartige Giftspritze ist, die mich von Klein auf psychisch und physisch misshandelt hat.
Da musste schon viel passieren, bis ich den Papp auf hatte.
In deinem Fall würde ich nicht den Kontakt abbrechen, aber das muss du selber entscheiden. Wenn dich die Situation zu extrem belastet und es dir nur noch schlecht geht in ihrer Gegenwart, dann ist es wahrscheinlich besser.

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Ich habe vor mittlerweile 18 Jahren den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen. Allerdings aus anderen Gründen. Ob ich an deiner Stelle den Kontakt abbrechen würde, weiß ich nicht. Schwierig. Sie bräuchte Hilfe, will aber keine annehmen. Kann verstehen dass dich das belastet und nicht gut tut, vor allem hochschwanger. Da hat man ja auch andere Sorgen... Die Frage ist aber, wie ist euer Verhältnis sonst? Vielleicht kannst du ja den Kontakt erstmal etwas einschränken, statt ihn komplett abzubrechen? Hast du ihr denn schonmal gesagt, dass es dich belastet, wenn sie keine Hilfe annimmt und ihr euch Sorgen macht? Oder du versuchst das nächste Gespräch auf das kommende Enkelkind/ etwas positives zu lenken. Oder hat sie da kein Interesse dran? Ansonsten würde ich es vielleicht bei einer Beratungsstelle versuchen, abhängig davon wie eure Beziehung ist. Ich habe keine Erfahrung mit psychischen Erkrankungen und Depressionen, daher kann ich dir hier keinen Tipp geben.

Ich kann dir sagen, dass ich nach dem Kontaktabbruch zu meinem Vater (den ich übrigens nicht bereue) auch noch viele Jahre ein schlechtes Gewissen hatte. Die Entscheidung ist mir trotz allem, was vorgefallen ist, nicht leicht gefallen und war bis heute eine der schwersten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Es war gut und richtig für mich, den Kontakt abzubrechen und mittlerweile habe ich da auch kein schlechtes Gewissen mehr. Aber es hat lange gedauert, bis ich es verarbeitet habe und hat mich trotzdem auch noch einige Jahre belastet.

Alles Gute 🍀

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Ich habe seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern und zwar BEIDEN! Ist auch besser so und ich vermisse nichts. Sicherlich ist deine Mutter krank und kann wohl auch für vieles nichts, aber Hilfsangebote hat sie bekommen das ist ja wohl Fakt. Und wenn sie dieses Problem schon hat seit du in der Grundschule warst hat sie sich bis heute nicht helfen lassen. Dann finde ich das traurig weil sie ihr kleines Kind damals gnadenlos mit reingezogen hat. Fakt ist also du kannst sie nicht ändern aber dich selbst. Wenn sie sich nicht helfen lassen will, ist das ganz klar IHRE Entscheidung. Aber du musst diese nicht mittragen.

Ela