Noch eine überarbeitete Mutter aus dem Kreativbereich

Ich bin nicht die Frau, die weiter unten schreibt, aber habe ein ähnliches Problem und ihr Beitrag hat mich ermutigt auch mal darüber zu schreiben.

Ich habe Kunstgeschichte studiert, habe während des Studiums geheiratet und unserer erster Sohn wurde geboren. Ich habe mein Studium dennoch mit sehr guten Noten abgeschlossen.
Leider habe ich damit trotzdem nirgendwo eine Anstellung gefunden, habe mich durch zahlreiche unbezahlte Praktika gehangelt und schließlich doch noch einen Arbeitgeber aus dem Kreativbereich gefunden, der mich als relativ Fachfremde quasi für ein Butterbrot angestellt hat.

Mein Mann ist im mittleren Management, verdiente zum Glück ausreichend und wir haben uns für drei weitere Kinder entschieden.

Gleichzeitig entschieden wir uns, unseren Traum von einem Haus wahr werden zu lassen, wofür wir einen Kredit aufgenommen haben.

Der Traum vom Haus entpuppte sich als Albtraum. Wir haben einen Altbau erworben und haben stark unterschätzt, wie viel Geld das Haus noch für Renovierungsarbeiten verschlingen würde. Auch die Heizkosten haben wir vollkommen unterschätzt, denn wir müssen wegen der Kinder mehr heizen als der Vorbesitzer.
Durch den Ukrainekrieg sind die Heizkosten nochmal stark gestiegen.

Durch Kredit, Heizkosten, teure Hobbies der Kinder ist es notwendig, dass wir beide arbeiten. Ich arbeite inzwischen wieder beim gleichen Arbeitgeber, bei dem ich auch schon vor Kind Nummer 2 bis 4 gearbeitet habe. Ich begreife, dass ich ausgebeutet werde. Ich verdiene nur 13 Euro Brutto pro Stunde. Da ich aber keine Ahnung habe, wo ich sonst arbeiten könnte, bleibt es bei diesem Job.

Außer meinem Studienabschluss und verschiedenen Praktika habe ich nur (langjährige) Arbeitserfahrung als Küchenhilfe während des Studiums vorzuweisen, aber in dem Bereich wird man ja auch ausgebeutet. Wegen der Kinder kommt für mich nur ein Job in Frage, bei dem ich zeitlich flexibel sein kann.

Mein Mann hat eigentlich ein gutes Einkommen, das ihm aber trotz Inflation nicht erhöht wurde.

Ein Putzfee ist bei uns finanziell nicht drin. Ich leide darunter, dass es bei uns eigentlich immer chaotisch ist.
Statt To-Dos auslagern zu können, muss ich zunehmend gucken wo ich sparen kann und mache sogar Dinge, die andere Mütter auslagern, selbst. Zum Beispiel schneide ich die Haare der Kinder.

Das Haus ist obwohl wir schon viel investieren eine Katastrophe. Wir haben zu spät erkannt, wie teuer es bei diesem Haus sein wird, alles auf Vordermann zu bringen.

Ich bereue inzwischen einige Entscheidungen zutiefst: Kunstgeschichte studiert zu haben und einen Altbau erworben zu haben.

Ich bin überarbeitet, kann aber keine Aufgaben auslagern, weil uns das Geld fehlt.

Was tun?

Bearbeitet von Missy37
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Du solltest dir dringend einen anderen Job suchen, denn du verdienst ja nur minimal mehr als der Mindestlohn ist.
Ich weiß nicht, was man mit dem Studium der Kunstgeschichte so alles machen kann, aber du kannst ja auch als Quereinsteiger woanders arbeiten.

Also das wäre auf jeden Fall das erste was ich ändern würde.

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Ich würde auch dringend beim Job ansetzen und mich hier beraten lassen. Zum Beispiel auch zum Thema Quereinstieg ins Lehramt. Sicherlich sind deine Voraussetzungen nicht die besten, aber aktuell haben wir einen Arbeitsmarkt, bei dem einiges geht, das vor 10 Jahren undenkbar gewesen wäre. Eine andere Idee - Abschied vom Haus?! Ist das realistisch oder macht ihr damit nur noch mehr Miese? Das wären meine beiden Ideen. Anderer Job, anderer Wohnraum. Vielleicht kommt eines davon in Frage? Ansonsten die Klassiker : Kinder mehr einbeziehen, Saug- und WIschroboter, Trockner (falls nicht eh vorhanden), feste Zeiten / Tage, an denen z.B. aufgeräumt wird...
Alles Gute

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Das Haus könnten wir nur mit Verlust verkaufen. Es ist ein einzeln stehender, schlecht gedämmter Altbau. Durch die drohende Wärmepumpenpflicht haben solchen Häuser stark an Wert verloren.

Zum Glück machen wir keine Miesen. Das würden wir tun, hätten wir unseren gewohnten Lebensstil mit Restaurantbesuchen, Babysitter, Fertiggerichten von Bofrost und so weiter beibehalten. Dadurch das wir unseren Lebensstil angepasst haben, kommen wir finanziell zurecht.

Unser neuer Lebensstil ist jedoch viel zeitaufwändiger und stressiger.

Ich kann ja nicht von den Kinder verlangen, dass sie ihre Hobbys aufgeben, damit ich weiter Essen von Bofrost liefern lassen kann oder die Dienste der Babysitterin in Anspruch nehmen kann.

Bearbeitet von Missy37
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Könnt ihr das Haus so verkaufen, dass ihr wenigstens auf null raus geht? Immerhin sind die Preise in manchen Gegenden ja echt gestiegen.

Ansonsten - schau dich nach einem anderen Job um. Ich arbeite im LEH und selbst ohne Ausbildung verdienst du da mehr als 13€; mit Zuschlägen (und grade am Wochenende findet sich sonst schwer jemand) lohnt es sich :)

Ihr wolltet, ähnlich wie die andere Frau, in meinen Augen einfach Zuviel. Das war vielleicht etwas naiv. Du hast ja nach dem Studium bereits gemerkt, wie der Hase läuft, trotzdem folgte Haus und Kinder 🤷‍♀️

Also jetzt könnt ihr bestenfalls Wohnkosten minimieren und Einkommen steigern!

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Das Haus ist leider ein sehr schlecht gedämmter, einzeln stehender Altbau. Wenn die Wärmepumpenpflicht kommt wie geplant, wird das massive Kosten nach sich ziehen. Deswegen könnten wir es zur Zeit nur unter dem Kaufpreis verkaufen.

Wir haben das Haus schon bevor die Wärmepumpenpflicht im Gespräch war gekauft.

Ist man bei dieser Arbeit zeitlich flexibel?

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Ohne da jetzt böse zu sein, aber warum habt Ihr so ein Haus gekauft? Da ist es doch klar, dass das schnell ein Fass ohne Boden werden kann. Hattet Ihr keinen Gutachter etc bei der Besichtigung dabei?

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Lehramt als Quereinsteiger? Lass Dich doch mal beraten. Mittlerweile gibt es doch quasi in allen Bereichen Fachkräftemangel
Warum haben eure Kinder teure Hobbies, wenn es finanziell so knapp ist? Spielen alle ein Instrument?

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Drei unserer Kinder haben relativ teure Hobbys. Einer unser Söhne spielt ein Instrument, einer spielt Tennis und unsere Tochter reitet.

Bearbeitet von Missy37
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Man muss als Eltern seinen Kindern nicht alles bieten können, wenn ihr solch teure Hobbies finanziert, aber kein entsprechendes Einkommen habt, dann lebt ihr schlicht über eure Verhältnisse.

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In der Pflege bekommt man auch ungelernt mehr als du gerade, ist nur die Frage, was du so alles machen würdest.

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Gibt es Rehakliniken bei Euch in der Nähe? Vielleicht kannst du dich zur Kunsttherapeutin weiter bilden? Die Arbeit würde dann auch in Teilzeit gehen und du hast die Wochenenden frei.

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Liebe Missy,

ich habe gleich zwei Freunde/Bekannte, die Kunstgeschichte studiert haben und sehr erfolgreich damit waren.

Der eine hat einen Quereinstieg als Horterzieher gewagt. Für die notwendige staatliche Anerkennung wurde er von seinem Wohnort gefördert. Wenn ich mich richtig erinnere, war das eine Art berufsbegleitende Fortbildung. Er hat sehr davon geschwärmt, weil feste und familienvereinbare Zeiten (er hatte zu diesem Zeitpunkt ein Kleinkind + Mutter als Vollzeitstudentin).
Der ist mega happy mit seinem Beruf.

Die zweite ist jetzt Grundschullehrerin. Sie hatte eine Förderung von ihrem Bundesland und ich meine, es waren zwei oder drei Jahre mit verkürztem Ref. Sie ist nicht ganz so happy, aber das liegt sowohl an den Arbeitsbedingungen in ihrer Schule als auch darin, dass in ihrem Fall ein Quereinstieg für sie selbst/ihrer Persönlichkeit nicht unbedingt die beste Wahl war. Ein Studium kann nicht immer durch Quereinstiegs-Programme ersetzt werden.

Beide sind zu ihren Stellen über die Akademiker-Beratung der jeweils zuständigen Bundesagentur für Arbeit (nicht Jobcenter) gekommen.
Du hast so viel mehr Erfahrung als "nur" Küchendienst. Studienabschluss, drei Kinder, Altbauhaus zum Wohnhaus umwandeln. Du hast Talente!!!

Mir fällt gerade noch einer mit Kunstgeschichte ein (mein erster Freund hat auch Kunstgeschichte studiert, daher kenne ich so einige). Der arbeitet jetzt in der Erwachsenenbildung. Dürfte gehaltsmäßig aber auch in die Kategorie Ausbeutung fallen seinen Berichten nach.
Die anderen von damals sind in ihrer Kunst geblieben, als Kuratoren, eine als Museumspädagogin.

Vereinbare bitte ein Beratungstermin. Mir fallen gerade so viele Möglichkeiten ein. Es kommt natürlich auch auf den Wohnort an. Und habe keine Bedenken eine geförderte Bildungsmaßnahme anzunehmen - dafür zahlen wir alle Steuern. Dein Mann, du, ich, das ganze Urbia Forum...
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edit nach Lesen der bisherigen Antworten: Ich kenne mich mit den Hobbies eurer Kinder nicht aus. Außer Tennis, das gab es bei unserer ausgabenfeindlichen Mutter auch.
Ey, wenn sich die Frage stellt: Heizen oder weniger Hobbies nachgehen bzw. ersetzen, würden deine Kinder das nicht verstehen?
Ansonsten habt ihr wahrscheinlich schon alles an Sparpotential ausgecheckt, nehme ich mal an.

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Naja sie dürfte aber auch schon wahrscheinlich +10 Jahre her studiert haben und hat nie in dem Bereich gearbeitet

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Es geht nicht um heizen oder Hobbys beides ist zum Glück finanziell drin. Nicht mehr drin ist es dann aber, dass ich To-Dos auslagere.

Ich habe es zum Beispiel als große Entlastung empfunden, dass wir früher bei einem Tag im Tierpark einfach im dortigen Restaurant gegessen haben und ich danach Me-Time hatte.

Jetzt nehmen wie geschmierte Brote mit und ich koche abends zuhause nochmal.

Meine Frage ist also wie man trotz dieser zusätzlichen Aufgaben noch genügend Zeit für sich hat.

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Schwierig anstatt weiter im kreativ Bereich mit schlechtem Lohn zu bleiben würde ich schauen das du als Quereinsteiger irgendwo anders reinkommst . Eine Ausbildung zu machen würde dich dauerhaft auch nach vorne bringen finanziell wäre das erstmal allerdings ein Einschnitt + zudem mit 4 Kindern natürlich in Vollzeit auch hart . Mit dem Haus habt ihr euch scheinbar übernommen . Bei einem Verkauf werdet ihr sicherlich minus machen das Geld was ihr reingesteckt habt werdet ihr so nicht wieder bekommen + wenn noch einiges an Sanierung ansteht verkauft sich ein Haus auch nicht gut . Am besten lasst ihr euch mal beraten und rechnet durch ob es dauerhaft überhaupt tragbar für euch ist . Bevor das Haus allerdings zum Fass ohne Boden wird und ihr euch finanziell noch mehr übernehmt ist mit Verlust verkaufen immer noch die besser Wahl . Ihr müsst gucken wo ihr einsparen könnt da ihr sowieso überlastet seid macht ein Nebenjob auch keinen Sinn . Teure Hobbies für die Kinder gehen nicht das ist schade aber wenn es finanziell so eng ist sitzt das halt nicht mehr drin .

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Ich würde mich bei Aldi bewerben dass erstmal geld in die Kasse kommt und dann sondieren wo der weg hinführen kann

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Grade bei Aldi musst du aber echt auf Zack sein. Die haben recht hohe Ansprüche 😅

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Stimmt. Aber die Bezahlung ist nicht schlecht

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Liebe TE,

ich würde an euer Stelle eine andere Bleibe suchen und das Haus vermieten. Such dir eine Arbeit, wo du dich flexibel um die Kinder kümmern kannst und wo du auch mehr verdienst. Mit deinen Beruf kannst du doch quereinsteigen auf Lehramt.

Darf ich mal fragen, arbeitest du Vollzeit oder Teilzeit?

LG Hinzwife

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Wie soll sie denn ein Haus, welches eine Dauerbaustelle ist vermieten?
Selbst wenn man Mieter findet, die in Eigenleistung weiter bauen und sanieren, ist das nicht zu finanzieren, denn die Materialkosten zahlt sie als Vermieterin auch.Plus die Miete der " neuen Bleibe".