Grenzüberschreitung -Familientreffen

Hallo ihr Lieben,

mir ist leider keine wirklich passende Überschrift eingefallen.

ohne jetzt ganz genau auf die Umstände einzugehen, wie genau es dazu kam, brauche ich wirklich ein bisschen Input von Außen..

Um die Situation kurz einzuschätzen:
Ich habe vor ein paar Jahren eine Situation mit einem Familienmitglied (angeheiratet, nicht verwandt, ähnliches Alter) erlebt, welche ich heute als Form von Gewalt einordne und es auch noch als solche empfinde.
Da die ganze Situation drum herum sowieso schon schwierig war, also auch wie es überhaupt dazu kommen konnte, gibt es aber wirklich (und ich meine wirklich!) keine Möglichkeit, dies irgendwie innerhalb der Familie anzusprechen. Das ist ok, ich hab mich damit abgefunden.

Was mich aber von Zeit zu Zeit immer wieder und mehr belastet ist die Tatsache, dass ich ihn natürlich ständig sehen muss. Auf Familienfeiern zb und da jetzt die Feiertage ins Haus stehen, wird es wieder so sein.
Nein, es gibt wirklich keine Möglichkeit dem aus dem Weg zu gehen, das wäre viel zu auffällig.
Von meinen ambivalenten Gefühlen mal ganz abgesehen (eigentlich hab ich nichts gegen ihn, es gibt auch keine Gelegenheit mehr zur Wiederholung und er gehört eben einfach zur Familie).

Gibt es hier vielleicht auch, ich sage mal "Betroffene" oder Menschen, die ein schwieriges Verhältnis zu Familienmitgliedern haben und diese weiterhin sehen müssen? Wie geht ihr damit um? Gibt es einen Tipp für mich?

Diese Treffen beschäftigen mich Tage vorher und Tage nachher, ich habe Alpträume und Bauch- oder Kopfschmerzen..

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"Nein, es gibt wirklich keine Möglichkeit dem aus dem Weg zu gehen, das wäre viel zu auffällig."
Ich finde es auch schwierig, dir zu etwas zu raten, weil ich die Umstände nicht kenne. Aber bei dem o.g. Satz fiel mir ein, warum du denn unauffällig bleiben musst? Du kannst deine Abneigung dieser Person gegenüber durchaus auch zeigen. Du musst ihn nicht direkt an den Pranger stellen, aber kannst dich durchaus reserviert zeigen.
An deiner Stelle würde ich ihm auch aus dem Weg gehen- niemand muss sich ständig mit jemandem konfrontieren, der ihm Gewalt angetan hat.
Ich finde, die Gedanken, die du dir machst, sollte sich der Täter machen.

Liebe Grüße
Schoko

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Es würde den anderen sicherlich auffallen, wenn ein normales, gutes Verhältnis plötzlich deutlich abkühlt und ich mich sehr raus nehme.. zumal ich kürzlich auch Tante geworden bin und das Baby natürlich auch gern sehen würde :( meine Kinder haben auch ein gutes Verhältnis zu der Person. Vor allem das große Kind liebt ihn sehr.
Daher wäre es wirklich für alle Beteiligten sehr merkwürdig bis nicht nachvollziehbar, wenn ich mich plötzlich so verhalte.

Vielleicht liegt es an mir, dass ich einfach zu ängstlich oder zu passiv bin um da mein Standing durch zu ziehen.
Ich merke aber immer mehr beim Verfassen der Texte, dass ich den Vorfall einfach wirklich noch nicht gut für mich eingeordnet habe. Geschweige denn emotional verarbeitet.

Ich sollte vielleicht wirklich Mal in einem professionellen Rahmen darüber reden.

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Als erstes tut es mir leid, dass du das erleben musstest.

Also ich gehe mal davon aus, dass es um deinen Schwager geht.
Ich kann nachvollziehen, dass du das Familienkonstrukt schützen möchtest. Da du selbst Kinder hast, probiere dir mal vorzustellen, wenn dein erwachsenes Kind dir das so erzählt und fragt, was es tun soll. Würdest du auch sagen, es soll gute Miene dazu machen? Nein? Wieso verlangst du es dann von dir selbst?

Du schreibst, du hast Bauchschmerzen, kannst nicht schlafen, Tage bevor ein Treffen stattfindet und Tage nachdem es war. Also für ein Treffen von vielleicht ein paat Stunden leidest du mehrere Tage. Nur damit er, der in dieser ganzen Sache der Täter ist, nicht schlecht dasteht.

Ich verstehe wirklich, dass du da findest, ich reisse mich für die paar Stunden zusammen. Aber langfristig frisst dich das auf. Ich würde auch sagen, professionelle Unterstützung (Psychologin oder auch Opferschutzgesellschaften). Das heisst ja nicht, dass du das ganze Familienkonstrukt sofort in die Luft jagen musst, aber so kann es ja nicht weitergehen.

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Hallo,

Es etwas schwer, dir etwas zu raten wenn man die Umstände nicht kennt.

ABER: nichts und noch einmal gar nichts sollte dich dauerhaft und über viele Jahre in eine Situation bringen, in welcher du so leidest.

Trotzdem: ich habe sehr gute Erfahrungen mit der Familienberatung der Diakonie gemacht. Als ich mal in einer wie mit schien ausweglosen Familiensituation war, habe ich dort ein paar Sitzungen mit einer Psychologin machen können und es hat mir so gut und schnell geholfen. Das würde ich dir in jedem Fall raten.

Alles Gute!

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Vielen Dank, das mit der Diakonie ist eine gute Idee. Ich merke bei dem Verfassen der Texte immer mehr, dass ich das Geschehene noch nicht richtig sortiert oder emotional eingeordnet habe.
Ich habe es ja generell erst ein oder zwei Jahre später überhaupt als Gewalt realisiert, auch wenn ich mich in der Situation nicht gut gefühlt habe.

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Was mir beim Lesen deines Textes und deiner Kommentare als erstes eingefallen ist:
Es ist irgendwie sehr typisch für unsere Gesellschaft, dass du als "Opfer" diejenige bist, die sich richtig verhalten muss, weil sonst der "Täter" in schlechten Licht dasteht oder etwas auffallen könnte. Ich hoffe, es ist verständlich was ich meine.
Dabei ist dir ja etwas angetan worden, was dich immer noch so sehr beschäftigt, dass du nach Hilfe suchst.

Du sprichst von Gewalt. In welcher Form auch immer. Vielleicht ist der weiße Ring der richtige Ansprechpartner für dich. Ohne, je nach schwere der Gewalt, auch eine Therapie um alles aufzuarbeiten. Der konkrete Vorschlag ist ohne die genau Situation zu kennen natürlich schwer, aber ich verstehe, dass du es möglichst wage halten magst.

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Nein, du musst gar nichts und ich kann nicht nachvollziehen, warum du ein Familienmitglied treffen musst, der dir etwas angetang hat.

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Ich finde es quasi unmöglich, dir hier etwas zu raten.
Alle schreiben selbstverständlich, dass du sehr wohl die Möglichkeit hast, den Kontakt abzubrechen bzw deine Abneigung zu zeigen. Dem stimme ich zu.
Aber dein kryptisches Schreiben ermöglicht hier keinen wahrhaftigen Rat - auch in Bezug auf dein Kind.

Von der Art des Vorfalls würde ich jedenfalls abhängig machen, ob mein Kind weiterhin Kontakt haben kann/sollte.

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Ja, da hast du wohl Recht. Weil das wirklich unschön ist und ich mich auch sehr schäme deswegen, habe ich es bisher nicht genauer beschrieben.

Wir hatten vor Jahren eine Affäre, ich weiß nicht genau wie oft wir uns gesehen haben. Kann man an zwei Händen abzählen. Wir waren sehr jung, ich war single, was alles keine Entschuldigung ist. Aber als Hintergrundinfo.
Jedenfalls wollte ich es beenden und er wollte unbedingt zu mir um es persönlich zu hören. Als ich ihm sagte, für mich ist das beendet, wollte er mich überreden. Ich bat ihn dann zu gehen, in dem Zuge fasste er mich an und noch andere Sachen, die ich jetzt aber nicht weiter beschreiben will. Er hat mich nicht geschlagen oder so, aber ich habe ihn schon mehrfach "gebeten" aufzuhören und das tat er aber nicht.

Als er gegangen war, habe ich noch Mal deutlich geschrieben dass es vorbei ist und ihn seitdem auch nicht mehr rein gelassen bzw ihn überall gelöscht/geblockt. Ich ging lange davon aus, das wäre nichts, weil er mich ja eben nicht geschlagen hat o.ä.

Und das ist auch der Grund weshalb ich das absolut nicht ansprechen kann, das würde die ganze Familie zerstören und ich denke das weiß er auch.

Ich habe das auch irgendwie als eine Art Strafe für mein Fehlverhalten verbucht, aber es wird einfach nicht besser, sondern eher schlimmer.

Die Kinder sind nie alleine mit ihm.

Ich wollte auch kein allzu großes Fass aufmachen, aber es stehen schon wieder zwei Treffen an und ich wollte das einfach Mal irgendwo los werden. 😓

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War dein Schwager zu dem Zeitpunkt der Affäre schon mit deiner Schwester zusammen ?

Ich verstehe dein Dilemma, selbst wenn sie da noch nicht zusammen gewesen wären würde ich es glaub auch nicht offen ln der Familie ansprechen 🙈

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Deinem Mann solltest du das schon anvertrauen/erzählen können. So wie uns hier.. Manchmal verdrängt man Dinge und begreift sie halt erst später, ist menschlich. Aber GAR nichts zu tun finde ich nicht gut. Was würdest du deinem Kind raten, wenn ihm das passiert wäre und es erst 3 Jahre später sich dir öffnen würde? Also, mach das gleiche..

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Die Frage ist was war der Auslöser und war das eine Ausnahmesituation oder bleibt die Angst vor einer Wiederholung dir oder anderen (deinen Kinder) gegenüber?

Wenn du ihm jetzt wieder positiv gegenüber treten kannst dann würde ich versuchen die Sache abzuschließen. Oder es bleibt nur der Weg dich zu distanzieren oder die Situation zu überspielen.

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Schau Mal weiter oben, da habe ich es beschrieben wie es dazu kam.

Ich glaube irgendwie, überspielen ist meine einzige Möglichkeit ohne alles zu torpedieren :/
Und nein, dass es den Kindern gegenüber vorkommt bezweifle ich stark.

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Die Informationen sind natürlich etwas dürftig für Ratschläge.

Treffen mit ihm beschäftigen dich Tage vorher und Tage nachher mit Alpträumen, Bauchschmerzen und Kopfschmerzen.

Hast du mit dem Täter schon einmal geredet und ihm erklärt, dass du seine Anwesenheit nicht verkraftest? Er ist nur ein angeheirateter Teil der Familie und könnte sich zumindest auf Familienfeierlichkeiten dir zuliebe rar machen.

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Ich finde dich komisch.
Du sagst also, du hast nichts gegen die Person, die dir Gewalt angetan hat? Ernsthaft nicht? Meinst du das echt?

In dem Fall würde ich die ein paar Stunden beim Psychologen vorschlagen um das Erlebte erstmal zu verarbeiten.

Menschen, die mir in meiner Kindheit Gewalt angetan haben, hasse ich. Die will ich nicht treffen. Auf gar keinen Fall. Mein Leben wurde dadurch komplett anders. Ich habe ewig gebraucht, ehe ich das mit mir ausmachen konnte und damit klarkam. Aber vergeben und vergessen ist das nicht. Und treffen oder gar mit denjenigen reden will ich auf gar keinen Fall.

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Du kannst aber nicht von dir auf alle anderen schließen.

Bestes Beispiel sind all die Kinder, denen in der Kindheit von den Eltern Gewalt angetan wurde und die ihre Eltern als erwachsene trotzdem lieben.

Man kann auch vergeben,

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"Man kann auch vergeben".

Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Frau, die ich vor langer Zeit in einem Beratungssetting kennenlernen durfte. Sie wurde als Kind von ihrem Stiefvater missbraucht und hatte zu der Zeit gerade ihren Frieden damit gefunden.
Jede Faser meines Körpers schrie auf, verfluchte die Mutter (die damals nichts verhinderte und noch immer mit dem Kerl liiert war, obwohl sie mittlerweile von den Taten wusste) und fragte sich, wie zur Hölle sie sich das antun kann zu beiden zu Kaffee und Kuchen zu gehen.
Aber: auch wenn sie ihn nicht anzeigte, ihn nicht (mehr) wütend beschimpfte, war sie kein Opfer mehr. Sie war wieder Herrin über ihr eigenes Leben und ich bin noch immer beeindruckt von ihrer Stärke. Ich hoffe sehr, dass sie diese nicht wieder verloren hat.

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