Kleine Kinder und das Thema Tod

Ihr lieben,

wie habt ihr euren 3-4 Jährigen erklärt wenn zB Oma oder Opa sterben?

Muss bzw sollte man sich dann zusammennehmen oder darf man dann auch weinen vorm Kind?

Habt ihr etwas zur Erinnerung besorgt oder gebastelt?

LG

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Der Tod gehört zum Leben.
Wir gehen offen und ehrlich mit dem Thema um. Der Tote ist bei uns nicht im Himmel, sondern einfach tot. Er schläft auch nicht für immer.
Ich finde solche Aussagen gegenüber Kindern bedenklich. Ich weiß bei diesem Thema scheiden sich die Geister.

Eine kleine Grabbeigabe finde ich nett und lieb,wenn das Kind es selbst möchte. Zwingend notwendig ist es nicht.

Dein Kind darf deine Trauer auch sehen.
Tränen gehören dazu. Klar reißt man sich zusammen, aber manchmal klappt das nicht. Das ist für mich authentisch,denn Kinder spüren es, wenn etwas nicht stimmt.

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Oh ja ein sehr sehr wichtiger Punkt, den ich irgendwie total aus dem Gedächtnis verloren hatte!
Eine Person sagte leider damals zu unserem Sohn „deine Oma ist für immer eingeschlafen“, das war für ihn ganz schrecklich! Ich korrigierte es direkt und die Person entschuldigte sich bei ihm für diese Wortwahl & sagte das sei eine Redewendung, aber danach hatte er über Wochen Schwierigkeiten einzuschlafen. Er sagte nie „ich will nicht schlafen weil ich dann sterbe“, aber es fing an genau diesem Abend an und ging über eine sehr lange Zeit dass er Ängste vor dem Einschlafen hatte. Eine schreckliche Redewendung für Kinder!

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Bei der Formulierung "eingeschlafen" bin ich ganz bei dir! Für Erwachsene beschönigend, für Kinder super beängstigend.

Gleiches gilt für "ist von uns gegangen", da Kinder das auch so deuten können, dass weggehen = sterben ist.

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Wir haben erklärt, dass Opa eine schlimme Krankheit gehabt hat und nicht mehr gesund geworden ist und deshalb gestorben ist.
Ich hatte keine Nervenzusammenbrüche vor meiner damals 3-Jährigen, aber sie hat natürlich gespürt, dass alle sehr traurig sind und mich getröstet.
Bei der Beerdigung war sie nicht mit dabei. Da wollte ich trauern dürfen ohne mich so stark zusammen reißen zu müssen.
Ich war aber mit ihr am Grab und sie hat etwas für den Opa niedergelegt.

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Es gibt schöne Bücher, die das Thema aufgreifen, z. B. Leb wohl, lieber Dachs.

Ich fand das sehr hilfreich.

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Die Oma meines damals Dreijährigen verstarb Anfang des Jahres. Ich erklärte ihm bereits als sie ins Krankenhaus kam, dass Oma sehr krank ist und wir nicht wissen, ob sie wieder gesund wird. Ihr Körper sei sehr krank und vieles im Körper kaputt und man könne ja leider nicht alles, was kaputt ist, reparieren.
Er fragte direkt nach, was kaputt sei und warum und ich erklärte es ihm so ausführlich wie er es in der jeweiligen Situation aufmerksam verfolgte. Er konnte dann erklären „Meine Oma trinkt zu viel Alkohol und das hat ihre Leber vergiftet und jetzt ist ihr Gehirn vergiftet und vielleicht muss sie deswegen versterben.“ das war für ihn logisch und nachvollziehbar. Ich sprach dann nur noch mit ihm darüber wenn er von sich aus das Gespräch suchte oder wenn Dinge zu erledigen waren (Anrufe beim Arzt etc). Er erzählte es oft ganz plötzlich wildfremden Personen im Supermarkt, zum Glück reagierten alle sehr sensibel. Den Kindergarten informierte ich auch, da unser Sohn als es dem Ende zuging, wieder Windeln verlangte und zu plötzlichem Weinen neigte.
Der Anruf dass Oma nun tot ist, kam in seinem Beisein. Er reagierte sehr gefasst, wollte in Ruhe weiter essen. Ich sagte ihm dass er das gerne machen kann, dass Papa und ich aber gerade sehr traurig sind und uns lieber umarmen und ein bisschen weinen wollen. Er wollte uns dann trösten, war selber aber sehr gefasst und rational. Ich erklärte ihm dass Omas Körper nun tot ist und nie mehr wieder zurück kommen wird, aber dass manche Menschen glauben dass ein Teil vom Verstorbenen im Himmel weiter lebt. Aber dass wir das nicht sicher wissen und er glauben darf, was er mag. Ihm kam das suspekt vor, er konnte mit dieser Version nichts anfangen.
Zur Beerdigung nahm ich ihn nicht mit, da die Frage was mit dem Körper passiert, für ihn nie aufkam. Zur anschließenden Trauerfeier ging er dann mit. Wir boten ihm an, Omas Grab am Tag danach anzuschauen und ihr von ihm selbst gepflückte Blumen hin zu legen. Das wollte er auch tun, war dabei aber stets sehr gefasst und zeigte wenig Emotionen. Ich sagte ihm immer dass das völlig okay sei. Er dürfe traurig, wütend etc sein, es sei aber genau so okay wenn er es nicht ist.
Anfangs fiel es ihm schwer, das Haus der Großeltern zu betreten, aber dies legte sich relativ zügig. Heute schaut er sich manchmal Fotos von Oma an, sagt aber er vermisst sie nicht und er sei froh dass Oma tot ist weil er nicht will dass sie so lange krank sein muss.

Ich habe mir sehr viele Gedanken darüber gemacht, im Endeffekt war es am besten, ehrlich und authentisch zu sein. Zu weinen, wütend zu sein, zu lachen und auch ihm all diese Gefühle zuzugestehen.


Ich wünsche euch von Herzen alles Gute

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Ein Kind sollte begreifen, dass die Oma tot ist. Begreifen meine ich im wahrsten Sinne des Wortes: anfassen, sehen. Wenn das Kind die Oma bei der Aufbewahrung noch sehen, anfassen kann, dann sieht es, was tot bedeutet. Oma hat einen gleichbleibenden Gesichtsausdruck und ist kalt.
Bei der Beerdigung sieht das Kind, dass der Sarg in die Erde gelassen wird. Das Kind könnte sich sonst etwas anderes darunter vorstellen: Monster etc

Bitte sage dem Kind nur etwas, was du weißt. Die Oma ist tot. Bitte niemals:"Sie ist eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht" Sie ist verstorben.
Auf die Frage, wo die Oma jetzt ist, sage dem Kind, dass du es nicht wüsstest, da noch kein Toter wieder gekommen ist und davon berichten kann.

Die Trauer von Kindern sieht häufig so aus, als ob sie in Pfützen springen. In einem Moment trauern sie, im anderen Moment lachen sie.

Kinder haben feine Antennen. Du darfst traurig sein und weinen-das ist authentisch. Sonst lernen deine Kinder, dass man nicht traurig sein darf. Und wenn die Kinder wieder lachen, dann muss man trotz aller Traurigkeit auch Mal mitlachen. Auch das darf man. Verstell dich nicht.

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Hallo.
An sich finde ich den Ansatz gut. Ich finde aber das jeder sagen kann was er glaubt mit dem zusatz es nicht zu wissen. Meine Mama hat mir damals als Kind erzählt, dass Oma im Himmel nun ein Engel ist, der auf mich aufpasst und mit dem ich reden kann. Ich fand das sehr schön und würde meinem Kind tatsächlich sagen, das ich daran glaube. Aber es nicht weiß.

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Ja, so kann man es auch sagen. Aber mit dem Zusatz. Man könnte das Kind fragen, was es sich vorstellt, wo die Oma ist.

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Ich finde man muss sich nicht zusammennehmen oder sich die Tränen verkneifen. Der Tod gehört zum Leben dazu. Ich bin mit dem Thema so umgegangen als wäre es das normalste der Welt, was es ja auch ist.

Meine Tochter hat sich zwischen 2,5-3 sehr für das Thema interessiert und mich viel dazu gefragt. Wie haben in dieser zeit auch einen Angehörigen verloren.

Ich hab ihr erklärt, Menschen sterben wenn sie sehr alt oder krank sind oder sich sehr weh tun. Das man dann in den Himmel geht und von dort herunterschaut. Das man auf den Friedhof geht um dort an die Verstorbenen zu denken und ihnen Blumen zu bringen.
Und das die Zurückgebliebenden traurig sind und weinen müssen, weil sie den Verstorbenen nicht mehr richtig sehen können.
Das hat ihr als Erklärung gereicht. Bisher war sie auf 2 Begräbnissen mit dabei.

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Im engeren Kreis war es bei uns "nur" der Hund, der unerwartet beim Tierarzt gestorben ist. Wir sind gemeinsam mit den Kindern dahin, wir haben auch vor und mit ihnen geweint und alle zusammen Abschied genommen, nochmal gestreichelt etc.

Wir haben erklärt, dass unser Hund ganz schlimm krank war und deswegen auch der Tierarzt nicht mehr helfen konnte, aber dass ihm jetzt, wo er tot ist, auch nichts mehr weh tut, und dass wir traurig sind, dass er nun tot ist, aber wir gerne an die gemeinsame Zeit zurück denken.

Und ansonsten gibt es sehr gute Kinderbücher zu dem Thema, wenn man selbst nicht so gut die richtigen Worte findet.

LG

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Hallo,

natürlich darf und sollte man auch vor seinem Kind weinen, egal wie alt es ist. Man ist doch ein Mensch und zu trauern ist etwas ganz Natürliches. Wir wollen doch auch, dass unsere Kinder Gefühle zeigen und darüber sprechen. Das müssen wir auch vorleben.

Als meine Oma gestorben ist, habe ich das meinem Großen in einfachen Worten erklärt. Der Kleine war damals noch zu jung. Eventuell musst du es immer wieder erklären, weil so kleine Kinder noch nicht so schnell erfassen, dass die Person unwiederbringlich fort ist. Du solltest ehrliche Worte finden. Auf keinen Fall solltest du deinem Kind sagen, dass Oma / Opa "eingeschlafen" ist. Das weckt nur unnötig Ängste. Wenn ihr gläubig seid, kannst du auch sagen, dass du glaubst, dass es Oma / Opa nun besser geht, weil der Körper keinen Schmerz mehr spüren kann, die Seele aber im Himmel ist und über euch wacht.

Es gibt schöne Bücher zum Thema. Vielleicht hilft euch ein Erinnerungsbuch? Je nachdem wie eng das Verhältnis war, würde ich eine kleine Schatzkiste schenken, in der ihr Erinnerungsstücke sammeln könnt. Das ist auch für euch Erwachsene hilfreich.

LG

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Ich finde, wenn man einen Weg für sich gefunden hat, wie man selbst mit dem Tod umgeht und der gut funktioniert (also keine depressiven Phasen etc), kann man sein Kind einfach mitnehmen, miterleben lassen und viel mit Worten beschreiben, dass es versteht, was vor sich geht.

Der eine muss den Tod begreifen.
Der andere verdrängt ihn ein Stück.
Einer glaubt an das ewige Leben.
Und wieder jemand an die Wiedergeburt.

Wenn es klappt, zeig deinem Kind, wie man mit dem Tod umgehen kann...

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"Ich finde, wenn man einen Weg für sich gefunden hat, wie man selbst mit dem Tod umgeht und der gut funktioniert (also keine depressiven Phasen etc), kann man sein Kind einfach mitnehmen, miterleben lassen und viel mit Worten beschreiben, dass es versteht, was vor sich geht."

Man weiß doch vorher gar nicht, ob man einen gut funktionierenden Weg gefunden hat. Selbst wenn es nicht der erste Trauerfall in der Familie ist, reagiert man doch bei jedem etwas anders. Bis man wirklich herausgefunden hat, wie sehr einen die Situation belastet, ist es nicht mehr möglich, das Kind mitzunehmen. Da ist der Verstorbene schon sehr, sehr lange begraben.