Vater krank, Job/ Familie- Ich habe angst gekündigt zu werden

Hallo liebe Community,

meine Situation sieht im Moment schlecht aus. Ich habe einen tollen Job, mir macht die Arbeit Spaß und es ist eine ganz tolle Stelle.

Gesundheitlich geht es meinem Vater sehr schlecht. Ich muss oft Zuhause (1std Fahrt) unterstützen. Ihn zum Arzt bringen etc. Durch den Gesundheitszustand meines Vaters bleibt sehr viel auf der Strecke liegen um das ich mich kümmern muss weil meine Eltern kein deutsch können.

Er hat Herzprobleme, Diabetes, die Schilddrüse macht Probleme, er wurde vor einem Monat am Bein operiert und kann seitdem nicht gut laufen. Öfters hat er mal Schübe wo er komplett aufgewühlt und verwirrt ist und dann gibt es mal Schübe wo er in sich gekehrt ist und nicht ansprechbar ist.
Wenn er Schübe hat verletzt er sich er ist letzte Woche gestürzt und hat sich die Rippen gebrochen (Notaufnahme 6 Std).
Ich habe noch einen hörgeschädigten jüngeren Bruder der auf ein Internat geht, durch den Ausfall meines Vaters muss ich mich auch dort um alles kümmern (abholen, zu Termine fahren etc.)

Ich bin 25 Jahre alt, arbeite Vollzeit und lebe mit meinem Partner zusammen. Freizeit habe ich leider kaum…

Ich bin in einem tief habe einfach das Gefühl es geht alles bergab. Meine eigene Psyche und Gesundheit leiden irgendwo darunter aber ich kann nicht einfach nicht helfen. Ich muss funktionieren und da sein.

Mein Chef ist ein ganz toller Mensch und unterstützt mich dabei bzw. ich habe auch die Möglichkeit auch mal im Ausnahmefall/Notfall von meinem Elternhaus zu arbeiten. Das ist jetzt aber leider viel zu oft der Fall gewesen und ich verstehe auch das Sie mich bei der Arbeit im Büro brauchen und sich auch sorgen machen das ich auf der Arbeit von der Strecke komme. Mein Urlaub war schon vor der Jahreshälfte fast weg weil ich so viele Termine von Ihm und meiner Familie einhalten musste (fahren, etc.).

Ich bin mit dieser Aufgabe leider komplett alleine. Pflegestufe bekommt mein Vater in Rücksprache mit seinem Hausarzt nicht da er immer nur Phasenweise diese Probleme hat.

Die Situation ist seit Anfang des Jahres so.
Ich weiß nicht was ich noch machen soll abgesehen von der Tatsache das es meinem Vater immer schlechter geht macht mich die Angst das ich diesen tollen Job verliere auch noch zu schaffen.
Ich rede mit meinen Chef immer offen und ehrlich habe auch wirklich das Gefühl das er helfen möchte aber klar jeder hat sein Päckchen zu tragen und Angestellte sind halt ersetzbar….

Was würdet Ihr tun? Ist jemand in einer ähnlichen Situation? Gibt es noch andere Möglichkeiten? Kann ich noch irgendwo doch noch Hilfe beantragen?

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"Pflegestufe bekommt mein Vater in Rücksprache mit seinem Hausarzt nicht da er immer nur Phasenweise diese Probleme hat"

Das entscheidet ja glücklicherweise nicht der Hausarzt sondern der MDK, also der medizinische Dienst und den würde ich als allererstes Mal zeitnah bestellen zur Begutachtung deines Vaters. Da hat der Hausarzt ja nichts mit zu tun.
Ich halte es nicht für abwegig, dass er einen Pflegegrad bekommt.
Das wäre dann die Basis um für ihn überhaupt Pflege in irgendeiner Form zu beantragen.
Dann zu den "Schüben": seid ihr da in der Diagnostik? Ich denke, das wäre äußerst wichtig, ehrlich gesagt. Es muss ja einen Grund haben, dass er sich so verhält.
Ansonsten ist es für dich natürlich schwierig jetzt, das kann ich absolut verstehen.
Gäbe es denn die Möglichkeit, dass du vorerst Stunden reduzierst um deine Familie besser unterstützen zu können?

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Gibt es eine Diagnostik bezüglich Demenz? Weil du sagst, es ist schubweise? Das würde ich auch noch abklären.
Desweiteren hat er ja auch noch leider andere Grunderkrankungen, die so alle zusammen kommen, der Hausarzt hat deshalb erst mal so pauschal nicht Recht!

Wende dich bitte selber an das MDK oder wenn er das nächste mal im Krankenhaus sein sollte, ans Sozialdienst, die helfen auch super!

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Hallo du Liebe.

Meine Mutter ist demenzkrank. Ich habe, trotz Berufstätigkeit und Kindern, meinen Vater 2 Jahre bei der Pflege zuhause unterstützt. Ich übe auch die gesetzliche Betreuung aus.
Mittlerweile ist sie im Pflegeheim.

Ich wusste anfangs auch nicht, wo ich überhaupt Unterstützung bekommen kann. Wie oben schon beschrieben wurde, über den Pflegegrad entscheidet NICHT der Hausarzt.
Vorab: lass dir, sofern möglich, von deinem Vater eine Vorsorgevollmacht unterschreiben. Vordrucke dazu gibt es im Internet. Damit stellst du sicher, dass du die Entscheidungsbefugnis hast, wenn er irgendwann geistig nicht mehr in der Lage dazu ist.
Dann bestellst du den MDK zur Begutachtung. Leider weiß ich nicht genau, wir das bei gesetzlichen Kassen vonstatten geht, meine Mutter ist privat versichert. Ich habe bei ihrer Pflegekasse die Anerkennung eines Pflegrads beantragt, daraufhin kam ein Gutachter ins Haus und wenige Wochen später hatten wir den Bescheid.
Damit kannst du dann einen mobilen Pflegedienst beauftragen. Je nachdem, wie ausgelastet die sind, können die Pflegekräfte auch Begleitung zu Arztterminen usw. übernehmen. Und immerhin könntest du sicher sein, dass ein o. zwei Mal am Tag jemand kommt, der je nach Unterstützungsbedarf deines Vaters bei der täglichen Hygiene, anziehen, Blutdruck messen oder Tabletteneinnahme hilft.

Du solltest auch dringend wegen der Schübe eine Überweisung zum Neurologen/Psychiater einfordern. Dort wurde die letztendliche Diagnose (Alzheimer-Demenz) dann gestellt. Das hatte ich zusammen mit dem Antrag der Pflegekasse vorgelegt.

Dann kannst du noch schauen, ob es einen sozial-psychiatrischen Dienst im Landkreis deiner Eltern gibt. Aus meiner Sicht, wenn die Eltetn kaum Deutsch sprechen, bräuchten sie einen Alltagshelfer.
Alternativ würde ich mich eventuell an Caritas/Diakonie wenden. Die haben meist auch Beratungsprogramme für solche Fälle.
Und es gibt Selbsthilfegruppen für Angehörige Demenzerkrankter. Da gibt es bestimmt auch noch den ein oder anderen Tip.

Natürlich könntest du zu Pflegezwecken Stunden reduzieren, aber mensch, du bist 25! Du bist mit dem Aufbau deines eigenen Lebens beschäftigt. Das heißt nicht, dass du gar nicht (mehr) unterstützen sollst, aber du darfst auch an dich denken! Leite die erforderlichen Schritte ein, damit deine Eltern Unterstützung bekommen, aber gib nicht dich und dein Leben auf. Deine Angehörigen machen es sich da auch sehr bequem, insbesondere deine Mutter. Wo ist denn ihr Beitrag für Mann und Sohn?

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Auf jeden Fall beraten lassen.

VdK
Beratungsstellen zu Pflegegeld, Rentenkasse und und und.
Wenn der Hausarzt sich querstellt, dann alle anderen Fachärzte einbeziehen.

Operation im Krankenhaus?
Direkt die Sozialberatung dazu holen! Das muss meistens der Patient selbst machen (ohne die Info zu erhalten, dass es eine Sozialberatung überhaupt gibt).

Im Krankenhaus darauf bestehen, dass diese in euren Fall verwickelt wird. Dann können diese aktiv werden. Z.B. Antrag für Pflegestufe stellen und dort nachhaken, da eine Entlassung nach Hause sonst nicht möglich ist. Zuerst muss noch xy , Pflegedienst und sonstiges organisiert werden. Deswegen wird die Pflegestufe benötigt.

Bruder:
VdK
Rehakids
Schule mit einbeziehen
auch diese soll dir Beratungsstellen etc. nennen

in beiden Fällen:
Nachbarschaftshilfe, in der Gemeinde fragen
Caritas und co. haben oft Tipps, was es regional so gibt
manchmal können auch Pflegeheime Tipps geben, wohin man sich wenden kann

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Pflegegrad bei der Krankenkasse beantragen, dann kommt der Medizinische Dienst und stuft ihn ein. Für den Termin alle Arztbriefe und Befunde vorlegen.
Dann fließt schonmal ein bißchen Geld und evtl kann er die eine oder andere Fahrt mit dem Taxi machen, zumindest in die Praxen, wo er bekannt ist. Hat dein Bruder einen Pflegegrad ? Wenn nicht, auch da beantragen.
Für beide könntest du bei Reduzierung deiner Stelle Rentenpunkte beantragen. Dafür dürftest du 30h in der Woche arbeiten.
Man kann auch beim Arbeitgeber Urlaub für die Pflege beantragen.

Es gibt auch ehrenamtliche Unternehmen, die unterstützen können, da müsstest du dich am Wohnort deiner Eltern mal informieren.

Vielleicht haben deine Eltern noch Freunde oder Bekannte die man mit einspannen könnte.

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Ich weiß ich klinge jetzt Hartherzig, aber ich habe als Kind/Teenager mita angesehen wie meine Oma von meiner arbeitenden Muftter bei uns im Haus bis tum Tod gepflegt wurde. Seitdem bin ich pragmatisch, emotionen sind da kein guter Berater.

Kümmere dich ruhig um den Papierkram, aber riskieren weder deinen Job noch deine psychische Gesundheit! So hart das klingt, das dankt einem selten jemand. Wie sieht es mit deinem Partner aus, klingt nicht so als hättet ihr eine schöne Paarzeit. Denke auch an dich!

Neben Infos zum Pflegegrad und co bei den bekanntem vereinen und Krankenkasse. Informiere dich über externe Hilfen und initiativen, was deinen Bruder und deinen Vater angeht. Ist dass geklärt siehe zu dass du 2 bis maximal 3 Tage geplant nach der Arbeit helfen kommst, aber du brauchst auxh Frei, Feierabend, Ausgleich und Durchatmen. Sonst hältst du das nicht länger aus.

Meine Mutter war in der Pflege in einem Loch, das war fürchterlich.

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Hallo,

im Internet/ bei der Krankenkasse findest du Anträge auf Pflegegrad. Den füllst du aus und schickst ihn an die Krankenkasse. Der MDK meldet sich bei dir und es wird ein Vorort- Termin bei deinem Vater vereinbart, wo er bzw. sein Zustand begutachtet.

So, wie du deinen Vater beschreibst, Doors er mindestens Grad 2 wenn nicht sogar Grad 3 bekommen.

Sind die Arztbesuche deines Vaters geplant?
Musst du bei diesen Arztbesuchen dringend anwesend sein? Bei geplanten Terminen würde ich einen Krankentransport bestellen, der deinen Vater hin- und auch nach Hause fährt. Zur Sprechstunde an sich kannst du dich per Telefon zuschalten lassen. Ich bin Krankenschwester und in Zeiten von Corona und Besuchsverboten im Krankenhaus, hat die Kommunikation häufig nur so funktioniert. Wir rufen die Angehörigen an, sie übersetzen dem Patienten und umgekehrt.

War dein Vater mal bei einen Psychiater oder Neurologen? Vielleicht ist dein Vater manisch-depressiv oder hat eine beginnende Demenz?

Überlege bitte, ob es für deinen Vater eine Option wäre, einen Pflegedienst in Anspruch zu nehmen. Vielleicht findet ihr einen, wo Mitarbeiter die Sprache deiner Eltern sprechen.

Alles Gute,
ez

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Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten.

Ich habe mich so weit es ging viel informiert.
Stecke leider in eine Art Teufelskreis weil mir einfach Zeit fehlt. Zeit um mich um meine Familie zu kümmern und Zeit zu finden mich zu informieren, den Papierkram zu machen usw.
Ich stecke in einer großen Zwickmühle.

Da es mich so sehr belastet bin ich selbst nun in Therapie. (Diese nehme ich mir während der Arbeitszeit) Chef unterstützt mich wie gesagt sehr und dafür bin ich sehr dankbar.

Ich hoffe das ich dort zu neuen Erkenntnissen kommen werde und evtl. auch mal loslassen kann …

Freundliche Grüße
Thania