2. Kind und die Bindung zum 1. Kind

Hallo ihr! In gewisser Weise ist es ein Silopo, doch es muss raus. Ich habe nicht das Gefühl, dass andere es nachvollziehen können.
Unser 2. Kind ist ein Wunschkind und gerade ein paar Tage alt. Der Große ist drei Jahre alt. Er freut sich über seine Schwester, streichelt sie etc. Die Tsge im KH waren nicht leicht. Er hat mich vermisst. Wegen Corona kein Besuch möglich. Auch ich habe ihn sehr vermisst. Er ist nun etwas weinerlicher, möchte auch einen Schnuller, nichts Überraschendes. Manchmal sehen wir uns an und ich habe das Gefühl einen Teil von ihm verloren zu haben. So als würde etwas zwischen uns stehen. Drei Jahre waren wir jeden Tag zusammen (nach der Kita/Arbeit) und jetzt ist das Baby da. Ich kann es schlecht beschreiben, aber es fühlt sich an, als hätte ich damit unsere Bindung zerstört. Es tut weh und ich fühle mich furchtbar. Noch dazu hatte ich einen Kaiserschnitt, kann also nicht alles mit ihm machen.
Ach, ich weiß auch nicht. Es fühlt sich schlecht an..
Ich vermisse meinen Großen und unsere enge Bindung.
Danke fürs Lesen. Liebe Grüße!

1

Hallo.
Vielleicht hilft dir auch einfach nur die Blanke Erkenntnis, dass noch wochenlang an vielen Gedanken einfach die Hormone und die Umstellung schuld sein werden.
Mache dir das immer wieder klar. -- Werde nicht tiefenpsychologisch und betrachte alles mit Abstand und Wissen, was Hormone so mit einem anstellen können und auch tun!

du musst dich und Deine Gefühle nicht aufteilen. - Liebe ist umbegrenzt für alle da, --- nur die konzentrierte 100%-Aufmerksamkeit teilt sich eben und bei euch muss sich einfach ein ganz neuer Alltag einstellen. ---
Das ist eine ganze Person mehr - -und du bist noch nicht fit. -- natürlich kommst Du nicht nach Hause und alles ist wie vorher.
Wenn du für dich akzeptierst, dass "neu" nicht schlechter ist. und dass früher nicht "besser" war, sondern einfach nur "anders", dann erdet dich das schon...

ich bin einen Schritt weiter: die Kinder werden im Teenie-Alter selbständiger und ich suche mich und meinen neuen Platz und meine neue Lebensausfüllende Aufgabe (abseits vom Job, sondern im privaten Miteinander).

So ist das beim ersten Kind, beim zweiten und beim Loslassen wieder. --- es ist einfadch immer nur "neu"/"anders" -- nicht besser oder schlechter.

schiebs auf die Hormone. - damit liegst du in 95% der Fälle die kommenden Wochen richtig.

2

Ich kann dich beruhigen. Diese Gefühle sind normal und ich hatte sie bei Kind 2 auch und aktuell bei Kind 3 (ist erst wenige Wochen alt) geht es mir genauso. Nur weiß ich, dass es besser wird 😊.
Bzw. wieder fast so wie vorher. Es gibt halt nicht mehr das eingeschworene Mama/Kind/Papa Team, sondern es wird einfach um eine Geschwister Komponente ergänzt. Dein großes Kind hat bald noch jemanden zum Spielen, Streiten, Spaß haben und Mama/Papa ärgern.
Ich habe mal den Spruch gelesen: "jede Familie ist wie ein Mobile. Kommt ein neuer Anhänger dazu, dann muss es sich erstmal wieder neu einpendeln".
Und genauso ist es.
Alles Gute Dir und versuche diesen Gefühlen nicht zu viel Raum zu geben.

3

Meiner Erfahrung nach muss man in die Rolle der Zweifachmama reinwachsen, so wie es auch beim ersten Kind mit Sicherheit gedauert hat bis ihr als Familie
angekommen seid. Du bist jetzt mit Themen konfrontiert, die vorher völlig unbekannt waren: die Zeit und Aufmerksamkeit muss aufgeteilt werden, da ist plötzlich jemand, den du genauso liebst wie deinen Großen, dein Großer erscheint dir vllt über Nacht um Jahre älter im Vergleich zu deinem Neugeborenen. Diese Eindrücke und Gefühle muss man erstmal sortieren, einordnen und verdauen, aber du wirst sehen alles wird sich zurechtruckeln und bestimmt wunderbar werden. Das Geschwisterkind wird deinem Großen und eurer Bindung nicht schaden, sofern du nach wie vor in eure Bindung investierst und auch ihn mit seinen Bedürfnissen siehst. Im besten und wahrscheinlichen Fall hat er durch sein Geschwisterkind nichts verloren, sondern einen ganz tollen Menschen dazu gewonnen :)

4

Mach dir keine Sorgen- das ist wohl normal. Bei mir war es ganz genauso. Ich hatte schon immer in der Ss große Angst, dass ich nicht beide gleich lieben kann. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich nochmal jemanden so lieben kann wie meine Große. Nach der Geburt hatte ich dann auch das Gefühl, dass ich dieses so perfekte Zweierteam zerstört habe. Einige Wochen später kam dann ein schlechtes Gewissen der Kleinen gegenüber wegen genau diesem wieder hergestellten engen Bindung und heute (die Kleine ist 9 Monate) sind wir ein perfektes Dreierteam und ich liebe beide Mäuse gleich unendlich. Die Große hat der Kleinen vorhin immer wieder vorgemacht wie man krabbelt, im Geschwisterwagen halten sie Händchen...Es ist einfach so wunderschön auch die Bindung zwischen den beiden wachsen zu sehen. Du warst sicher mit deinem Großen auch nicht nach 3 Tagen so ein eingespieltes Team. Hör auf dir Druck und Gedanken zu machen. Es ist normal und es muss nicht nach 3 Tagen, 3 Wochen oder auch 3 Monaten perfekt sein Aber es wird in einigen Monaten eingespielt sein und du wirst es dir nicht mehr anders vorstellen können und wollen.

5

Mach dir keine Sorgen. Mir ging es genau so.
Tochter 3 - mein Ein und Alles - Sohn wurde geboren und es kam mir so vor, als wenn ich meine Tochter ein Stück weit verloren hätte.
Sie hat mich plötzlich ganz doll genervt. Wahrscheinlich war sie auch, aufgrund des plötzlichen Multitaskings, das man ja bei einem Kind nicht hat, anstrengender zu händeln, aber ich empfand auch plötzlich nicht mehr die selbe große Liebe wie zuvor.
Ich hatte nicht mehr die gleiche Zeit und Muse wie zuvor für sie und das hat sehr an mir genagt. Ich glaube, ich habe die ersten Tage deshalb immer wieder geweint.
Es war ein Umstellungsprozess und natürlich die fiesen Hormone.
Und: Es hat sich alles wieder ganz normal eingependelt. Zwar hat mich das Multitasking trotzdem noch Monate lang gestört, aber das Liebesgefühl war wieder da. Ich musste mich nur neu sortieren. Alle mussten sich neu sortieren.

6

Liebe TE,

erstmal herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs.

das wird besser. Hier spielen die Hormone bei dir eine wichtige Rolle. Weiß meinst du wie schnell dich der Alltag wieder einholt. Mir ist das zumindestens so ergangen. Als unser Jüngster auf die Welt kam war mein großer Sohn 5 Jahre alt. Und klar war der Große auch irgendwie eifersüchtig. Aber eine Bindung hatte ich nicht damit zerstört. Ich weiß noch wie er damals vor mir stand mit seiner Spieluhr, Teddy und einer 80x80 Kuscheldecke (die er als Baby hatte) und sagt meine Spieluhr, mein Teddy und meine Kuscheldecke. Ich sagte, dass nehme ich dir auch nicht weg um Gottes willen. Und ich lese dir auch weiter vor. Es hatte sich irgendwie nicht soviel geändert. Unser Jüngster war wie sein Bruder ein absolutes Anfängerbaby und verschlief eh die meiste Zeit des Tages bis zum 1. Lebensjahr. Und wie schnell hatte der Alltag mich wieder. Von morgens bis ca. 14 Uhr hatte ich viel Zeit für den Kleinen und Haushalt. Danach war der Große dran mit Therapiebesuche, Schwimmkurs und mit Freunden spielen. Und Baby musste mit.

Sieh das so, dein Großer ist vormittags in der Kita. Du hast dann Zeit dich gut ums Baby und um dich zu kümmern. Wenn der Große aus der Kita kommt dann gehören die Stunden, die das Baby (schlafen eigentlich viel, wenn man nicht gerade ein Schreibaby hat) schläft, deinen Großen. Und da machst weiter wie gehabt. Ist das Baby wach und du stillst oder auch nicht erzählst du deinem Kind Geschichten. Da gibt es viele Möglichkeiten.

Kopf hoch das wird schon!!

LG Hinzwife

7

Hallo,

oh doch, ich kann dich total verstehen!
Mir ging es genau so nach der Geburt meiner 2. Tochter. Die Große war zu dem Zeitpunkt 19 Monate alt und wir waren unzertrennlich und sie ein totales Mamakind.
Es fing schon an, als ich zur Einleitung ins Krankenhaus musste. Mir war klar, dass ich die nächsten Tage nicht nach Hause komme und ich konnte mich gar nicht auf unser 2. Kind freuen. Ich war mir sicher, dass ich das 2. Kind nicht so lieben kann wie meine Große.
Als ich dann mit dem Baby nach Hause kam und mein Mann mit der Großen ins Bett gegangen ist und ich mit dem Baby ins andere Bett gegangen bin (wir schlafen seit der Geburt von Kind 2 in getrennten Zimmern) habe ich richtig heftig geweint, weil es mir so vorkam, als würde ich meine Große betrügen. Ich hatte die ersten Wochen oft das Gefühl, das Band zwischen uns wäre gerissen und nicht mehr so eng wie vor der Geburt vom 2. Kind.
Und tatsächlich ist es nie wieder so geworden, wie es mal war. Durch die Umstellung ist die Große nun ein Papakind geworden, die Kleine ein Mamakind. Allerdings sind beide auch noch sehr klein (knapp 3 Jahre und 1 Jahr und 3 Monate alt). Ich denke, das wird sich im Laufe der Zeit auch noch mal ändern.
Die Liebe zur Großen ist aber gleich geblieben und mir ist es wichtig, dass wir zu zweit Dinge unternehmen, wie früher auch. Wir gehen zB zum Kinderturnen und zum Kindertanzen. Die Kleine bleibt dann beim Papa. Diese Zeit tut uns gut und wir können uns nur auf uns konzentrieren. Damit angefangen haben wir auch schon recht schnell nach der Geburt. Zuhause war es doch schon so, dass ich immer das Baby in der Trage hatte (ließ sich nicht ablegen) und oft gestillt habe, so dass meine Große, selbst erst 19 Monate alt, sich oft zurückgesetzt fühlte.
Ich kann dir aber sagen, dass es gefühlsmäßig besser wird und in einiger Zeit werdet ihr einen neuen Alltag gefunden haben und euch kaum an die Zeit davor zurück erinnern können. Dann ist es das Normalste auf der Welt, dass nun zwei Kinder da sind. Es ist auch so schön zu sehen, wie die beiden Schwestern nun zusammen spielen, sich vermissen und sich freuen, wenn sie sich wiedersehen.
Ich bin nun Mama von zwei Kindern, die ich über alles Liebe und ich bin froh, dass sie beide da sind.
Ich wünsche euch alles Gute!