Nichte vergewaltigt *TRIGGERWARNUNG*

Guten Abend,

gestern hat mir meine Nichte erzählt, dass sie vergewaltigt wurde. Es ist schon ein Jahr her. Als es passiert ist, war sie siebzehn.

Es geht ihr seitdem sehr schlecht. Sie macht auch seit Kurzem eine Therapie wegen Panikattacken, aber den Auslöser kannte ich nicht und auch ihre Eltern wissen es nicht. Das finde ich sehr problematisch, weil meine Schwester mir in den letzten Wochen immer wieder gesagt hat, was sie als Mutter bestimmt falsch gemacht hat, so dass ihre Tochter jetzt diese Panikattacken hat.

Meine Nichte hat mir recht detailliert erzählt, wie es passiert ist.

Ich habe natürlich zugehört und gesagt, wie leid es mir tut, dass sie das durchmachen musste, und wie stark ich es finde, dass sie mit mir darüber spricht. Es war sehr schwer für sie. Erst vor Kurzem hat sie angefangen, mit ihrer Therapeutin darüber zu reden, und nun hat sie es zum zweiten mal jemandem erzählt.

Aber nachdem sie weg war, habe ich festgestellt, dass ich überhaupt nicht damit umgehen kann. Es macht mich alles so unglaublich wütend und fertig. Seit gestern ist mir durchgehend schlecht und ich muss immer wieder weinen.

Natürlich behalte ich das für mich.

Es ist so schrecklich, dass diese Typen ihr das angetan haben und dass sie einfach so damit durchkommen.

Eine Anzeige machen, will meine Nichte nicht. Nach einem Jahr gibt es keine Spuren mehr. Und so würde Aussage gegen Aussage stehen. Außerdem waren die Täter zu dritt und wenn sie sich absprechen, wäre es eine Aussage gegen drei.

Aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht einfach untätig bleiben kann. Ich möchte meine Nichte fragen, ob sie damit einverstanden ist, wenn ich die Familien der Täter informiere. Oder wäre das eine dumme Idee?

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Hier im Forum wird immer wieder Mal von Vergewaltigungen berichtet. Oft von den betroffenen Frauen.

Eigentlich immer kommen da Kommentare wie "Du musst ihn anzeigen!"

Und da Frage ich mich immer, was das wohl in den betroffenen Frauen auslösen muss. Wenn sie einmal ( oder mehrfach) erlebt haben, dass jemand über sie bestimmt. Ihren Willen missachtet oder gewaltsam bricht. Wenn sie sich dann hinterher öffnen, und jemand versucht, über sie zu bestimmen. Darüber, wie sie handeln müssen.

Eine vergewaltigte Frau ist für sich selbst verantwortlich. Dafür, zu überleben und die Tat so zu verarbeiten, dass sie damit weiterleben kann und will. Sie ist nicht dafür verantwortlich, dass der Täter möglicherweise auch andere Frauen vergewaltigt.und sie ist auch nicht dafür verantwortlich, einen Kampf auszufechhten, der nicht ihrer ist, damit sich Menschen in ihrem Umfeld besser fühlen.

Also nein. Es wird Deiner Nichte nicht helfen, wenn Du jetzt in Aktionismus verfällst, weil Du den Schmerz nicht erträgst.

Es tut mir leid, dass Deine Nichte Dir ihre Geschichte aufgebürdet hat. Kannst Du ermessen, wieviel Kraft sie das gekostet haben wird? Sie hat Dir jetzt auferlegt, den Stein auf ihrem Herzen ein Stück weit mit ihr zu tragen. Und nur genau das. Hilf ihr, auch wenn Du die Last gerade unerträglich findest.

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Tausend Sterne!!!!

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Danke, das mache ich. Es war nur eine Idee, weil ich dachte, man kann sie doch nicht einfach so davonkommen (und weitermachen) lassen.

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Ja, das ist keine gute Idee.
Deine Nichte muss ihr eigenes Tempo gehen.
Versuche bei dir zu bleiben und nicht den Kampf für deine Nichte zu führen

Alles Gute

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"Natürlich behalte ich das für mich."

Wende dich an eine Beratungsstelle, die darauf spezialisiert ist. Für DICH !
damit du deiner Nichte beistehen kannst.

Diese haben Schweigepflicht - dir wird geholfen - du kannst für deine Nichte stark sein - sinnvoll beistehen

silberdistel ev
weißer Ring
wildwasser
fallen mir spontan als erstes ein. Es gibt sicher noch andere. Guck was es bei dir gibt.


Handle auf keinen Fall überstürzt
weder deiner Nichte gegenüber
noch im außen.
Ja, es ist eine *** blöde Idee, die Familien der Täter zu informieren. Das kann sehr viel mehr Schaden anrichten als nutzen.

Dass du was tun möchtest, ist verständlich.
Daher wende dich dringend an eine Beratungsstelle für dich als Angehörige!
Lass dich beraten, wie
- du sinnvoll handeln kannst
- du ihr beistehen kannst
- du mit deinen eigenen Gefühlen, Ängsten etc. umgehen kannst

Damit tust du etwas - wahrst ihren Schutz (Beratung hat Schweigepflicht) - kannst ihr beistehen - und gehst selbst nicht unter

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Danke für deine Antwort.

"Ja, es ist eine *** blöde Idee, die Familien der Täter zu informieren. Das kann sehr viel mehr Schaden anrichten als nutzen."

Ich dachte nur, dass es dadurch irgendeine Konsequenz für sie geben wird, die sie vielleicht davon abhält, sowas auch anderen Frauen anzutun.

Meine Nichte war übrigens schon die zweite. Dem ersten Mädchen hat niemand geglaubt. Und wer weiß, ob das andere Mädchen wirklich die erste war.

Es kann doch nicht sein, dass die Mädchen Traumata haben und die Täter einfach weitermachen können.

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Du willst es ja nicht machen weil es gut für deine Nichte ist, sondern weil es DIR gut tut und weil DU das Gefühl hast etwas tun zu müssen. Bestimmt willst du auch mit ihrer Mutter reden weil es dir schwer fällt wenn sie dir erzählt dass sie die Schuld bei sich sucht. Aber da muss man ganz klar STOPP sagen. Damit hilfst du DIR, aber nicht deiner Nichte. deine Nichte hat sich Hilfe gesucht, das hat sie sehr gut gemacht. Jetzt bist du dran dir Hilfe zu suchen, in den vorkommentaren wurden dir schon Beratungsstellen genannt. Sprich deine Nichte nicht an, wenn sie sprechen will, wird sie kommen, aber wenn sie das Vertrauen in dich verliert nur weil du das gefühl hast etwas tun zu müssen, dann hat sie niemanden mehr dem sie sich anvertrauen kann.

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Hallo.
Da ich die ganze kacke selber durch habe, kann ich aus meiner Sicht erzählen.
Den Ratschlag" sprich sie nicht an" kann ich nicht ganz so unterschreiben.
Ich finde es schon wichtig, dass deine Nichte merkt, daß sie jeder Zeit mit dir reden kann. Bei mir wissen es auch nur 3 Menschen. Und manchmal ist es schwer den Anfang zu machen und drüber zu reden. Oft habe ich das Gefühl man will nicht drüber reden. Also schweige ich weiter.
Liebe Grüße

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Damit meinte ich eher "dräng sie nicht" und "setz sie nicht unter druck" "zwing sie nicht"

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Das wäre eine sehr dumme Idee!

Sei „einfach“ für deine Nichte da. Du bekommst jetzt zu spüren, was sie aktuell für eine Last trägt - hilf ihr einfach dabei!

Hör zu, aber mache nichts, was sie nicht will! Es ist erstaunlich, dass sie dir so sehr vertraut, aber ich würde es echt nicht zerstören.

Allerhöchstens würde ich ihr Mut machen (ganz vorsichtig!), sich ihrer Mutter zu öffnen. Aber wenn sie das absolut gar nicht will, ist das okay!

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Ich werde nichts weiter unternehmen. Aber wieso wäre es eine sehr dumme Idee?

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Es gibt auf Youtube eine Doku, die heisst " vergewaltigt- wie Frauen sich zurück ins Leben kämpfen. Ist sehr hart. Aber die sprechen aus was ein Opfer denkt.

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Ich finde, dass du in der Situation genau richtig reagiert hast. Ich bin auch vergewaltigt worden und habe auch ein Jahr gebraucht, um davon zu erzählen. Diese Person begann, direkt während des Gesprächs zu weinen und verfiel in Aktionismus. Sie wollte mich davon überzeugen, dass ich unbedingt was machen muss und dass ich eine Verantwortung gegenüber anderen Frauen habe.

Hat das Opfer so eine Verantwortung? Erst mal muss es doch lernen, selbst mit der Situation zurechtzukommen.

Und dann fand ich es schlimm, immer wieder an den Täter erinnert zu werden. Die Person, der ich davon erzählt habe, hat wirklich oft gesagt: “Richtig schlimm, was O. dir angetan hat. Oder hat plötzlich wieder angefangen, darüber zu reden.

Mein Fehler war es wahrscheinlich, dass ich nicht direkt gesagt habe, wie ich es finde.

Was du tun kannst: Zeig ihr, dass sie immer mit dir reden kann. Aber dränge sie nicht. Weder zum Reden, noch zu irgendwelchen Aktionen.

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Danke für deine Antwort. So mache ich es.

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Hey!

Du könntest selbst bei einer Beratungsstelle anrufen.

Wildwasser, zartbitter, der weiße Ring sind die, die mir spontan einfallen. Beim weißen Ring kannst du stellvertretend anrufen und dich beraten lassen, wie du dich verhalten solltest. 116006 ist die Nummer und von 7 bis 22 Uhr erreichbar.

Es ist bestimmt schwer, dieses Wissen zu besitzen. Ich mache mir dann immer klar: die Tat ist passiert , man kann es nicht ungeschehen machen. Aber man kann nun versuchen, für das Mädchen das bestmögliche zu tun, um ihr zu helfen.

Es gibt noch ein paar Dinge, die man für sie tun kann. Beim weißen Ring werden Maßnahmen genannt, die auch über den weißen Ring vermittelt werden.

Wenn ihr die Täter kennt- ist es möglich, dass sie die Tat wiederholen? Oder besteht kein Kontakt mehr? Das wäre für mich auch ein Aspekt, den ich bedenken würde.

Liebe Grüße
Schoko

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"Ich mache mir dann immer klar: die Tat ist passiert , man kann es nicht ungeschehen machen. Aber man kann nun versuchen, für das Mädchen das bestmögliche zu tun, um ihr zu helfen."

Danke, das hilft.

"Wenn ihr die Täter kennt- ist es möglich, dass sie die Tat wiederholen? Oder besteht kein Kontakt mehr?"

Es war ein Klassenkamerad meiner Nichte, den sie damals ganz toll fand. Er hat sie zu einem Date zu sich nach Hause eingeladen und da hat er sie dann mit zwei seiner Kumpels vergewaltigt. Er ist ein Jahr älter, weil er sitzengeblieben ist. Die beiden anderen sind ungefähr im selben Alter.

Einem anderen Mädchen aus der Klasse meiner Nichte ist dasselbe passiert. Da waren zwei von den Tätern beteiligt. Sie hat es einigen aus der Schule erzählt, aber weil dieses Mädchen eher unbeliebt ist und wohl schon vorher als "Dramaqueen" abgestempelt wurde, hat ihr niemand geglaubt.

Sie gehen nicht mehr zusammen zur Schule. Meine Nichte sieht den Täter, der in ihrer Klasse war, also nicht mehr. Sie würde natürlich nie wieder in seine Wohnung gehen. Dass sie ihr das noch mal antun, halte ich für fast ausgeschlossen. Dass andere Mädchen dasselbe wie meine Nichte durchmachen, leider nicht.

Deshalb denke ich halt, wenn ihre Eltern das wüssten, könnten die was unternehmen (falls sie mir überhaupt glauben) und so könnte den anderen Frauen geholfen werden.

Aber ich werde nichts machen, aus Respekt vor dem Heilungsprozess meiner Nichte.

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Dass die Jungs das anscheinend wiederholt machen, ist kein gutes Zeichen - glaube auch, wenn es zu einer zweiten Anzeige kommen würde, würde das anders angesehen. Aber ich sehe es wie du, dass das die Entscheidung der Nichte ist, die ihr niemand abnehmen sollte. Ich kann mir vorstellen, dass es gut für sie ist zu hören, dass du sie liebst, ihr zuhörst, unterstützt und respektierst, egal was sie tut - oder entscheidet, nicht zu tun.

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Hallo,

es gab schon sehr gute Hinweise hier, ich kann deshalb dir und deiner Nichte deshalb nur alles Gute wünschen.

Schade finde ich, dass es viel zu wenig "Lebensunterricht" (Philosophie, Recht, Soziologie, Psychologie usw.) in den Schulen gibt. Einer Freundin von mir erging es wie deiner Nichte, sie hat mir erst viele Jahre später davon erzählt. Sie wusste tatsächlich nicht, wie sie sich hätte verhalten sollen. Etwas anderes ist es, wenn man aus Schock und Scham schweigt. Aber ihr war damals völlig unbekannt, dass man sofort anzeigen muss, um Spuren zu sichern. Darüber komme ich gar nicht hinweg, weil mir das selbst (lese schon immer wahnsinnig viel) schon mit 12 klar war.

Ob ich es geschafft hätte, ist etwas anderes. Aber diese Aufklärung den Eltern zu überlassen, ist offensichtlich nicht zielführend.

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Nur der Vollständigkeit halber: Eine Vergewaltigung muss nicht sofort angezeigt werden. Lediglich die Sicherung der Tatspuren am Körper des Opfers sollte schnellstmöglich geschehen. Das kann aber ohne Hinzuziehung der Polizei z.B. in einem Krankenhaus geschehen.

Danach hat das Tatopfer Zeit sich zu überlegen, ob sich zutraut, den Weg einer Anzeige zu gehen.

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Meine Nichte meinte auch, dass sie lange gebraucht hat, um überhaupt zu verstehen, dass es eine Vergewaltigung war.

Sie meinte, sie wollte direkt wieder gehen, als sie gesehen hat, dass ihr "Date" noch zwei Freunde eingeladen hatte. Dann hat sie sich zu Trinkspielen überreden lassen und als sie zu betrunken war, um richtig Widerstand zu leisten, haben die Typen sie ausgezogen und vergewaltigt. Als sie danach weinte, meinten sie wohl zu ihr: "Warum heulst du denn jetzt? Du wolltest es doch auch, sonst wärst du gar nicht erst hergekommen."

Deshalb hat sie sich auch sehr geschämt. Und erst ihre Therapeutin hat ihr gesagt, dass das natürlich eine Vergewaltigung war.

Ich denke auch, dass das Thema an Schulen gehört. Ich erinnere mich daran, dass wir mal über Betäubungsmittel in Getränken gesprochen haben. Aber nie über Vergewaltigung an sich.

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Ich kann euch bzw deiner Nichte nur Anraten trotzdem zur Polizei zu gehen. Auch wenn keine Spuren mehr vorhanden sind, und es am Ende Aussage gegen Aussage steht, wird dieser Vorfall in den Akten der Täter aufgenommen. Sollte es in Zukunft zu erneuten Übergriffen und anzeigen kommen, erhöht sich die Beweislast. Anscheinend gab es ja schon mal ein Mädchen, mit entsprechendem Vorfall, dem nur nicht geglaubt wurde. Sollte nun durch euch Anzeige gestellt werden, wird auch der Fall des anderen Mädchens eventuell nochmals angeschaut und neu bewertet.

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Wenn die Nichte eine Anzeige macht, muss die Polizei ermitteln. Das möchte sie ja gerade NICHT, dass damit alles öffentlich wird.

Du hast zwar recht mit deiner Aussage, aber ich wüsste nicht, wie das funktionieren sollte Anzeige, aber keine Ermittlungen.